Kreis Viersen Auf der Spur der Berg-Sandglöckchen

Kreis Viersen · In ihrer Freizeit ist Monika Deventer auf der Suche nach seltenen Pflanzen. Mit Fotoapparat, Kladde und Bleistift ist die Viersenerin im gesamten Kreisgebiet auf Tour. Die Gummistiefel hat sie deshalb immer im Kofferraum.

 Monika Deventer sucht selten gewordene Pflanzen wie das Berg-Sandglöckchen.

Monika Deventer sucht selten gewordene Pflanzen wie das Berg-Sandglöckchen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Kaum das Monika Deventer ihren Wagen auf dem Parkplatz Am Pittenbusch in Viersen geparkt hat, geht es an den Schuhwechsel. Raus aus den Halbschuhen und ab in die Gummistiefel. Die Kamera wird in einer der großen Jackentaschen verstaut. Ein letzter Blick in die schmale Kladde, in der schon das aktuelle Datum mit Bleistift eingetragen steht und noch einmal prüfen, ob sich der Stift auch in der Jacke befindet - dann geht es entlang der Ernst-Moritz-Arndt-Straße los.

Doch auf der Straße bleibt die Viersenerin nur ein paar Meter. Ein kaum sichtbarer Trampelpfad führt in den Pittenbusch hinein und auf diesem biegt Deventer ab. Die Dornenranken der Brombeeren, die überall wuchern, stören sie kein bisschen. Auch die vielen Äste von Bäumen sowie Büschen, die den schmalen Pfad nahezu unpassierbar machen, schenkt Deventer keine Beachtung. Der Blick ist fest auf den Boden gerichtet, und als die erste, etwas größere freie Fläche auftaucht, auf der Heidekraut wächst, strahlt sie über das ganze Gesicht.

Deventer geht in die Knie, um jeden einzelnen Zentimeter abzusuchen. "Hier könnte das Berg-Sandglöckchen nämlich stehen", meint sie zuversichtlich. Die in Nordrhein-Westfalen selten gewordene Glockenblume wächst vor allen in Gebieten mit Sand- und Kiesböden, die nährstoffarm und sauer sind sowie viel Sonne haben. Dinge, die allesamt Am Pittenbusch gegeben sind. Dort, wo noch nicht alles mit Brombeeren überwuchert ist und das blühende Heidekraut wächst, könnten die blauen Blütenköpfchen auftauchen. Doch trotz sorgfältiger Prüfung wird Deventer nicht fündig. Für die Viersenerin bedeutet das, dass es Am Pittenbusch noch weitergeht.

Einst war das Berg-Sandglöckchen in Viersen weit verbreitet. 1895 schrieb Professor Dr. Florax in seinen Aufzeichnungen über den Hohen Busch: "Berg-Sandglöckchen, blau, niedlich, über anzutreffen an den Wegrändern." Doch das gehört der Vergangenheit an. Heute ist die Blume nur noch selten anzutreffen und zählt zu den gefährdeten Pflanzen in NRW. Daher hat der Naturschutzbund NABU naturkundige Bürger dazu aufgerufen, die noch vorhandenen Stellen zu entdecken, um diese als Grundlage für Schutzmaßnahmen nutzen zu können.

Anhand der Daten erfolgt zudem eine aktuelle Einstufung in der Roten Liste, und auch im Verbreitungsatlas finden die Fundorte Berücksichtigung. Eine Aufgabe, der Deventer in ihrer Freizeit nachkommt, wobei es eng mit ihrem Beruf verknüpft ist: Die studierte Landespflegerin ist Mitarbeiterin bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Viersen. "Ich greife bei der Suche auf Altunterlagen zurück, die von Standorten berichten und der Beschaffenheiten der Böden. Wo optimale Bedingungen für die Pflanze vorhanden sind, begebe ich mich auf die Suche", erklärt Deventer ihre Vorgehensweise bei der Suche. Im Naturschutzgebiet Hühnerkamp in Kaldenkirchen entdeckte die Fachfrau bereits einige Berg-Sandglöckchen. Ein Fund, der dann direkt fotografisch sowie in der Kladde mit genauen Standortdaten festgehalten wurde.

Die Begeisterung für die Pflanzenwelt begleitet Deventer schon von jungen Jahren an. "Als Kind bin ich bereits durch Wald und Wiesen gestreift, habe Pflanzen gesammelt und bestimmt", erzählt sie. Das Wissen wurde im Laufe der Zeit immer größer. Neben dem späteren Studium der Landespflege in Hannover kamen zahlreiche Fortbildungen im Bereich Pflanzenkunde dazu.

Deventer ist heute unter anderem im Landesfachausschuss Botanik im NABU vertreten, Mitglied im Bochumer Botanischen Verein und der Botanischen Arbeitsgemeinschaft NRW. Ihr Wissen gibt sie bei Exkursionen gerne weiter und würde sich auch über Helfer freuen, die gemeinsam mit ihr auf die Suche nach dem Berg-Sandglöckchen gehen.

Die Suchaktion des Nabu nach den Berg-Sandglöckchen läuft noch bis zum 31. Dezember 2015. Jeder kann mitmachen und seine Ergebnisse an Botanik@NABU-NRW.de schicken. Die Meldung sollte eine genaue Ortsangabe sowie Angaben zur Anzahl der Pflanzen beinhalten (ein Exemplar, zwei bis fünf, sechs bis 25, 26 bis 50 oder 51 bis 100, etc.). Für eventuelle Nachfragen sollte ein Kontakt angegeben werden. Über die Internetseiten des Naturschutzbundes Nabu kann auch Kontakt zu Monika Deventer (Ruf: 0179 8629084) aufgenommen werden.

(RP)
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