Kamp-Lintfort Musikschule: 25 Jahre Spaß nach Noten

Kamp-Lintfort · Spardiskussionen ist man bei der Musikschule Kamp-Lintfort gewöhnt. "Wenn irgendwo gestrichen werden soll, sind wir immer dabei", sagt Michael Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins.

 Bettina Thome zeigt Tabea (9), wie man die Querflöte hält. Das Foto entstand beim Infotag der Musikschule im März.

Bettina Thome zeigt Tabea (9), wie man die Querflöte hält. Das Foto entstand beim Infotag der Musikschule im März.

Foto: Christoph Reichwein

Die gegenwärtigen Haushaltsberatungen der Ratsfraktionen scheint er aber gelassen zu sehen. Es zeichne sich ab, dass die Ratsmehrheit keine Kürzung der "freiwilligen Leistungen" der Stadt beschließt, sondern stattdessen für eine Steuererhöhung stimmen werde. Für die Musikschule hieße dies: Sie behält den wichtigen Zuschuss der Stadt von 162.000 Euro zum 549.000 Euro hohen Gesamtbudget. Damit wäre die Arbeit der Musikschule auch im 26. Jahr ihres Bestehens gesichert.

Schmidt und Musikschulleiter Michael Begall blickten gestern auf 25 Jahre Musikschule in Kamp-Lintfort zurück. Schon die Gründung sei ein Politikum gewesen, sagte Schmidt. "Es gab Diskussionen, ob sie städtisch oder durch einen Verein getragen werden sollte. Die Mehrheitsbildung war etwas schwierig." Man entschied sich für einen Verein, in dem Vertreter der Parteien bis heute Funktionen übernehmen. Zügig stellte der Verein damals Michael Begall als Leiter ein, auch seine Mitarbeiterin Claudia Köning ist von Anfang an dabei. Zunächst war das Büro der Musikschule im Rathaus untergebracht, unterrichtet wurde in sechs Schulgebäuden in der Stadt. Später zog die Leitung zur Pestalozzischule um. Seit fünf Jahren gehört die Musikschule zu den Einrichtungen, die ins alte Rathaus an der Moerser Straße 316 einziehen durften. Im Obergeschoss stehen ihr 13 Unterrichtsräume zur Verfügung, im Keller außerdem zwei Bandräume. Die 2004 zusätzlich gegründete Ballettabteilung übt in der Niederrheinschule.

Begall erinnerte an die rasante Entwicklung der Schülerzahlen, durch die man früher immer wieder räumlich an Grenzen gestoßen sei. "Gleich im ersten Jahr hatten wir 350 Schüler, in den 90er Jahren wurden es 600 bis 700." Schülerprojekte wie "Jedem Kind ein Instrument" (JeKi) oder seit 2011 das Projekt "Jump" an weiterführenden Schulen, führten später zum Anstieg auf insgesamt mehr als 1000 Musikschüler. Doch der Zenit scheint überschritten zu sein. 2015/16 sei erstmals ein Rückgang der Schülerzahlen zu verzeichnen, sagt Begall. Aufgrund der schulischen Anforderungen hätten Jugendliche nicht mehr so viel Zeit wie früher. Gymnasiasten, die "klassische Klientel" der Musikschule, seien durch G8 stärker eingespannt als früher. Der 56-Jährige sieht auch einen gesellschaftlichen Wandel: "Die elektronischen Dinge fressen viel Zeit."

Im Augenblick helfen 26 Lehrkräfte 850 Schülern im Alter zwischen drei und 70 Jahren dabei, den Spaß an der Musik zu entdecken und sich instrumental sowie vokal zu bilden. Das Angebot reicht von der musikalischen Früherziehung bis zur Studienvorbereitung. Gitarre und Klavier sind die beliebtesten Instrumente. Es folgen Violine, Querflöte, E-Gitarre, E-Bass und Drum-Set. Trompete und andere Blechblasinstrumente sind dagegen laut Michael Begall "out of fashion", ebenso das Akkordeon und die Blockflöte, mit der einst ganze Generationen musikalisch aufgewachsen sind: "Die Blockflöte ist ein elitäres Instrument geworden."

Die Musikschule pflegt den Austausch mit Konservatorien in Kamp-Lintforts Partnerstädten Cambrai und Zory. Und sie hat Konzertreihen (mit-)installiert, die das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Natürlich wird auch das Jubiläum musikalisch gefeiert. Zunächst am Freitag, 11. November, um 19 Uhr im Rokokosaal des Klosters Kamp. Das Kammerkonzert steht unter dem Motto "Klassik pur". Höhepunkt des Festjahrs ist das Adventskonzert am Samstag, 3. Dezember, 16 Uhr in der Stadthalle. Dort präsentieren sich Musikschüler aller Richtungen

(RP)
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