Kamp-Lintfort Odelo: Betriebsrat sucht nach Investoren

Kamp-Lintfort · Der Firmeninhaber wird der Einladung nach Kamp-Lintfort nicht folgen. Nun wird nach Geldgebern gesucht.

 Der Odelo-Firmensitz an der Carl-Friedrich-Gauß-Straße in Kamp-Lintfort. Die Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze.

Der Odelo-Firmensitz an der Carl-Friedrich-Gauß-Straße in Kamp-Lintfort. Die Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze.

Foto: klaus dieker

Ahmet Bayraktar wird nicht nach Kamp-Lintfort kommen. Was sich wie eine banale Meldung anhört, hat für zwei Drittel der rund 150 Beschäftigten des LED-Herstellers Odelo weitreichende Folgen. Denn Bayraktar ist Chef der Unternehmensgruppe, die die Stellen im Werk an der Carl-Friedrich-Gauß-Straße streichen und nach Istanbul verlagern will.

Der Betriebsratsvorsitzende Jörg Lehmann und Bürgermeister Christoph Landscheidt hatten sich vor einigen Wochen, nach Bekanntwerden der Pläne, in einem Brief an den türkischen Firmeninhaber gewandt und ihn in die ehemalige Bergbaustadt eingeladen, damit er sich ein Bild vom Engagement seiner deutschen Angestellten machen könne. Das Schreiben wurde auch von den SPD-Bundes- und Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Krüger und René Schneider unterzeichnet.

Dass Bayraktar diese Einladung nun ausschlug, lässt die Hoffnung auf einen Fortbestand der Elektronikfertigung in Kamp-Lintfort schwinden. "Wir wollten das Mittel nicht ungenutzt lassen, nochmals an die Gefühle von Herrn Bayraktar zu appellieren", sagt Lehmann und gibt zu: "Das war wohl ein bisschen naiv gedacht." Die unternehmerische Entscheidung sei gefallen, nun müsse man alle Kräfte dafür mobilisieren, sich um mögliche Alternativen zu bemühen. "Jetzt müssen wir nach jedem Strohhalm greifen."

Daher stehe man in engem Kontakt mit der IG Metall, um die Möglichkeiten einer Transfergesellschaft für die betroffenen 100 Mitarbeiter auszuloten. "Wir sind daran interessiert, mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums ein wie auch immer geartetes Förderprojekt auf die Beine zu stellen. Im Ministerium gibt es zumindest die Möglichkeit, unser Unternehmen zu präsentieren und möglicherweise Investoren zu finden, die die Produktion am Standort Kamp-Lintfort aufrecht erhalten möchten", so der 45-Jährige.

Auch wenn es absehbar gewesen sei, dass sich Bayraktar nicht in Kamp-Lintfort blicken lässt, habe die Absage die Belegschaft doch hart getroffen. Lehmann: "Die Kollegen sind niedergeschlagen. Viele haben jetzt natürlich Zukunftsängste, haben noch nie vor so einer Entscheidung gestanden." Zwar gingen diejenigen Mitarbeiter, die früher im Bergbau oder bei Siemens beschäftigt waren und einen derartigen Prozess schon einmal miterlebten, etwas gelassener mit der aktuellen Situation um.

Trotzdem ist Lehmann vor allem dem Landtagsabgeordneten René Schneider für seinen Einsatz dankbar: "Er hat den Kontakt zu uns aufrecht gehalten und immer wieder seine Fühler ins Wirtschaftsministerium ausgestreckt, um uns bei der Suche nach Investoren zu unterstützen." Ein wenig enttäuscht zeigt sich der Betriebsratsvorsitzende von Bürgermeister Christoph Landscheidt: "Er hat sich bei uns noch nicht gemeldet. Da vermisse ich ein bisschen seine Unterstützung."

(p-m)
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