Kamp-Lintfort Vokalensemble singt Weltkulturerbe-Musik

Kamp-Lintfort · Das Vokalensemble Dissonanz ein Meisterwerk in der Abteikirche aufgeführt: die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Die Unesco hat die Messe 2015 zum Weltkulturerbe ernannt.

 Die Abteikirche Kamp war Konzertort für Bachs h-Moll-Messe. Das Vokalensemble Dissonanz sang unter der Leitung von Uwe Sin.

Die Abteikirche Kamp war Konzertort für Bachs h-Moll-Messe. Das Vokalensemble Dissonanz sang unter der Leitung von Uwe Sin.

Foto: Stoffel

Sie ist, schrieb Carl Friedrich Zelter 1811 über Bachs h-Moll-Messe, das größte Kunstwerk, das die Welt je gesehen hat. Auch rund 270 Jahre nach seiner Entstehung hat das Monumentalwerk, das als "ein Meilenstein der Musikgeschichte in Bezug auf Satztechnik, Wort-Ton-Verhältnis sowie auf ihre ästhetisch und theologisch durchdachte musikalische Gesamtform" 2015 zum Weltkulturerbe ernannt wurde, nichts von seiner Faszination und Anziehungskraft eingebüßt. Das bestätigte sich jetzt auch in der Abteikirche Kamp, wo die Aufführung der Messe sich trotz des schwierigen Termins einer regen Publikumsresonanz erfreute, die zugleich für das Renommee des Vokalensembles Dissonanz sprach.

Seit seiner Gründung durch Uwe Sin im Jahr 1991 hat sich Dissonanz von einem Schülerchor zu einem der besten Vokalensembles der Region Niederrhein entwickelt. Dennoch bleibt es für den Chor ein ambitioniertes Projekt, den enormen musikalischen Anforderungen der Messe gerecht zu werden, und es ist seinem Chorleiter hoch anzurechnen, dass er sich dessen bewusst ist. Uwe Sin näherte sich der Messe mit deutlich spürbarer Ehrfurcht, doch ohne falsche Scheu vor der "Partitur der Superlative". Er wählte ein eher ruhiges und bedachtes Tempo, das nirgends schleppend oder zögerlich wirkte. Ein gleichmäßiger Puls, in dem die Farbabstufungen des Werks, der Wechsel zwischen dem Strahlen des Himmels und den dunklen Tönen des unbegreiflichen Geheimnisses höchst effektvoll dargestellt wurden.

Die Chorsätze zielten auf ein breites, angenehm weiches Klangbild, in dem die einzelnen Stimmen konturenreich geführt wurden, ohne die Vielstimmigkeit zu beeinträchtigen. Dissonanz meisterte die Schwierigkeiten sehr souverän, und nur an ganz heiklen Übergängen drohte die solide Stabilität für wenige Takte ins Wanken zu geraten. Instrumental begleitet wurde der Chor vom gut besetzten Collegium Musicum Campensis aus Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker, die einen wesentlichen Anteil an der ausgewogenen Interpretation hatten.

Auch das Solistenquartett war mit Franziska Rot, Sopran, Alexandra Thomas, Alt, Fabian Strotmann, Tenor und Frederik Schauhoff, Bass, gut besetzt und bereicherte die Aufführung durch innige Arien und aparte Klangfarben-Koppelungen. Trotz einer kurzen Pause vor dem Symbolum Nicenum konnte die Aufführung ihre intensive Spannung bis zum bewegenden Schluss-Chor "Dona nobis pacem" halten. Die Zuhörer ließen ihn noch einen innigen Moment lang auf sich wirken, bevor sie minutenlang stehend applaudierten.

Das Vokalensemble Dissonanz sucht noch Sängerinnen und Sänger mit Notenkenntnissen. Die Proben finden im dreiwöchigen Rhythmus sonntags von 13.20 bis 17 Uhr. Infos unter der Rufnummer 02842 12221338.

(prs)
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