Kamp-Lintfort Schüler lernen die Altenpflege kennen

Kamp-Lintfort · Die Resonanz auf das generationenübergreifende Projekt im Kamp-Lintforter St.-Hedwig-Haus war positiv. Darin lernten Neuntklässler das Leben in dem Altenpflegeheim kennen, das sie so nicht erwartet hatten.

 Die Sozialwissenschaftlerin Petra Lemke arbeitet mit Jugendlichen der Hauptschule Niersenberg und Heimbewohnern in szenischen Rollenspielen zu verschiedenen generationenübergreifenden Themen. Emirhan Aydin und Marianne Otto im Rollenspiel mit den Senioren.

Die Sozialwissenschaftlerin Petra Lemke arbeitet mit Jugendlichen der Hauptschule Niersenberg und Heimbewohnern in szenischen Rollenspielen zu verschiedenen generationenübergreifenden Themen. Emirhan Aydin und Marianne Otto im Rollenspiel mit den Senioren.

Foto: Marcus Koopmann

Ugur Onus war überrascht, welches Leben im St.- Hedwig Haus herrscht. "Das hatte ich nicht erwartet", erzählt der 15-Jährige. "Die Bewohner sind glücklich, hier zu leben. Sie haben sehr viel Herz." Zusammen mit 14 anderen Neuntklässlern der Hauptschule am Niersenberg drückte er letzte Woche nicht die Schulbank, sondern besuchte von Montag bis Freitag das St.-Hedwig-Haus. In einem generationenübergreifenden Projekt, das vom Land gefördert wurde, begegneten sie Senioren, um Schwellenängste zu reduzieren und an sich selbst zu arbeiten.

Am Montag lernten sie die ersten Bewohner des Seniorenheimes kennen. Außerdem saßen sie mit der Theaterpädagogin Petra Lemke und dem Gesundheitspfleger Mike Becker zusammen, um ihre eigenen Stärken zu entdecken. "Jugendliche können leicht ihre Schwächen benennen, aber kaum ihre Stärken", weiß die Theaterpädagogin.

Am Dienstag schauten sich die Schüler die Wohnbereiche an. Die Senioren erklärten ihnen alles. Außerdem analysierten sie mit den beiden Projektbetreuern ihr eigenes Auftreten. Am Mittwoch erfuhren sie in einem Vortrag, welche Berufe und welche Aufstiegsmöglichkeiten es in der Altenpflege gibt. Später setzten sie sich in Rollstühle, um das Gefühl kennenzulernen, daran gebunden zu sein. "Auf Stein geht es am Anfang ganz gut", berichtet Emirhan Aydin. "Aber nach kurzer Zeit wird es ganz schön schwer."

Ferner lernten sie Schlüsselkompetenzen, beispielsweise Methoden-, Selbst- oder Handlungskompetenz. Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Begegnung zwischen den Schülern und den Senioren. Außerdem zogen sie einen Altenanzug mit Blei und Brille an, der den Schüler ein Gefühl dafür gab, wie es ist, 40 Jahre älter zu sein. "Für uns ist es schön, von jungen Menschen umgeben zu sein", meint Marianne Otto. "Es war sofort ein herzliches Miteinander." Am Freitag spielten die Schüler zusammen mit den Senioren kurze Theaterszenen, beispielsweise wie ein Pfleger eine Bewohnerin mit "Guten Morgen Sonnenschein" weckt. Außerdem ließen sie die fünf Praktikumstage Revue passieren. "Altenpflegerin könnte ein Beruf für uns sein", sagen Melanie Balind, Lemina Kraschnitz und Daima Omar. Während die 15-, 16- und 17-Jährigen schon eine Vorstellung haben, welche beruflichen Weg sie in gut einem Jahr einschlagen, ist das bei Ugur Onus und Emirhan Aydin noch völlig offen. "Ich weiß das noch nicht", sagen beide unabhängig voneinander. Dabei scheint das Projekt alle Schüler geändert zu haben. "Ich habe das Gefühl, nach fünf Tagen unterschiedliche Menschen bei mir zu haben", zieht Fred Krusch eine positive Bilanz, der das Haus neben dem St.-Bernhard-Hospital leitet. "Ich denke, die Schüler werden das Projekt noch lange im Kopf haben. Es wird nachhaltig ihre Berufswahl beeinflussen."

(RP)
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