Kamp-Lintfort Nepomuk-Schützen sind Brückenbauer

Kamp-Lintfort · Nach dem böhmischen Brückenheiligen hat sich die traditionsreiche Bruderschaft in Alt-Lintfort benannt. Mit dem Gründungsjahr 1753 zählt sie zu den ältesten ihrer Art in der Region. Die Verbindung zum Kloster Kamp ist eng.

Brücken schlagen von der Vergangenheit in die heutige Zeit und darüber hinaus in die Zukunft - das ist das Anliegen der Sankt Johannes Nepomuk-Bruderschaft Alt-Lintfort. 1753 von einer Schar alteingesessener Lintforter als Fortsetzung eines früheren Junggesellen-Vereins ins Leben gerufen, gehört sie heute zu den ältesten historischen Bruderschaften der Region.

Und die Gründer wählten damals vor mehr als 260 Jahren den Brückenheiligen Nepomuk, der 1393 von der Moldaubrücke in Prag in den Fluss gestürzt wurde, zu ihrem Schutzpatron. "Weil es eine Verbindung gibt zwischen dem Heiligen und den Zisterziensermönchen vom Kloster Kamp", sagt Stefan Angenvorth, der zurzeit als Brudermeister die Geschicke der Gesellschaft lenkt.

Für ihn sind die traditionellen Bruderschaften ein wichtiges Fundament städtischen Kulturlebens. Gleichzeitig unterstreicht er neben den vielseitigen Aktivitäten (Pokalschießen, Patronatsfest, Königschießen) gerade auch das soziale Engagement der rund 100 Mitglieder. "Unser Terminkalender ist prall gefüllt", bemerkt sein Vize Johannes Verhülsdonk. Da sind die Patienten im Krankenhaus, die bedacht werden, ebenso die Bewohner des Caritas-Hauses St. Hedwig und des Seniorenzentrums St. Josef, auch für die Kindergärten sind sie Ansprechpartner. Bei den kirchlichen Veranstaltungen im Gemeindebezirk St. Barbara sind sie ebenfalls aktiv und pflegen das Brauchtum. Eine Chronik erzählt die lange und bewegte Geschichte der Bruderschaft, berichtet von ihren Blütezeiten, den Hochs und Tiefs, die sie erlebte und überlebte. Sie spricht von 30 Eingesessenen, die das umfangreiche Reglement bestimmten und ausarbeiteten.

Die eigentliche Ursache der Gründung wird allerdings nicht erwähnt. Sicher aber ist: Die Pflege der Tugenden "Glaube, Sitte, Heimat" standen stets im Mittelpunkt. Auch die Pflege des kirchlichen Lebens hatte einen hohen Stellenwert. So zum Beispiel wurde in der Klosterkirche in Kamp als auch in der Eyller Kirche ein Bildstock ihres Schutzpatrons aufgestellt. Für die Ausschmückung und Unterhaltung wurde jeweils ein Schützenbruder bestimmt.

Die enge Bindung zum Kloster Kamp, dem die seelsorgerische Betreuung oblag, fand anlässlich des 100-jähriges Bestehens der Gesellschaft einen besonderen Ausdruck. Auf dem Kirchengelände an der Mittelstraße wurde das so genante Heiligenhäuschen errichtet, das an den Fronleichnamsfesten als Altar diente - und zur Austeilung des sakralen Segens in den Mittelpunkt rückte. Es fiel dem Straßenbau zum Opfer und wurde 1963 abgerissen. Ein altehrwürdiges Kreuz aus dem Jahr 1853 aber ist erhalten geblieben und wird auch sehr bald einen angemessenen Platz finden, versichert Stefan Angenvorth.

Das alte Königssilber wird wegen des hohen ideellen Wertes nicht mehr getragen - es wird in einem Tresor aufbewahrt. Bei bestimmten Anlässen allerdings wird es in einer von Dieter und Renate Kirmse gebauten schmucken Vitrine bei gegebenen Anlässen präsentiert.

In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde auch eine Jungschützengruppe ins Leben gerufen. Das Team aber bedauert die heutige fehlende Begeisterung junger Menschen für die Ideale der Bruderschaft. Diese Tendenz habe sich bereits mit dem Beginn der Ansiedlung des Bergbaus gezeigt. Die bäuerlich-ländliche Struktur sei aufgelöst und neue Stadtteile entstanden.

Das Königschießen der Schützenbruderschaft wird derzeit alle zwei Jahre durchgeführt. Geschossen wurde von 1910 bis 2007 mit dem Luftgewehr. Seit 2009 mit einer transportablen Armbrust - hinter dem Pfarrheim St. Barbara. Und seit 2008 feiert die Bruderschaft Alt-Lintfort das Schützenfest mit Krönungsball im Wechsel mit der St.-Josef-Bruderschaft Kloster Kamp - und zwar im Festzelt auf dem Kamper Berg.

(h-m)
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