Bürgermeisterkandidaten Volkmar Josten Das Versprechen: "Auf Augenhöhe mit den Bürgern"

Kempen · Die Rheinische Post stellt die drei Kandidaten vor, die in Grefrath Bürgermeister werden möchten. Der Leiter des Sozialamts fordert den Bürgermeister heraus. Er möchte Netzwerke über die Grenzen der Niersgemeinde hinaus schaffen.

 Die Schutzhütte für Jugendliche am Sportplatz Heidefeld steht für Volkmar Josten als Symbol dafür, was Bürger alles alleine bewerkstelligen, wenn man sie lässt.

Die Schutzhütte für Jugendliche am Sportplatz Heidefeld steht für Volkmar Josten als Symbol dafür, was Bürger alles alleine bewerkstelligen, wenn man sie lässt.

Foto: wolfgang kaiser

grefrath Volkmar Josten ist 55 Jahre alt und leitet das Grefrather Sozialamt. Nach der Wahl am 13. September möchte er gern ein neues Büro beziehen und den amtierenden Bürgermeister Manfred Lommetz ablösen. Was hat ihn dazu bewogen, seinen Hut in den Ring zu werfen? Er sei in vielen Projekten engagiert, erzählt er im Gespräch mit der Rheinischen Post, beispielsweise den "Perspektiven für Oedt" oder der Künstlergruppe "Blaue Gans". Oft stoße er an Grenzen, die er in seiner Funktion als Leiter des Sozialamts nicht überschreiten könne. Da gebe es dann zwei Möglichkeiten - das Projekt zu stoppen oder die Funktion zu wechseln, "sprich Bürgermeister zu werden". Langsam sei der Plan in ihm gereift: "Irgendwann kam der Punkt, an dem ich gesagt habe: Ich kann mir das vorstellen." Die Entscheidung habe er letztendlich nicht in Klausur mit sich selber gefällt, sondern intensiv mit der Familie diskutiert. Vor der offiziellen Kandidatur habe er auch den Rat einiger Vertrauter gesucht: "Ich habe eigentlich nur positiven Zuspruch bekommen."

Und nun tritt er gegen den eigenen Chef an. Ist das nicht ein komisches Gefühl? "Eigentlich nicht, wir haben ein sportliches Verhältnis zu einander", sagt Josten. Anfangs sei Manfred Lommetz nicht sonderlich begeistert gewesen, "aber wir haben uns im Gespräch verständigt und jetzt funktioniert das".

In diesen Tagen hat der Wahlkampf bei Volkmar Josten begonnen. Die Plakate hängen und die Flyer werden verteilt. Außerdem will Josten dann in allen vier Grefrather Ortsteilen mit einem kleinen roten Auto unterwegs sein. Er möchte vor Ort das Gespräch mit den Bürgern suchen, um zu erfahren, wo sie der Schuh drückt, welche Probleme sie haben.

Als Bürgermeister möchte er sie dann lösen. Warum glaubt er, er bekleide künftig den Chefsessel im Grefrather Rathaus? "Ich habe die nötige Verwaltungserfahrung." Er verfüge, sagt Josten, über Innovationsfähigkeit, er könne neue Projekte anschieben. Er wolle als wirklich unabhängiger Kandidat eine echte Alternative für die Grefrather Wähler sein: "Ich bin nur Mitglied im Heimatverein."

Ganz wichtig ist es für ihn, auf Augenhöhe mit den Bürgern zu sein. "Wir haben hier in Grefrath viele engagierte Menschen, die sich einbringen möchten. Denen müssen wir den Weg freimachen." Als Beispiele nannte er die "Perspektiven für Oedt" und den Verein "Älter werden in der Gemeinde Grefrath": "Die brauchten nur einen Anstoß und wurden danach ganz schnell Selbstläufer." Versprechen könne er als Bürgermeister in den meisten Fällen nichts: "Versprechen kann ich jedoch, dass ich stets auf den Augenhöhe mit den Menschen kommunizieren werde."

Welche Projekte würde Josten als neuer Bürgermeister umsetzen? Zunächst werde er das Gespräch mit der Politik suchen und Ziele abklopfen, wo es hingehen könnte. Wichtig sei es für ihn auch, sich mit den Gewerbetreibenden an einen Tisch zu setzen und deren Sorgen und Nöte abzufragen: "Wir müssen sie bei der Stange halten." In der Regel handele es sich um mittelständische Betriebe: "Die sind unsere Bank."

Er werde als Bürgermeister außerdem die Verwaltungsreform forcieren und die vakante Stelle eines Wirtschaftsförderers besetzen, der sich gleichzeitig um den Tourismus kümmern soll.

Als weitere wichtige Aufgabe nannte Josten, dass die Gemeinde vor dem Hintergrund der finanziellen Misere und des Haushaltssicherungskonzepts möglichst schnell wieder Handlungsspielraum erlangt. Man müsse mit allen Beteiligten und im Dialog nach Einsparpotenzialen suchen. Aber auch nach Möglichkeiten, die Einnahmeseite eventuell zu verbessern: "Ich werde Klinken putzen gehen und mich um über die Gemeinde hinausgehende Netzwerke bemühen. Wir sind die kleinste Gemeinde im Kreis Viersen und damit auf Austausch angewiesen." Im sozialen Bereich ist Josten bestens bekannt. Hofft er hier auf besonders viele Stimmen? Energischer Widerspruch: "Ganz und gar nicht, ich hoffe auf Stimmen aus allen Bereichen. Ich will der Bürgermeister aller Grefrather sein." Es gebe viele Menschen außerhalb des sozialen Bereichs, "die mich kennen, schätzen und wählen".

Wir sieht er die Zusammenarbeit mit den Politikern, mit dem Gemeinderat? Ärgert er sich manchmal über sie? Er sei nur dann schon einmal verärgert, sagt Josten, wenn Entscheidungen endlos verzögert werden oder vielleicht gar nicht fallen. Ansonsten habe er viel Respekt vor den Politikern: "Sie engagieren sich und opfern viele Stunden ihrer Freizeit." Er habe Verständnis auch für die Erwartungshandlung: "Wenn man bei einem Vorschlag sofort sagt, das können wir nicht finanzieren, ist er tot." Man kann aber auch nachdenken, ob es nicht doch Möglichkeiten gibt: "Vielleicht gibt es ja irgendwelche Fördertöpfe, an die man versuchen könnte, heranzukommen."

(RP)
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