Kamp-Lintfort Rotkäppchen endet auch im Hörsaal gut

Kamp-Lintfort · Um das Thema Märchen ging es bei einer Vorlesung der Kinder-Uni in Kamp-Lintfort. Franjo Terhart, Autor und künstlerischer Leiter des Märchenfestivals in Neukirchen-Vluyn, stand als Redner auf dem Podium.

 Franjo Terhart hatte ein buntes Kartenbild zur Vorlesung mitgebracht, das bis vor 50 Jahren in Schulklassen aufgehängt wurde, wenn Lehrer Märchen vortrugen. Im Rahmen seiner Vorlesung analysierte er die Märchen.

Franjo Terhart hatte ein buntes Kartenbild zur Vorlesung mitgebracht, das bis vor 50 Jahren in Schulklassen aufgehängt wurde, wenn Lehrer Märchen vortrugen. Im Rahmen seiner Vorlesung analysierte er die Märchen.

Foto: Klaus Dieker

Warum wollen Hexen kleine Kinder braten? Weshalb lügen Elfen? Und warum fressen Wölfe Mädchen? Franjo Terhart, Autor und künstlerischer Leiter des Märchenfestivals in Neukirchen-Vluyn, stellte bei seiner Vorlesung an der Kinder-Uni der Hochschule-Rhein-Waal die Frage, warum Märchen brutal und gewalttätig sind. Um diese Frage zu beantworten, untersuchte der Kinderbuchautor im kleinen Hörsaal der Hochschule an der Friedrich-Heinrich-Allee in kindgerechter Form vier Märchen der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm. Sie waren Volkskundler und Sprachwissenschaftler, die Anfang des 19. Jahrhunderts Märchen und Sagen sammelten und aufschrieben.

Franjo Terhart startete mit einem Märchen, das die Brüder Grimm zumindest zum Teil vor 200 Jahren selbst geschrieben hatten. In der ursprünglichen Erzählung endete die Geschichte "Rotkäppchen und der Wolf" anders. Als Charles Perraults dieses europäische Märchen vor gut 300 Jahren erstmals schriftlich festhielt, forderte der böse Wolf Rotkäppchen auf, schöne Blumen abseits des Wegesrandes zu pflücken. Währenddessen fraß er die Großmutter, und später auch Rotkäppchen. Damit endete das Märchen.

 Martin Kreymann ist Projektkoordinator der Kinder-Uni.

Martin Kreymann ist Projektkoordinator der Kinder-Uni.

Foto: Dieker

"Es sollte auf die Gefahr aufmerksam machen, sich einem fremden Mann, dem Wolf, anzuvertrauen, von dem man hinters Licht geführt wird", sagte Franjo Terhart vor 30 jüngeren und älteren Zuhörern. Dabei zeigte er ein buntes Kartenbild, das bis vor 50 Jahren in Schulklassen aufgehängt wurde, wenn Lehrer dieses Märchen vortrugen. Die Gebrüder Grimm ergänzten das Märchen um die Person des Jägers, der den Bauch des Wolfes aufschneidet, um Großmutter und Rotkäppchen wieder herauszuholen. "Bei den Gebrüdern Grimm endet das Märchen gut", erläuterte Franjo Terhart.

"In Märchen wird immer zwischen Gut und Böse unterschieden. Wölfe, Hexen und Stiefmütter sind böse. Das ist anders als im wirklichen Leben. Hier ist diese Trennung nicht so einfach. " Der Kinderbuchautor ging anschließend auf die Märchen "Hänsel und Gretel", "Schneewittchen" und "Rattenfänger von Hameln" ein, die er von den Kindern nacherzählen ließ. Fazit: Das Gute siegt immer über das Böse.

Informationen zum Festival: www.maerchen-festival.de

(RP)
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