Kamp-Lintfort Stadt bietet einen Euro für den Förderturm

Kamp-Lintfort · Der 67 Meter hohe Förderturm ist das Wahrzeichen Kamp-Lintforts. Die Stadt will ihn für die Zukunft erhalten und würde ihn für einen Euro kaufen, wenn die RAG den Turm nicht schonen will. Es laufen Gespräche.

Der Erhalt des Förderturms ist den Kamp-Lintfortern eine Herzenssache. Schon 2012, als das Bergwerk West die Kohleförderung in der Stadt endgültig eingestellt hatte, machte sich eine Bürgermehrheit dafür stark, dass das 67 Meter hohe Bauwerk als Wahrzeichen auf dem Zechenareal stehen bleibt. Dafür setzt sich jetzt auch die Stadtverwaltung ein. "Ja, wir wollen den Förderturm erhalten", bestätigte Bürgermeister Christoph Landscheidt gestern auf RP-Anfrage.

Ein Beschluss zum Kauf des nicht unter Denkmalschutz stehenden Förderturms ist in den politischen Gremien zwar noch nicht gefasst worden. Dazu würde es jedoch kommen, falls die RAG als Eigentümerin das Bauwerk "nicht schützen und schonen", wie Landscheidt erklärte, sondern abreißen wolle. Einen Euro würde die Stadt für das Bauwerk zahlen, dessen Unterhaltung mehr als kostenintensiv ist.

Stadt und RAG arbeiten aktuell einen städtebaulichen Vertrag aus, in dem es laut Bürgermeister auch um die Zukunft des Bauwerks geht. Ziel der Stadt sei es, den Förderturm für Besucher begehbar zu machen. Sie sollen zumindest mit dem Aufzug hinauf fahren können. Das birgt Kosten. Es ist davon auszugehen, dass die Stadt in den Gesprächen mit der RAG Immobilien eine Unterstützung einfordern wird, zum Beispiel die Mittel, die das Bergbauunternehmen für den Abriss vorgesehen hat. Die Zukunft des Förderturms soll spätestens in der ersten Jahreshälfte 2017 geklärt sein.

Auch an anderer Stelle auf dem Zechenareal tut sich etwas. Das Pumpenhaus soll zentraler Punkt für das seit längerem geplante Zentrum für Bergbautradition werden. Die Stadt will die Ausbildung zusammen mit dem Werkstattgebäude, dem Pumpenhaus und dem Lehrstollen von der RAG MI erwerben. Damit hat das Konzept eine neue Entwicklung genommen. "Bislang hatten wir nur den Lehrstollen und das Pumpenhaus im Blick gehabt", sagt Norbert Ballhaus als stellvertretender Vorsitzender der Fördergemeinschaft. Die Ausbildung des ehemaligen Bergwerks West soll Teil des "Zentrums für Bergbautradition" werden.

Darüber berichtete Erster Beigeordneter, Christoph Müllmann, auf einer Versammlung bei der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. "Ähnlich wie Kamp das Leben der Mönche erlebbar macht, soll das Zentrum das Leben der Bergleute erlebbar machen", erläuterte der Beigeordnete. In das Konzept seien Vorschläge eines Museumspädagogen eingeflossen, der sich verschiedene Punkte in Kamp-Lintfort angesehen habe und der sonst das Bergbaumuseum in Bochum berate. Zentraler Punkt sei das Pumpenhaus. In diesem Gebäude, das an der Friedrich-Heinrich-Allee liegt, sollen die Besucher eine Information erhalten, wie Lintfort um das Bergwerk "Friedrich Heinrich" herum als Stadt entstand. Von dort könnten die Besucher das Haus des Bergmanns besuchen, das in der Bergarbeiterkolonie liegt.

Objekte, zum Beispiel Grubenlampen, sollen in der Ausbildung Platz finden, in der die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition einziehen soll. Neben Bergbauutensilien der Fördergemeinschaft sollen auch Bücher, Dokumente und Glasplattennegative in der Ausbildung untergebracht werden. Ferner soll die Geologische Sammlung dort ein Zuhause finden. "Es sind weitere Nutzungen für die Ausbildung möglich", erklärte Müllmann vor Mitgliedern der Fördergemeinschaft. Die Stadt verhandle zurzeit mit der RAG Montan Immobilien GmbH über den Kauf. Dieser sei in größerem Rahmen zu sehen, weil die Stadt auch das Werkstattgebäude erwerben wolle, das hinter dem Magazingebäude in zweiter Reihe liege. Geplant ist, das Werkstattgebäude bei der Laga für Blumenausstellungen zu nutzen.

Der Erste Beigeordnete ging davon aus, dass der Rat in der Sitzung vor den Sommerferien den Kauf beschließen wird.

(RP)
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