Stadt Kempen Burg: Auftrag für Studie ist vergeben

Stadt Kempen · Landrat Dr. Andreas Coenen drückt aufs Tempo. Er möchte im kommenden Jahr weitgehend Klarheit über die künftige Nutzung der Kempener Burg haben. Das Kreisarchiv wird wohl einen Neubau bekommen.

 Die ehemalige kurkölnische Landesburg ist ein Wahrzeichen der Stadt Kempen. Sie ist im Besitz des Kreises Viersen und beherbergt derzeit das Kreisarchiv.

Die ehemalige kurkölnische Landesburg ist ein Wahrzeichen der Stadt Kempen. Sie ist im Besitz des Kreises Viersen und beherbergt derzeit das Kreisarchiv.

Foto: Kaspar Müller-Bringmann

Kurz vor Weihnachten hat der Landrat einen ersten Flock für den weiteren Fortgang des Projektes eingeschlagen: Der Kreis hat das Dortmunder Planungsbüro "Assmann-Gruppe" mit der seit Langem geplanten Machbarkeitsstudie beauftragt. Dazu hatte der Viersener Kreistag in der letzten Sitzung des Jahres am 10. Dezember die notwendigen Finanzmittel freigegeben. 46 000 Euro soll die Studie kosten. Sie wird allein vom Kreis getragen. Bereits nach dem Jahreswechsel soll es erste Gespräche mit dem Planungsbüro geben. Dabei sollen auch die Unterlagen der Studenten-Werkstatt übergeben werden.

Von den ursprünglichen Plänen, dass sich der Kreis Viersen als Eigentümerin der Burg und die Stadt Kempen die Kosten für eine Machbarkeitsstudie teilen und außerdem entsprechende Fördermittel des Landes nutzen, war der Landrat zuletzt abgerückt. Nach der Studenten-Werkstatt drohte der weitere Fortgang des Projektes zu stagnieren. Das wollte Landrat Coenen unbedingt verhindern. "Selbstverständlich habe ich das Vorgehen mit Kempens Bürgermeister Volker Rübo abgestimmt", betonte Coenen im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Parallel zu der Studenten-Werkstatt, bei der im vergangenen Frühjahr Studierende verschiedener Hochschule Ideen für eine künftige Nutzung der früheren kurkölnischen Landesburg entwickelt hatten, hat der Kreis hinter den Kulissen bereits weiter an dem Projekt gearbeitet. So wurden Experten des Archivberatungszentrums des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mit ins Boot genommen. Sie untersuchten die Möglichkeiten, das historische Gemäuer auch künftig für die Zwecke eines modernen Archivs zu nutzen.

 Landrat Dr. Andreas Coenen drückt bei der Frage der Zukunft der Burg jetzt aufs Tempo.

Landrat Dr. Andreas Coenen drückt bei der Frage der Zukunft der Burg jetzt aufs Tempo.

Foto: BUSCH

Ihr Ergebnis bestätigte dann eigene Erkenntnisse des Kreises: Angesichts der problematischen Unterbringung des Archivs in der Burg selbst - die Räume sind schlecht klimatisiert, Wände teilweise verschimmelt, es fehlt zudem ein Aufzug für Besucher, die verschärften Bestimmungen des Brandschutzes können nicht erfüllt werden - und der Tatsache, dass der Kreis für die Lagerung der Archivbestände bereits seit Längerem Räume in Kempen (im Arnoldgebäude) und in Dülken (in einem ehemaligen Gewerbebetrieb) hat anmieten müssen, konnte aus dem Gutachten der LVR-Experten nur die Empfehlung herauskommen: Für das Kreisarchiv macht nur ein Neubau Sinn. An einem neuen Standort sollte in einem entsprechend ausgestatteten Zweckbau alles, was das Kreisarchiv betrifft, zusammengeführt werden, so die Gutachter.

Dafür will der Kreis nun auch Geld in die Hand nehmen. Wie viel dafür nötig sein wird, ist völlig offen. Ebenso ist die Standortfrage offen. Nur so viel scheint klar: Einen Neubau an der Kempener Burg wird es nicht geben. Und ob die Thomasstadt auch künftig Sitz des Kreisarchivs sein wird, ist noch nicht entschieden. Der Kreis hat Kontakt mit Willich und Viersen aufgenommen, die eigene Stadtarchive betreiben. Landrat Coenen strebt eine Lösung in Form eines zentralisierten Kreisarchivs an. "Wo dieses Kreisarchiv seinen Standort haben wird, steht nicht fest. Wir gehen an die Sache zunächst völlig ergebnisoffen heran", sagt Andrea s Coenen. Kempen sei aber sicherlich noch nicht aus Rennen.

Coenen ist sich der Tatsache sehr wohl bewusst, dass er sich in Kempen keine Freunde macht, wenn der Kreis das Kreisarchiv in eine andere Stadt verlagert. Für den Fall, dass es so weit kommt, hat der Landrat aber bereits einen Plan in der Schublade, um Kempen eine gleich wertige Kreiseinrichtung sozusagen als Entschädigung anbieten zu können. Welche das sein könnte, darüber schweigt sich Coenen allerdings aus.

Nun will er erst einmal die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten. Wann die vorliegen werden, ist offen. Ein Zeitplan soll nach dem ersten Planungsgespräch mit der Assmann-Gruppe im Januar erarbeitet werden. Coenen will aber im Laufe des kommenden Jahres Klarheit. Ob der Kreis die Burg weiterhin als Eigentümer betreibt, hängt ebenfalls von den Perspektiven ab, die die Studie aufzeigen soll. Die Stadt Kempen ist an einer Übernahme der Burg nicht wirklich interessiert. Diesen Eindruck hatte Coenen gewonnen, nachdem er sogar in Erwägung gezogen hatte, die Burg der Stadt zu schenken. Ein solches Angebot hatte Bürgermeister Rübo aber dankend abgelehnt - mit dem Hinweis, dass die Inbesitznahme des Kempener Wahrzeichen die Stadt finanziell überfordere.

Aus Sicht des Landrates ist der jetzt eingeschlagene Weg die wohl beste Lösung: Es sei wichtig, dass bei einem solchen Verfahren nur einer den Hut aufhabe. Dann sei alles leichter abzuwickeln, meint er. Gleichwohl betont er, dass der Kreis nichts über den Kopf der Stadt Kempen hinweg entscheiden werde. Die Stadt und die Kempener Politik würden über alle weiteren Schritte informiert. Coenen geht es um eine einvernehmliche Lösung.

(RP)
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