Kamp-Lintfort Jugendliche lernen gutes Benehmen

Kamp-Lintfort · Etikette und Manieren sind immer noch im Trend: Das haben 16 Mädchen der Freien Evangelischen Gemeinde Hoerstgen erfahren. An drei Abenden lernten sie, sich in Gesellschaft zu benehmen. Bei einem Drei-Gänge-Menü zeigten sie zum Abschluss ihr Können.

 Erst wird den Sitznachbarn eingeschenkt. Benimmtrainer Jürgen Lackhoff zeigt, wie es geht.

Erst wird den Sitznachbarn eingeschenkt. Benimmtrainer Jürgen Lackhoff zeigt, wie es geht.

Foto: Klaus Dieker

Wie man richtig bei Tisch sitzt, das wissen Inka und Laura ganz genau: "Man soll aufrecht sitzen, so, dass eine Maus zwischen Rücken und Lehne passt und eine Katze zwischen Tisch und Oberkörper", erklärt die 14-jährige Laura. Und die 13-jährige Inka ergänzt: "Bevor ich mir etwas zu trinken einschenke, frage ich meine Sitznachbarn, erst den rechts von mir, dann den links von mir." Die beiden Jugendlichen kennen sich aus: Schließlich haben sie an drei Abenden gelernt, wie sie sich in der Gesellschaft zu benehmen haben. Bei einem vornehmen Drei-Gänge-Menü auf der Terrasse von Wellings Parkhotel wird ihr Wissen nun auf die Probe gestellt.

Der Benimmkurs war ein Angebot der Freien Evangelischen Gemeinde Hoerstgen - 16 Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren haben mitgemacht. "Die Jugendlichen sind in einem Alter, in dem sie mit solchen Themen konfrontiert werden, bei Hochzeiten, auf dem Abiball oder bei Vorstellungsgesprächen", erklärt Matthias Sumann von der Gemeinde die Idee dahinter. "Es gibt auch heutzutage noch gewisse Regeln, die eingehalten werden sollen, sonst eckt man an." Aber auch für die persönliche Entwicklung sieht Sumann den Kurs als sinnvoll an, er gebe den jungen Leuten Sicherheit im gesellschaftlichen Umgang.

Zwischen eineinhalb und zwei Stunden dauerten die Unterrichtseinheiten, geleitet wurden sie von Jürgen Lackhoff. Er ist ehrenamtlicher Benimm-Trainer der Malteser, die solche Kurse für Schüler anbietet. Lackhoff vermittelte den Jugendlichen zunächst in der Theorie allerhand über die richtige Etikette: Etwa, dass in den Smalltalk keine kontroversen Themen über Politik oder Religion gehören und dass bei der Begrüßung nach wie vor "Alter vor Schönheit" gilt. Neben den Begrüßungsformen ging es auch um das richtige Verhalten im Bewerbungsgespräch, Höflichkeitsformen in unterschiedlichen Kulturen und Tischmanieren.

Besonders letztere können die Mädchen bei dem Abendessen nun unter Beweis stellen. Die erste Hürde haben sie dabei schon gemeistert: Die Frisur sitzt und jede von ihnen hat sich für eine elegante Garderobe entschieden. Denn immerhin drücke die Wahl der Kleidung einen gewissen Respekt aus, so Lackhoff. Los geht der Abend mit einem Aperitif - natürlich alkoholfrei. Stilvoll halten die Mädchen ihr Sektglas in der Hand, noch etwas verlegen prosten sie einander zu. Als es zu Tisch geht, stellen sie ihre Gläser auf einem Servierwagen ab. "Auf dem gedeckten Tisch würden sie das Gesamtbild zerstören", erklärt der Benimm-Trainer. Die Gespräche sind gedämpft - ein Thema sind die weißen Menükarten: Gratinierter Ziegenfrischkäse und Piccata von der Poulardenbrust stehen etwa darauf. Dass gleich zwei Gabeln und Messer ihren Teller umrahmen, erschreckt die Mädchen nun nicht mehr. "Gegessen wird von außen nach innen", erklärt die vierzehnjährige Hannah. Allzu streng soll es bei dem Dinner aber nicht zugehen: "Schließlich bereitet gutes Benehmen Vergnügen", sagt Lackhoff. Mit der nächsten Generation der Jugendgruppe möchte Matthias Sumann den Benimm-Kurs wiederholen: "Vielleicht sind dann auch ein paar Jungen dabei", sagt er und lacht.

(ubg)
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