Stadt Kempen Auf der Suche nach Wohnraum

Stadt Kempen · Die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen bleibt in Kempen eine wichtige Aufgabe. Der Haushalt ist auf Kante genäht. Kempens Bürgermeister Volker Rübo hat ein zweites Rathaus ins Gespräch gebracht.

 Die Stadt Kempen hat von der Volksbank Krefeld ein ehemaliges Logistik- und Verwaltungsgebäude im Gewerbegebiet an der Peter-Jakob-Busch-Straße in Kempen gekauft. Es soll nach einem Umbau als Flüchtlingsunterkunft mit etwa 150 Plätzen dienen. Auch ein Lager für Sachspenden soll hier eingerichtet werden.

Die Stadt Kempen hat von der Volksbank Krefeld ein ehemaliges Logistik- und Verwaltungsgebäude im Gewerbegebiet an der Peter-Jakob-Busch-Straße in Kempen gekauft. Es soll nach einem Umbau als Flüchtlingsunterkunft mit etwa 150 Plätzen dienen. Auch ein Lager für Sachspenden soll hier eingerichtet werden.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Verwaltung und Politik in Kempen stehen im neuen Jahr vor großen Herausforderungen. Spätestens wenn die Sporthalle des Rhein-Maas-Berufskollegs tatsächlich in ein paar Wochen nicht mehr als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt wird und wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung steht, werden der Stadt Kempen wieder vermehrt Asyl suchende Menschen zugewiesen werden. Diese Flüchtlinge sollen dauerhaft in der Thomasstadt bleiben. Für sie wird zum einen Wohnraum gesucht, für sie sind aber auch Betreuungsmöglichkeiten notwendig. Die Kinder und Jugendlichen aus den Flüchtlingsfamilien benötigen Plätze in Kempener Kindergärten und Schulen oder sie müssen die Chance erhalten, eine Berufsausbildung beginnen zu können.

Gottlob ist die Hilfsbereitschaft in der Bürgerschaft groß. Viele wollen ehrenamtlich helfen, die Hilfsangebote müssen aber im neuen Jahr besser koordiniert werden. Dass es dabei noch hakt, haben die Verantwortlichen im Rathaus am Buttermarkt erkannt. Ob es einen eigenen Ehrenamtskoordinator, der diese Aufgabe managen könnte, gibt, entscheidet sich in den kommenden Wochen.

 Kempens Bürgermeister Volker Rübo (links) und der stellvertretende Leiter der Stadtkämmerei, Klaus-Dieter Schröder, stellten vor Weihnachten den Haushaltsplanentwurf für 2016 vor.

Kempens Bürgermeister Volker Rübo (links) und der stellvertretende Leiter der Stadtkämmerei, Klaus-Dieter Schröder, stellten vor Weihnachten den Haushaltsplanentwurf für 2016 vor.

Foto: Wolfgang Kaiser

Einen Manager für eine ganz andere Aufgabe hat die Stadt erst vor wenigen Wochen engagiert. Mit Ingo Behr kümmert sich jetzt ein Quartiersmanager um die Weiterentwicklung des Stadtbezirks Hagelkreuz. Behr soll unter anderem dafür sorgen, dass ältere Bürger möglichst lange eigenständig in ihrem Viertel wohnen bleiben können. Ein anderes Quartiersprojekt läuft bereits mit Unterstützung der Hochschule Düsseldorf in der Wartsbergsiedlung in Tönisberg. Die Aufgabe ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Stadtwerken. Auch hier darf man gespannt sein, welche Ergebnisse das Projekt im neuen Jahr bringt.

Ergebnisse werden 2016 in Sachen künftige Nutzung von Gebäuden und Gelände der ehemaligen Schachtanlage auf dem Wartsberg erwartet. Zur Erinnerung: Kurz vor Weihnachten einigten sich die Beteiligten darauf, dem Projekt mehr Zeit zu geben. Ausgelotet werden soll sowohl, wie sich der Plan von Zechen-Förderverein und Naturschutzbund Nabu, am Förderturm ein Naturschutzzentrum einzurichten, realisieren lässt. Außerdem sollen für den Gewerbestandort neue Nutzungsmöglichkeiten gesucht werden für die Zeit, wenn die Firma Naue - wie angekündigt - 2017 ihren Produktionsstandort in Tönisberg aufgibt.

Finanziell wird es für die Stadt Kempen im neuen Jahr vor allem um eine Konsolidierung des städtischen Haushalts gehen. Nach dem Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen im vergangenen Jahr hat das Team in der städtischen Kämmerei unter Federführung des stellvertretenden Amtsleiters Klaus-Dieter Schröder einen Etatentwurf für 2016 erarbeitet, der zwar ohne Steuererhöhungen auskommt, der aber finanziell keine großen Sprünge zulässt. Einen Haushaltsausgleich - wie vor einigen Jahren noch geplant - wird es wohl bis Ende 2019 nicht geben. Allerdings braucht der neue Kempener Stadtkämmerer Jörg Geulmann, der am 1. Februar im Rathaus am Buttermarkt seine Arbeit aufnimmt, zunächst nicht befürchten, einen Mangel zu verwalten. Denn das Fundament der Stadtfinanzen bleibt solide, das kalkulierte Haushaltsdefizit lässt sich mit Rücklagen ausgleichen, so genannte Kassenkredite muss der Kämmerer bis auf Weiteres nicht aufnehmen.

Stichwort Rathaus: Bürgermeister Volker Rübo überraschte bei der Einbringung des Haushaltsplanentwurfs für 2016 in der Ratssitzung kurz vor Weihnachten mit dem Plan, in den nächsten Jahren ein zweites Rathaus entweder selbst zu bauen oder anzumieten. Angesichts der teilweise unzureichenden Unterbringung von Dienststellen der Stadtverwaltung außerhalb des Rathauses am Buttermarkt stößt dieser Plan bei der Politik durchaus auf Wohlwollen. Denn Rübos Idee macht Sinn: Statt viel Geld in die notwendige Sanierung von zu kleinen und maroden Amtsstuben - etwa im Jugendamt in St. Hubert oder beim Grünflächenamt im Verwaltungsgebäude am Acker in der Kempener Altstadt - zu investieren, könnte das Geld in ein zusätzliches neues Verwaltungsgebäude fließen.

Wenn das bezugsfertig sein sollte, könnten die Dienststellen, die sich derzeit im Rathaus am Buttermarkt befinden, zunächst dort einquartiert werden, um in der Folge das Rathaus aus den 1960er-Jahren zu sanieren. Anschließend könnten in den freien Räumen im Verwaltungsneubau beispielsweise Ämter und Dienststellen fachlich zusammengefasst untergebracht werden. Ein Technisches Rathaus würde beispielsweise hier Sinn machen. All das ist noch Zukunftsmusik: Der Bürgermeister ist aber gewillt, dieses Projekt voranzutreiben - ebenso wie eine Untersuchung der Organisationsstruktur seiner Verwaltung. Die hat die Gemeindeprüfungsanstalt NRW dem Verwaltungschef in ihrem jüngsten Bericht empfohlen. Sie wird von SPD, FDP und Grünen im Stadtrat seit Langem gefordert. Nun ist die Zeit reif dafür.

Vorangetrieben soll schließlich auch die Sanierung der Kempener Schulgebäude. Vor allem bei den weiterführenden Schulen besteht Handlungsbedarf. Für die kommenden vier Jahre des Finanzplanungszeitraum sollen 7,9 Millionen Euro bereit gestellt werden. Das Geld hat Kempen teilweise aus der Schulpauschale des Landes sozusagen schon bereit liegen. Wo und wie es eingesetzt werden soll, darüber entscheiden Verwaltung und Politik auf der Grundlage einer Expertise, die die Stadt nach der Vorstellung des Bürgermeisters bei einem externen Fachbüro erstellen lassen sollte.

(RP)
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