Stadt Kempen Das Paradies der Schnäppchenjäger

Stadt Kempen · Auf dem Hubertusmarkt gab es gestern wieder Sensationelles und allerlei Weltneuheiten. Besucher beobachteten gebannt den Gemüseschnibbler und die Dosenöffnerin. Millionen Frauen lieben den CD-Verkäufer.

 Wühlen, aussuchen, kaufen: Das war der Dreiklang, der gestern einmal mehr den Hubertusmarkt beherrschte. Hier und da durfte auch gefeilscht werden.

Wühlen, aussuchen, kaufen: Das war der Dreiklang, der gestern einmal mehr den Hubertusmarkt beherrschte. Hier und da durfte auch gefeilscht werden.

Foto: wolfgang kaiser

Da sind sie alle wieder da, die Schnäppchenjäger aus der Region. Zielsicher schlendern sie durch die Straßen der Kempener Altstadt und entdecken einmal mehr allerlei Sensationen und Weltneuheiten. An einem eher unscheinbaren Stand bietet ein älterer Herr den Textilkleber der Zukunft an. Er macht dabei einen durchaus ernsthaften Eindruck und vermittelt den Passanten das beruhigende Gefühl, der Fortbestand der Menschheit sei durch sein neues Produkt gesichert.

Jahreszeitlich bedingt gibt es Weihnachtsdeko in all ihren bunten Erscheinungsformen. Na ja, vieles davon ist Geschmackssache. Die weihnachtlich angehauchten Gardinen etwa könnten bei dem einen oder anderen die Vorfreude auf das Fest deutlich schmälern. Zwischen den zahlreichen Verkaufsständen haben die Besucher hinreichend Gelegenheit, etwas für ihr körperliches Wohlbefinden zu tun. Wobei kulinarisch auch der Nahe Osten in Kempen angekommen ist. Beim Teig-Scheich gibt es allerdings keine arabischen Spezialitäten, sondern Crepes in allen möglichen Geschmacksrichtungen.

 Der neue Super-Öffner ist endlich da: Stundenlang öffnete die Verkäuferin Konservendosen.

Der neue Super-Öffner ist endlich da: Stundenlang öffnete die Verkäuferin Konservendosen.

Foto: Kaiser Wolfgang

Zwei Damen im besten Alter fachsimpeln über die ihrer Meinung zu großen Abstände zwischen den Ständen. Ein dritte kommt dazu, offenbar eine Rathaus-Insiderin: "Die dürfen dat nich mehr so eng stellen", behauptet sie im Brustton der Überzeugung. Eine Erklärung indes bleibt sie schuldig. Auf der Engerstraße ist ein professioneller Dosenöffner im Angebot. Die Verkäuferin bietet den ganzen Tag lang Einblicke in die sensationellen Eigenschaften des Geräts. Unklar ist allerdings, was mit den ganzen geöffneten Dosen geschieht. Am Nachmittag ist im Umkreis ein dezenter Duft nach Ölsardinen nicht zu überriechen.

Den gegenüber angesiedelten Gemüseschnibbler stört das wenig. Mit geradezu stoischer Ruhe zerlegt er stundenlang Möhren, Kohlrabi, Paprika und was alles ihm sonst unter den Hobel kommt in seine kleinesten Einzelteile. Mit seinen Gemüsehaufen hätte er am Abend mühelos den Wochenbedarf an Vitaminen einer mittleren Kleinstadt decken können.

 Freunde des gepflegten Strumpfs kamen voll auf ihre Kosten.

Freunde des gepflegten Strumpfs kamen voll auf ihre Kosten.

Foto: Kaiser Wolfgang

Auf der Judenstraße gibt es am CD-Stand Musik und gute Laune. In voller Lautstärke erschallt der Evergreen "Millionen Frauen lieben mich". Angesichts dieser überwältigenden Welle der Zuneigung ist es kein Wunder, dass der Verkäufer auch an diesem eher trüben Vormittag einen rundum zufriedenen Eindruck macht.

Auf dem Buttermarkt haben sich mittlerweile die Fachfrauen in trauter Runde versammelt. Auf der Miedermeile diskutieren sie eifrig und durchaus kontrovers über neue Modelle, Farben und sonstige Trends. Flüchtigen Eindrücken nach scheint Apricot sich aktuell zum Renner zu entwickeln. Der eine oder andere bemitleidenswerte Ehemann, offensichtlich gegen seinen Willen zum Marktbesuch gezwungen, schaut sehnsüchtig in Richtung Marktschänke.

Ein durchaus interessantes Gespräch entwickelt sich gerade am Püfferkes-Stand. Das Thema ist hier allerdings vollkommen fehl am Platze, es geht nämlich um Diät. "Fünf Kilo müssen noch runter" sagt die Dame im besten Alter, und man möchte ihr angesichts der Püfferkes-Wolke den Rat geben, sich eiligen Schrittes in eine andere Duftzone zu begeben.

Werbeslogans bekommt man in ausreichender Anzahl zu lesen: "An Pferden geprobt, von Menschen gelobt" prägt sich ehrlich gesagt besser ein als die lateinische U-Deklination. Einige Meter weiter steht eine wackere Hausfrau, die offenbar vom Schicksal ganz besonders gebeutelt ist: "Ich kann sie nicht mehr anziehen, aber ich kann mich auch nicht von ihnen trennen." Schnell wird klar: Es geht um ein Paar alter Schuhe. Der Ratschlag an dieser Stelle: In eine hübsche Vitrine packen und an exponierter Stelle in der Wohnung platzieren.

Bei allen fliegenden Händlern aus ganz Deutschland und den benachbarten Ländern geht es in der Diskussion natürlich auch um die Kempener Geschäftswelt und ihre Angebote. "Die haben jede Menge Ladenhüter", sagt eine Frau und zeigt auf einen Laden, dessen Namen wir aus gegebenen Gründen nicht nennen. Ganz so schlimm ist es aber auch nicht, befindet die Begleitung der Kritikerin: "Hat aber alles gute Qualität."

Und dann ist da noch der Typ Menschenfänger, der ein natürlich sensationelles Produkt zur Lederpflege anpreist: "Heute reiben wir alles ein. Das ist immer eine feine Sache." Er hat vermutlich Recht.

(RP)
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