Stadt Kempen Der linke Niederrhein auf einer einzigen Etage

Stadt Kempen · Wer die rund zwei Dutzend Modelle historischer niederrheinischer Städte im Museumszentrum Burg Linn noch einmal oder erstmalig bewundern will, muss sich beeilen. Ende dieses Jahres werden sie nämlich abgebaut, weil auf den beiden obersten Etagen ein stadtgeschichtliches Museum eingerichtet wird.

 Da alle Modelle im selben Maßstab gebaut wurden, lassen sich (von unten) Krefeld, Hüls und Kempen in ihren Ausmaßen von etwa 1650 gut vergleichen. Alle drei Städtchen waren noch mit Mauern und Gräben umwehrt. Im damals noch sehr kleinen Krefeld ist halblinks die Alte Kirche zu sehen; die Dionysiuskirche gab es noch nicht. Links, rechts und oben: die drei Tore als Zugang in das Städtchen. Darüber das Modell von Hüls mit der Cyriakuskirche, der benachbarten Klausur und der Burg östlich des Orts. Oben ist Kempen mit seiner Propsteikirche im Ortskern und der Burg (rechts) dargestellt.

Da alle Modelle im selben Maßstab gebaut wurden, lassen sich (von unten) Krefeld, Hüls und Kempen in ihren Ausmaßen von etwa 1650 gut vergleichen. Alle drei Städtchen waren noch mit Mauern und Gräben umwehrt. Im damals noch sehr kleinen Krefeld ist halblinks die Alte Kirche zu sehen; die Dionysiuskirche gab es noch nicht. Links, rechts und oben: die drei Tore als Zugang in das Städtchen. Darüber das Modell von Hüls mit der Cyriakuskirche, der benachbarten Klausur und der Burg östlich des Orts. Oben ist Kempen mit seiner Propsteikirche im Ortskern und der Burg (rechts) dargestellt.

Foto: Thomas Lammertz

Jeder Modellbau-Freund, der das noch nicht gesehen hat, wird sich ebenso verwundert wie begeistert die Augen reiben: In der zweiten Etage des Museumszentrums Burg Linn zeigen auf rund 150 Quadratmetern nicht weniger als zwei Dutzend Modelle - eingebettet in weite grüne Landschaftsflächen - Städte und Städtchen des linken Niederrheins aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Wer diese beeindruckenden Ansichten noch erleben will, kann das nur noch bis Ende dieses Jahres. Dann werden die großflächigen Vitrinen, die die teils mit Burgen bestückten Modelle seit den Anfangsjahren des Museums zeigen, abgebaut.

Da alle Modelle in den Vitrinen denselben Maßstab von 1 : 625 aufweisen, kann man beispielsweise erkennen, dass die Stadt Krefeld um 1650 noch etwas kleiner als Uerdingen war. "Krefeld lag verkehrstechnisch eher ungünstig; Uerdingen am Rhein hatte dagegen beste Voraussetzungen für weitläufigen Handel und die entsprechende wirtschaftliche Entwicklung", sagt Museumsleiterin Jennifer Morscheiser. Hüls und Kempen sind ebenfalls in dieser Vitrine zu sehen. Nicht weniger interessant sind die Vergleiche der Städte Xanten, Uedem, Goch und Kleve in einer gemeinsamen Vitrine sowie Wachtendonk, Kaldenkirchen, Dülken, Waldniel und Mönchengladbach in einer weiteren Vitrine. Die Modelle hatte Albert Steeger, Gründer des Museums Burg Linn, für die Schau "Burg und Stadt am Niederrhein" mit Hilfe von ortskundigen Archivaren, Historikern und Heimatforschern bauen lassen, die 1938 im Heimathaus des Niederrheins am Nordwall erstmals zu sehen war. Ab nächstem Jahr werden die rund 400 Quadratmeter der zweiten und dritten Etage des Museums, das 1943 mit dem Bau des Bunkers an der Rheinbabenstraße eingerichtet wurde, komplett neu gestaltet. "Zunächst wird es zwei Sonderausstellungen geben, bevor dort bis 2020/21 ein stadtgeschichtliches Museum, das es bislang in Krefeld nicht gibt, mit Objekten von 1600 bis in zum Zweiten Weltkrieg eingerichtet wird", erklärt Morscheiser. Die Stadtmodelle sollen dann in einer anderen Weise präsentiert werden, aller Voraussicht nach in für die Besucher herausziehbaren Schubladen. Wie die Museumsleiterin berichtet, habe das Interesse an den Städtemodellen über die vielen Jahre erheblich nachgelassen. "Die Kinder, die uns als Zielgruppe ganz wichtig sind, finden keine Knöpfe, mit denen sie etwas in Bewegung setzen könnten, und auch Jugendliche und junge Erwachsene gehen meist an den Modellen vorbei." In der dritten Etage - dort gibt es zurzeit Bauernhausmodelle, eine Schusterwerkstatt und etwas über die moderne Seidenweberein zu sehen - soll auf jeden Fall der Kamin aus Hülser Keramik stehen bleiben. Nicht nur, weil auf dessen Kacheln ein äußerst skurril anmutender Elefant abgebildet ist, Morscheiser: "Der Künstler hatte ein solches Tier offenbar nie gesehen."

(RP)
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