Stadt Kempen Blühendes Leuchtturmprojekt

Stadt Kempen · Der Naturschutzbund Nabu Kempen will Wegränder in Lebensräume für Insekten verwandeln und damit die Artenvielfalt erhalten. An der Straße "An der Gastendonk" in St. Hubert startet ein Pilotprojekt mit Stadt und Kreis.

 Blühstreifen, wie hier an einer Landstraße in Langenfeld, gibt es bereits vielerorts. Der Naturschutzbund möchte sie auch in Kempen anlegen.

Blühstreifen, wie hier an einer Landstraße in Langenfeld, gibt es bereits vielerorts. Der Naturschutzbund möchte sie auch in Kempen anlegen.

Foto: Meisel

"Vereinbarung über die Unterhaltung des östlichen Außenbanketts an der Tönisberger Straße (K 23) von der Einmündung Mittelorbroich bis zur Einmündung Hinterorbroich" - so heißt es offiziell in dem Schreiben vom Amt für Technischen Umweltschutz und Kreisstraßen, das Georg Lüdecke erhalten hat. Für das Mitglied der Nabu-Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg ist ein Schreiben, das in eine Richtung weist, die sich der Naturschützer schon lange wünscht. Es geht nämlich darum, Wegränder, die meist in einem Einheitsgrün fast ausschließlich mit Gräsern bewachsen sind, in bunte Blühstreifen zu verwandeln, die Insekten und anderen Tierarten aufgrund ihrer Pflanzenvielfalt als Lebensraum dienen können. Der Kreis Viersen hat nun grünes Licht gegeben, dass die Nabu-Ortsgruppe unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit genau dies machen darf.

 Georg Lüdecke, Peter Kunz und Peter Jeske vom Naturschutzbund (Nabu) am Blühstreifen an der Straße "An der Gastendonk" in St. Hubert.

Georg Lüdecke, Peter Kunz und Peter Jeske vom Naturschutzbund (Nabu) am Blühstreifen an der Straße "An der Gastendonk" in St. Hubert.

Foto: Prümen

"Jeder weiß um das Artensterben. Mit unserem Projekt Blühstreifen für die Natur schaffen wir es, dass bedrohte Pflanzenarten wieder wachsen können. Diese bilden wiederum eine entsprechende Nahrungsgrundlage für Insekten und damit auch für Vögel. Ein kleiner, aber bedeutsamer Schritt, um dem Artensterben entgegen zu wirken", sagt Lüdecke. Das Pilotprojekt, an dem nicht nur der Kreis Viersen, sondern auch die Stadt Kempen beteiligt ist, hat der Naturschutzbund An der Gastendonk in St. Hubert angesiedelt.

Die gesamte Siedlung wurde schon als fledermausfreundlich ausgezeichnet und nun geht es an das nächste Leuchtturmprojekt. Wobei ein Straßendreieck, eingerahmt von An der Gastendonk, Tönisberger Straße und Hinterorbroich, das betreffende Gebiet darstellt. In der Praxis wird es so aussehen, dass die Wegränder, dort, wo es die Verkehrssicherheit erfordert, auf einem halben Meter Breite kurz zurückgeschnitten werden. Auf dem restlichen Streifen dürfen die Pflanzen bis zur Samenreife wachsen. Danach schneiden die Nabu-Experten die Fläche. "Die geschnittenen Pflanzen lassen wir eine Woche zur Aussamung liegen", erklärt Lüdecke. Danach wird das Schnittgut aufgesammelt und auf den Kompost von Lüdecke gebracht.

Es sei wichtig, dass die Pflanzen nicht als Mulch liegen bleiben, da dies den Boden zu sehr mit Nährstoffen versorgt. Durch die Entfernung kann der Boden abmagern und ist damit ideal für Blühpflanzen, die einen mageren Boden bevorzugen. "Wir werden erstaunt sein, was sich alles im Bodendepot befindet und mithilfe von Kot, den Vögel hinterlassen, wachsen wird", meint Nabu-Ortsgruppensprecher Peter Jeske.

Die Naturschützer konnten zudem einen Landwirt gewinnen, der die Ränder seiner landwirtschaftlichen genutzten Äcker ebenfalls für das Projekt zur Verfügung stellt und mit seinen Gerätschaften sogar hilft, das Schnittgut zu entfernen. "Für Schmetterlinge bieten sich damit auch ganz neue Chancen", sagt Peter Kunz, der Schmetterlingsexperte des Kempener Nabu. Er hat allein in diesem Jahr schon mehr als 1000 Raupen vor dem sicheren Tod bewahrt, weil die Nahrungspflanzen der künftigen Schmetterlinge einfach abgemäht wurden.

Wie schön und ökologisch Flächen werden können, wenn man ihnen die Chance dazu gibt, wissen die Naturschützer aus Erfahrung. Ob die Verkehrsinseln in Klixdorf, die nach einem Bodenaustausch nun Blühecken geworden sind oder die Dreiecksfläche vor der Kita "Spatzennest" am Eibenweg in Kamperlings, in der es bunt und vielfältig zugeht - beides sind Beispiele für Projekte im Einklang mit der Natur. Die Ortsgruppe hofft, dass ihre Projekte viele Nachahmer finden und weitere Bürger oder Unternehmen mithelfen und bestehende Flächen ökologisch sinnvoll unterhalten. "Wir haben viele Möglichkeiten, wir müssen sie nur nutzen", betont Jeske.

Ein schönes Beispiel ist für Jeske eine Fläche an der Vorster Straße, wo er darum bat, den dortigen Beinwell, eine sehr gute Bienenfutterpflanze, stehen zu lassen und nicht abzumähen. Der Beinwell steht noch und die Verkehrssicherheit ist auch gegeben.

(tref)
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