Kamp-Lintfort St. Bernhard weiht neue Palliativstation ein

Kamp-Lintfort · Fünf Räume abseits des Klinikalltags stehen bereit. Für den Umbau hat das Krankenhaus bisher 110 000 Euro Spenden gesammelt.

 Dr. Sandra Göge, Dr. Ute Becker, Dr. Theodor Heuer, Schwestern Stefanie Christen und Marion Leßmann zeigen eines der Palliativzimmer.

Dr. Sandra Göge, Dr. Ute Becker, Dr. Theodor Heuer, Schwestern Stefanie Christen und Marion Leßmann zeigen eines der Palliativzimmer.

Foto: Klaus Dieker

Die Palliativstation liegt in der vierten Etage des St.-Bernhard-Hospitals. In den vergangenen Jahren gehörten die Räume zum Schlaflabor, ganz früher war dort die Wöchnerinnenstation untergebracht. Man kann etwas Symbolisches darin sehen. "Eines der fünf Patientenzimmer diente früher als Neugeborenenzimmer. So schließt sich ein Kreislauf", sagte gestern Stationsleiterin Schwester Marion Leßmann. Heute wird sie mit ihren Kolleginnen die ersten Patienten auf der neuen Palliativstation des St.-Bernhard-Hospitals in ihre Obhut nehmen: Schwerstkranke Menschen, bei denen die medizinische Therapie keinen Aussicht auf Erfolg mehr hat. Meist handelt es sich um Krebspatienten, aber auch solche mit chronischen Lungenerkrankungen oder Herzerkrankungen sind darunter.

"Es handelt sich um keine Sterbestation", stellte gestern Chefarzt Dr. Theodor Heuer bei der offiziellen Einweihung der Räume klar. Es gehe vielmehr darum, die Symptome einer Krankheit (zum Beispiel Luftnot bei Lungenkrebs) soweit in den Griff zu kriegen, dass ein Patient zu Hause - unter Mitwirkung ambulanter Pflegedienste - weiter betreut werden kann. "Viele Patienten können noch zu Hause ein oder zwei Jahre leben", ergänzte Departmentleiterin Dr. Ute Becker.

Sowohl den Patienten als auch ihren Angehörigen ist allerdings bewusst, dass der Lebensweg des Kranken sich dem Ende naht. Mit der entsprechenden psychischen Belastung müssen auch die Ärzte und Pflegekräfte - die eine spezielle Ausbildung absolviert haben - klarkommen. "Es ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit, sowohl körperlich als auch seelisch", sagte gestern Schwester Leßmann. Allerdings auch eine erfüllende. "Wir kriegen sehr viel zurück." Nicht selten kämen Angehörige noch nach dem Tod eines Patienten, um sich zu bedanken.

Palliativpflege ist keine Neuheit am St.-Bernhard-Hospital. Seit vier Jahren wird sie praktiziert. Mit der Einrichtung separater, "wohnlich" eingerichteter Räume und der Erfüllung weiterer Auflagen hofft das Krankenhaus darauf, irgendwann in den offiziellen Bettenplan des Landes und aufgenommen und mit entsprechenden Mitteln ausgestattet zu werden. "Bislang sind wir komplett in Vorleistung gegangen", schilderte gestern Dr. Heuer. Die Arbeit der Station werde aus den Überschüssen finanziert, die an anderer Stelle erwirtschaftet werden. Und die Kosten für den Umbau - insgesamt 200 000 Euro - konnten größtenteils aus Spenden finanziert werden. Vor 20 Monaten begann die Spendensammlung, bislang konnten 110 000 Euro eingenommen werden. "Man kann und sollte weiter spenden", betonte Heuer.

Viele Privatleute, Familien von Patienten, Vereine, Firmen und Institutionen haben die Einrichtung der Palliativstation durch Spenden möglich gemacht. Zur gestrigen Einweihung hatte das Krankenhaus alle Spender eingeladen. "Wir haben an die 140 Einladungen verschickt", sagte Pressesprecher Jörg Verfürth. Etwa die Hälfte der Eingeladenen habe zugesagt. Dazu zählten auch Musike des Salon- und Swingorchesters Rheinberg, das bei mehreren Konzerten ihr Publikum zum Spenden animiert hatte. Einige Mitglieder des Orchesters sorgten bei der gestrigen Stationseinweihung für die musikalische Untermalung.

(RP)
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