Stadt Kempen Archiv: Stadtrat kritisiert Landrat

Stadt Kempen · Deutliche Worte in Richtung Chefetage des Viersener Kreishauses gab es am Mittwochabend im Kempener Stadtrat. Einstimmig wurde gefordert, dass der Landrat endlich Gespräche mit Kempen über einen Archivneubau führt.

 In der Kempener Burg sind seit 1984 das Kreis- und das Stadtarchiv gemeinsam untergebracht. Derzeit wird nach einem Standort für einen Neubau des Archivs gesucht. Ob der eventuell am Kempener Bahnhof sein wird, ist völlig offen. Der Landrat favorisiert den Neubau in Viersen.

In der Kempener Burg sind seit 1984 das Kreis- und das Stadtarchiv gemeinsam untergebracht. Derzeit wird nach einem Standort für einen Neubau des Archivs gesucht. Ob der eventuell am Kempener Bahnhof sein wird, ist völlig offen. Der Landrat favorisiert den Neubau in Viersen.

Foto: WOLFGANG KAISER

CDU-Fraktionschef Wildfried Bogedain brachte das Thema zur Sprache. Und der Christdemokrat verurteilte mit ungewöhnlich deutlichen Worten das Vorgehen von Landrat Dr. Andreas Coenen (ebenfalls CDU) in Sachen Archivneubau. Er äußerte sein "Befremden" darüber, dass Coenen bisher nicht auf die vom Kempener Stadtrat im März verabschiedete Resolution zum Verbleib des Archivs in Kempen geantwortet habe und dass man in Kempen Coenens Entscheidung, das neue Archiv am liebsten in Viersen zu bauen, aus der Zeitung - der Rheinischen Post - erfahren musste. "Kempen spielt in den Überlegungen des Landrats offenbar keine Rolle, obwohl wir uns frühzeitig um den Standort des Archivneubaus beworben haben", meinte Bogedain. "Höchstbedenklich" sei, dass der historische Aspekt, sprich: die im Jahre 1984 getroffene Vereinbarung zwischen Kreis und Stadt, die beiden Archive zusammenzulegen, gar keine Berücksichtigung finde. Diese Vereinbarung müsste erst gekündigt werden, sollte das Archiv aus Kempen abgezogen werden.

Auch aus den anderen Fraktionen im Stadtrat kam deutliche Kritik am Vorgehen des Landrates. Man fühlt sich nicht ernst genommen. "So kann Landrat Coenen nicht mit uns umgehen", sagte SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen, schließlich hätte Kempen frühzeitig gesagt: "Ja, wir wollen das Kreisarchiv." Gleichwohl brauche Kempen nun einen "Plan B", so der SPD-Politiker. In dieser Einschätzung waren sich alle Ratsmitglieder einig. Dieser "Plan B" bedeutet: Die Stadtverwaltung soll prüfen, ob und zu welchen finanziellen Konditionen das Stadtarchiv aus dem Kreisarchiv herausgelöst und wieder eigenständig geführt werden kann. Das wurde schließlich einstimmig beschlossen. Allerdings, auch das wurde einstimmig beschlossen, soll zunächst das Gespräch mit dem Landrat gesucht werden. Er wurde förmlich aufgefordert, vor einer Entscheidung im Kreistag - die soll dort am 22. September fallen - mit Vertretern der Kempener Stadtverwaltung und aus den Fraktionen über das Archivthema zu sprechen.

Wie geladen die Stimmung unter den Kempener Kommunalpolitikern in der Angelegenheit derzeit ist, machte unter anderem die Aussage von FDP-Fraktionschefin Irene Wistuba deutlich. Sie warf dem Landrat Politik nach "Gutsherrenart" vor. Übrigens: Irene Wistuba ist auch Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion, müsste eigentlich viel näher am Landrat dran sein, als die meisten anderen Mitglieder des Kempener Stadtrates. Die Eile, die der Landrat in der Sache derzeit an den Tag legt, wurde auch von Joachim Straeten (Grüne), Udo Kadagies (Freie Wähler) und Günter Solecki (Linke) kritisiert. Bürgermeister Volker Rübo meinte, das sei "kein fairer Umgang mit Kempen".

(RP)
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