Gemeinde Grefrath Alte Spiele: Erinnerungen werden wach

Gemeinde Grefrath · Das Niederrheinische Freilichtmuseum übernimmt im Kreis Viersen eine Vorreiterrolle. Es erweitert sein museumspädagogisches Programm und bietet erstmals eine Veranstaltung gezielt für Menschen mit Demenz an.

 Sie kümmern sich um die Demenzkranken (v.l.): Rabea Badeda, Barbara Kleinheyer, Mechthild Neumann, Nicole Geitner, Helmut Woerner, Margret Hennewick-Schnock, Mathilde Holtmanns und Kevin Gröwig.

Sie kümmern sich um die Demenzkranken (v.l.): Rabea Badeda, Barbara Kleinheyer, Mechthild Neumann, Nicole Geitner, Helmut Woerner, Margret Hennewick-Schnock, Mathilde Holtmanns und Kevin Gröwig.

Foto: wolfgang kaiser

Das Konzept steht, die Vorbereitungen sind getroffen und die Spannung, wie es angenommen wird, steigt. Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath betritt neues Terrain. Unter dem Titel "Teddybär, Teddybär, dreh dich um! - Kindheitserinnerungen spielend entdecken" bietet das Museum erstmalig eine Veranstaltung gezielt für demenziell veränderte Menschen und deren Begleitung an. "Museumspädagogik richtet sich an alle Gruppen, nicht nur an Kinder. Die Idee ein solches Angebot auf die Beine zu stellen kam bei einer Fachtagung, wo Kollegen von bereits existierenden Projekten berichteten", erzählt der stellvertretende Museumsleiter Kevin Gröwig.

Er griff die Idee auf und stellte zunächst einen Kontakt zum häuslichen Pflegedienst der Diakonie in Grefrath her. Dort gibt es unter anderem das Café Auszeit für demenziell veränderte Menschen und ihre Angehörigen. Einrichtungsleiterin Barbara Kleinheyer besuchte darauf hin das Freilichtmuseum mit einer Gruppe erkrankter Menschen. Es ging ins Spielzeugmuseum, das als Anknüpfungspunkt für Erinnerungen genutzt wurde. "Es war einfach gut. Man ist auf uns eingegangen. Unsere Menschen mit Demenz durften Sachen anfassen, kurzum ein jeder durfte sich so verhalten wie immer und das war für alle Museumsmitarbeiter normal. Wir kamen uns nicht wie etwas besonderes vor. Es war ein toller Besuch", berichtet Kleinheyer lobend. An diesen positiven ersten Besuch wollte das Museum anknüpfen, wobei man dem Forum Demenz im Kreis Viersen beitrat, um sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen zu können. Kontakte zum Demenz-Netzwerk Grefrath, dem Demenz-Servicezentrum Niederrhein, der VHS und zum Gerontopsychiatrischen Zentrum entstanden. Es entwickelte sich eine Kooperation, denn überall stieß die Idee des Freilichtmuseums, sich Menschen mit Demenz gegenüber weiter zu öffnen, auf große Begeisterung. "Dank der Kooperationspartner haben wir auf der anderen Seite einen professionelleren Zugang zu dem Krankheitsbild erhalten, was wichtig ist, damit wir ein dementsprechendes, auf die erkrankten Menschen zugeschnittenes Angebot machen können", sagt Gröwig.

Ganz bedeutsam ist auch die Schulung der Museumsmitarbeiter an sich. Sie müssen wissen, wie sie reagieren sollen, wenn sich ein dementiell veränderter Mensch zum Beispiel im Museum verlaufen sollte. Rabea Badeda arbeitete das neue Konzept aus. Die Museumspädagogin ging mit einer Gruppe demenzkranker Menschen durch das Museum und erlebte, wie ihnen im Spielzeugmuseum das Herz aufging und die Erinnerungen kamen. "Über das historische Spielzeug und die alten Spielen können wir diese Besucher erreichen. Das ist der Ansatzpunkt meines Konzeptes", sagt Badeda.

Zudem besuchte sie das Café Auszeit. Fremd ist ihr die Materie Demenz generell nicht, da ihre eigene Großmutter daran erkrankte. Ganz wichtig beim Konzept ist, dass es keinen festen Ablauf gibt und die Aktionen nicht aufeinander aufbauen. Demenziell erkrankte Menschen vergessen Dinge schnell und daher besteht das Programm aus vielen einzelnen Elementen, die unabhängig voneinander in den Einsatz kommen können. "Wir wollen dabei alle Sinne ansprechen, das ist wichtig", betont Badeda. Sie hat dazu altes Spielzeug ausgesucht, Abzählreime und Lieder wiederentdeckt. "Das Konzept des Freilichtmuseums spricht uns alle an", bringt es Mathilde Holtmanns vom Forum Demenz auf den Punkt. Gespannt sind nun alle, wie die Premiere angenommen wird. "Es ist wichtig, dass demenziell veränderte Menschen und ihre Angehörigen gemeinsam an kulturellen Angeboten teilnehmen können. Demenz führt ansonsten schnell zu einer Vereinsamung", erinnert Nicole Geitner vom Demenz Netzwerk Grefrath. Solche Angebote zu machen, sei auch ein Stück Barrierefreiheit, bemerkt Helmut Woerner vom Gerontopsychiatrischen Zentrum.

(tref)
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