Kamp-Lintfort Sie leisten Alltagshilfe für Flüchtlinge

Kamp-Lintfort · Acht Begleiter unterstützen seit Anfang Juli Flüchtlinge in Kamp-Lintfort dabei, sich in Deutschland zurechtzufinden. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das in Kooperation von Stadt und Jobcenter initiiert wurde.

 Die Alltagsbegleiter kommen aus den verschiedensten Ländern. Manche sind selbst Flüchtlinge, andere sind in Deutschland aufgewachsen.

Die Alltagsbegleiter kommen aus den verschiedensten Ländern. Manche sind selbst Flüchtlinge, andere sind in Deutschland aufgewachsen.

Foto: Christoph Reichwein

Benedicte Ngongo weiß genau, wie sich Flüchtlinge fühlen. "Ich habe selbst Krieg erlebt und weiß, wie es ist, in einem fremden Land zu leben und alles hinter sich zu lassen", betont die junge Frau, die aus der Republik Kongo nach Deutschland gekommen war. Seit Juli ist sie eine von acht Alltagsbegleitern, die den in Kamp-Lintfort lebenden Flüchtlingen in den nächsten zwei Jahren helfen wollen, sich im neuen Land zu integrieren.

Acht Frauen und Männer aus Syrien, Guinea, Marokko, aus dem Iran und dem Kongo stehen ab sofort den geflüchteten Menschen mit Rat und Tag zur Seite. Komplettiert wird das achtköpfige Team von zwei deutschen Frauen, die ihre Erfahrungen, Kenntnisse und ihr Wissen einbringen. "Wer kann eine Flucht, das Ankommen in einem fremden Land und die Hürden bei der Integration besser nachvollziehen als ein Mensch, der dieselben Erfahrungen gemacht hat", erläutert Sozialdezernent Christoph Müllmann das Konzept des Projektes, das es in der Form in der Region bislang kein zweites Mal gibt.

"Die Alltagsbegleiter sind für uns das wichtige Bindeglied zwischen dem Sozialamt und den Flüchtlingen", betont Bernd Kopitzky, der im Sozialamt der Stadt für die Flüchtlingsbetreuung zuständig ist. "Da sie Muttersprachler sind, sind sie näher an den Flüchtlingen dran." Aufgabe der acht Frauen und Männer ist es, die geflüchteten Menschen bei Arztbesuchen und Behördengängen zu begleiten.

"Sie nehmen regelmäßig Kontakt zu ihnen auf. Es handelt sich um eine aufsuchende Arbeit", erläutert Christoph Müllmann. Das Jobcenter im Kreis Wesel war als Partner schnell gefunden: "Wir haben verschiedene Fördertöpfe ausgeschöpft", berichten Gerburg Dicks, Bereichsleiter beim Jobcenter, und sein Kollege Ulrich Klein. "Uns war es wichtig, die Gruppe breit aufzustellen. Wir haben die Bewerbungen gesichtet und Vorstellungsrunden durchgeführt", sagt Klein. Die Alltagsbegleiter sind zwischen 13 und 30 Stunden sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das neue Angebot habe sich unter den Flüchtlingen schnell herumgesprochen, berichtet Alltagsbegleiterin Christiane Fillgert, die die Leitung der Gruppe und die Koordination übernommen hat. "Wir haben schnell einen Draht zu den Menschen gehabt", berichtet eine Frau, die Bürokauffrau gelernt hat. Wichtig sei es gewesen, Vertrauen aufzubauen.

Obwohl die Alltagsbegleiter die Sprachen Arabisch, Farsi, Französisch, Englisch, Berbisch, Türkisch und Russisch zur Verständigung einsetzen, sprechen sie mit den Flüchtlingen immer wieder auch deutsch. "Es muss das Ziel der Frauen und Männer sein, die deutsche Sprache immer weiter zu verbessern", betont Nasrim Moslem. Die Rechtsanwältin war vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen und hatte ähnliche Erfahrungen gemacht.

Die Alltagsbegleiter helfen aber nicht nur bei Verständigungsproblemen. Sie vermitteln bei Konfliktsituationen und ermutigen dazu, soziale Kontakte zu pflegen. "Wir stellen ihnen auch die Sport-, Kultur- und Freizeitangebote in der Stadt vor", erzählt Christiane Fillgert. Ein Familienfest wurde ebenso bereits organisiert.

Das Jobcenter bietet auch anderen Kommunen im Kreis Wesel, die sich in diesem Bereich engagieren wollen, eine Zusammenarbeit an. So gibt es zum Beispiel auch Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber, die Arbeitssuchenden mit Migrationshintergrund eine neue Perspektive bieten wollen.

(RP)
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