Kamp-Lintfort Katholische Friedhöfe auch für Protestanten

Kamp-Lintfort · Die Beerdigungskultur hat sich geändert: Darauf reagiert jetzt auch die Pfarrgemeinde St. Josef.

 Heinz Ermen und Franz-Peter Mölders informierten gestern über die Änderungen auf den katholischen Friedhöfen in Kamp-Lintfort.

Heinz Ermen und Franz-Peter Mölders informierten gestern über die Änderungen auf den katholischen Friedhöfen in Kamp-Lintfort.

Foto: kdi

Sich auf dem Kamper Friedhof eine Grabstätte zu sichern, das war bis in die 1970er Jahre für Nicht-Kamper unmöglich. "In einer Ecke des Friedhofes wurden sogar mit Beton Grabstätten gebaut, in die drei Särge übereinandergestellt werden konnten. So gefragt war damals der Platz", berichtet Heinz Ermen, Ansprechpartner für den Kamper Friedhof bei der Pfarrgemeinde St. Josef.

Doch die Zeiten haben sich geändert, wie auch die Beerdigungskultur: Ein Viertel der 300 Grabstätten auf dem Berg ist heute nicht mehr belegt. Auf dem Eyller Friedhof sind es sogar die Hälfte der dort 100 Grabstätten. Um die Belegung zu verbessern, entschied die Pfarrgemeinde St. Josef, die beiden katholischen Friedhöfe zu öffnen.

Zum einen können in Kamp und Eyll jetzt auch Nicht-Katholiken beerdigt werden - vorausgesetzt, sie gehören noch zu einer christlichen Konfession. "Menschen, die katholisch oder evangelisch getauft sind, später aber aus der Kirche ausgetreten sind, gehören nicht dazu", erläutert Franz-Peter Mölders, Ansprechpartner im Friedhofsausschuss für den Eyller Friedhof.

Zum anderen sind Urnenbestattungen möglich, die von der katholischen Kirche bis in die 1960er Jahre aus theologischen Gründen abgelehnt wurden. Die Urnen stehen dabei nicht in Stelen, sondern ruhen in einem Grab. "Die Pfarrgemeinde hat das 2014 geändert", erzählt Franz-Peter Mölders, Brudermeister der St.-Martini-Bruderschaft Eyll-Rayen. "Aber die wenigsten wissen das. Es hat sich kaum herumgesprochen." Dasselbe hat Heinz Ermen festgestellt. Beim Kamper Schützenfest im Juni sei er von einem guten Bekannten angesprochen worden, dessen Frau im Sterben lag. "Sie ist evangelisch und würde gerne auf dem Kamper Friedhof ihre letzte Ruhe finden", bekam er zu hören. Sein Bekannter war überrascht, dass dies möglich ist. Dabei ist der Kamper Friedhof, der vor fast 900 Jahren von den Zisterziensern am Kloster Kamp angelegt wurde, gleichzeitig ein historischer Ort. Denn dort wurden Menschen beerdigt, die in Kamp-Lintfort Geschichte geschrieben haben. Unter einem romantischen Grabstein ruht beispielsweise Friedrichs Michels, der 1802, als das Kloster Kamp verstaatlicht und aufgelöst wurde, jüngster Zisterziensermönch war, um dann bis 1851 Pfarrer der neuen Kamper Pfarrgemeinde zu sein. Außerdem findet sich dort ein Grabstein von Wilhelmine Brenner, der Frau Franz Brenners, des ersten Generaldirektors des Bergwerkes "Friedrich Heinrich". Dieser Stein ist ein Monument des Jugendstils und gilt als schönster seiner Art auf dem Kamper Friedhof.

Ein Einzelgrab auf dem Kamper Friedhof kostet für 25 Jahre 1270 Euro, auf dem Eyller Friedhof 885 Euro. Urnengräber kosten für 15 Jahren 765 Euro in Kamp, 530 in Eyll und 1800 Euro im Kolumbarium der Barbarakirche.

(got)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort