Kamp-Lintfort Treffpunkt und Tante-Emma-Laden

Kamp-Lintfort · Die Stadt plant im Gestfeld eine Begegnungsstätte. Diese könnte Teil einer Ladeneinheit mit einer im Gestfeldcenter geplanten begehbaren Trinkhalle werden. Stadt will mit dem Eigentümer und möglichen Trägern sprechen.

Das Gestfeld ist Kamp-Lintforts Sorgenkind: Es fehlt vor allem an Nahversorgern, der letzte Lebensmittelhändler hat vor langer Zeit sein Geschäft geschlossen. Das stellt besonders die älteren Bewohner im Stadtteil, immerhin ein Viertel, vor Herausforderungen. Jetzt scheint ein Lösungsansatz gefunden, und zwar die Kombination von zentraler Begegnungsstätte und einer begehbaren Trinkhalle, die Obst, Gemüse sowie Waren des alltäglichen Bedarfs anbietet. Es haben erste Gespräche mit dem neuen Eigentümer der Immobilie an der Rundstraße 39, einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft im Gestfeldcenter, stattgefunden. Dieser habe in der Nähe ein türkisches Restaurant eröffnet und plane, die Immobilie in drei Bereiche zu unterteilen. Ein Friseur und die Trinkhalle sollen dort einziehen. Die Begegnungsstätte könnte im dritten Bereich eingerichtet werden. "Die Chancen überwiegen die Risiken", betonte Jens Nußbaum vom Stadtplanungsinstitut "Stadt + Handel".

Die Verwaltung hatte das Stadtplanungsinstitut aus Dortmund mit der Erstellung eines Handlungskonzeptes beauftragt. Gestern stellte Jens Nußbaum die Ergebnisse in der Sitzung des Sozialausschusses vor. Das beauftragte Handlungskonzept basiert auf der Idee, im Stadtteil eine zentrale Begegnungsstätte zu schaffen, die zugleich als Ort der sozialen Interaktion dient, Angebote aus Kultur, Bildung, Sport und Verwaltung bündelt und die Nahversorgung vor Ort verbessert. Nußbaum und seine Kollegen führten für das Handlungskonzept Haushaltsbefragungen und Expertengespräche mit lokalen Akteuren sozialen Trägern und Anwohnern durch. So auch mit dem neuen Eigentümer der Immobilie im Gestfeldcenter. Die Verwaltung führt zurzeit Gespräche mit dem Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt, der als möglicher Betreiber einer solchen Begegnungsstätte in Betracht gezogen wird. Der Sozialausschuss begrüßte die Entwicklung: "Es muss sich im Gestfeld schon seit langem etwas tun", sagte Birgit Ullrich (SPD). "Es ist eine Bereicherung für das Gestfeld", fand auch Ausschussvorsitzende Ulrike Plitt. Die Stadtverwaltung sieht die Tandem-Lösung als erfolgversprechend an und will die Lösungsansätze aus dem Handlungskonzept weiter verfolgen. Der gemeinnützige Träger soll federführend die soziale Begegnungsstätte umsetzen. Für ihn besteht laut Verwaltung die Möglichkeit, in der Erprobungsphase Fördermittel aus dem Landesförderplan "Alter und Pflege" als Investitionskostenzuschuss zu beantragen. Die Verwaltung kann sich weitere Kooperationen vorstellen, die zum Beispiel einen Lebensmittelabhol- und Lieferservice ermöglichen.

Ein weiteres Sorgenkind, dessen sich der Sozialausschuss annahm, ist die Lintforter Tafel der Grafschafter Diakonie. Nachdem die Stadt der Einrichtung bereits von 2015 bis 2017 einen Zuschuss gewährt hatte, hat diese nun beantragt, dass er bis 2020 weitergezahlt wird. Ursache ist die finanzielle Situation der Tafel. Vor zwei Jahren musste die Einrichtung schon das "Tütengeld" auf zwei Euro anheben. Die Not beruht nicht nur darauf, dass die Anzahl der bedürftigen Menschen, die die Lebensmittelausgabe nutzen, weiter gestiegen ist. Mehr als 400 Haushalte mit rund 1200 Menschen nutzen das Angebot. Die Tafel sieht sich auch mit höheren Mietzahlungen konfrontiert. Nach einem Eigentümerwechsel habe der neue Hausbesitzer Sanierungsarbeiten durchgeführt. Diese hätten sich auf eine um ein Drittel höhere Miete niedergeschlagen. Damit die Tafel ihre Handlungsfähigkeit aufrechterhalten kann, genehmigte der Ausschuss einen jährlichen Zuschuss von maximal 2500 Euro bis 2020.

(RP)
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