Kamp-Lintfort Kirchengemeinde feiert Jubiläum

Kamp-Lintfort · Die evangelische Kirchengemeinde Lintfort besteht seit 100 Jahren.

 Nach dem Gottesdienst fand im Freien ein Gemeindefest statt.

Nach dem Gottesdienst fand im Freien ein Gemeindefest statt.

Foto: kdi

Offiziell selbstständig wurde die evangelische Kirchengemeinde Lintfort am 1. Oktober 1923, als der Vikariatsbereich Lintfort-Kamperbruch endete. Inoffiziell selbstständig wurde sie schon früher. Es bildete sich ein Lintforter Presbyterium, das selbstständig über die Finanzen entscheiden konnte. Ernst Finsterbusch, der 1924 erster Pfarrer dieser Gemeinde wurde, sah das Presbyterium und die Finanzverwaltung als entscheidend an. Deshalb setzte er das Jahr 1917 als Gründungsjahr fest. Und so konnte die evangelische Kirchengemeinde Lintfort gestern zum 100-jährigen Jubiläum ein Gemeindefest feiern, das mit einem Gottesdienst in der Kreuzkirche begann, um dann vor dem Gotteshaus in eine bunte Feier überzugehen.

"Ganz unterschiedliche Menschen haben die Gemeinde geprägt", sagte Pfarrer Michael Ziebuhr. Er predigte über den Spruch des Evangelisten Matthäus, der im Stempel der Kirchengemeinde unter einem Bergmann vermerkt ist, der eine Grubenlampe und eine Hacke in seinen Händen hält: "Das Himmelsreich trägt einen verborgenen Schatz in sich". "Ohne die Kohle würde es die Kirchengemeinde und die Stadt nicht geben", sagte er vor 320 Gläubigen, ohne Ernst Kellermann namentlich zu nennen.

Der erste Markscheider des Steinkohlenbergwerkes "Friedrich Heinrich" prägte die Anfangsjahre der Gemeinde. Er war maßgeblich beteiligt, als sich 1917 das erste Presbyterium gründete, in dem er als Verantwortlicher für die Finanzen das Sagen hatte. Er ließ 1920 den Koxhof, der neben dem "Altes Kasino" an der Ringstraße liegt, auf Kosten der Zeche in eine Notkirche mit Vereinsräumen umbauen. Damit konnte sich die Gemeinde, die zur Gründung 3000 evangelische Christen umfasste, sammeln, nachdem sie zuvor ihre Gottesdienste in Schulräumen oder dem Apollokino an der Friedrichstraße gefeiert hatte. Außerdem war diese Persönlichkeit Initiator für den Bau der Christuskirche an der Friedrich-Heinrich-Allee, der 1928 begann und 1930 abgeschlossen war.

Dieses markante Backsteingebäude wurde Anfang 1995 für 38 Tage Zufluchtsstätte, in der Frauen der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie um Sprecherin Elke Weiler für die weitere Subventionierung des Bergbaus kämpften. "Die Aktion ist Teil der Geschichte der Stadt", sagte Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt in seinem Grußwort. "Sie steht für Solidarität." Die Aktion, die bundesweite Resonanz hatte, habe die Kohlesubvention verlängert und so der Stadt den Strukturwandel erleichtert.

"Es ist wichtig, auf den Einzelnen zu schauen", sagte Superintendent Wolfram Syben in seinem Grußwort. "Denn jeder Einzelne hat seinen Platz in der Gemeinschaft."

(got)
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