Serie Nachbarn Helfer, Freund und Ratgeber von nebenan

Moers · René Schneider und Karl-Heinz Schürmann wohnen seit 2003 Tür an Tür und hecken viele nachbarschaftliche Aktionen aus.

 René Schneider und Karl-Heinz Schürmann sind beste Freunde.

René Schneider und Karl-Heinz Schürmann sind beste Freunde.

Foto: mkoo

Kamp-Lintfort Auf seinen Nachbarn "Kalle", wie er ihn nennt, lässt René Schneider nichts kommen. "Er ist nicht nur mein direkter, sondern mein bester Nachbar." Dabei fing alles mit Krach an, genauer gesagt: Baulärm. Als René Schneider 2003 mit seiner Familie ins Haus im Niersenbruch einzog, wurde kräftig renoviert, die alten Fliesen in der Küche mit einem lautstarken Bohrer entfernt. "Das ist für Nachbarn natürlich anstrengend", betont René Schneider. Doch Karl-Heinz Schürmann hatte Verständnis. Und schon bald war er Ratgeber: "Ich bin gut mit Werkzeug ausgestattet."

Seine Nachbarn kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Doch René Schneider hat es gut getroffen. Die ganze Straße hält die Gemeinschaft hoch. Was der SPD-Landtagsabgeordnete an seinen Nachbarn am meisten schätzt: Er ist für sie nicht Projektionsfläche möglichen Politikverdrusses. "Im Gegenteil. Wenn ich nach Hause komme und mich mit Kalle auf ein Bierchen treffe, kann ich abschalten. Viele Politiker kochen ja im eigenen Saft und reden nur über Politik", betont der 39-Jährige.

"René ist nach seiner Wahl derselbe geblieben. Und man muss ja nicht dieselben politischen Ansichten haben", sagt Karl-Heinz Schürmann (58), dem es gut gefällt, dass die Nachbarschaft im Niersenbruch aus Jung und Alt besteht. Das heißt jedoch nicht, dass die Türen immer offen stehen. "Wir kennen uns inzwischen auch so gut, dass man weiß, wann Zeit für einen Schnack ist und wann nicht", betont Schneider und erhält Schürmanns zustimmendes Nicken. Dafür hecken die beiden Nachbarn gerne etwas gemeinsam aus: Als nächstes steht der Martinszug im Niersenbruch am 14. November an. "Er verläuft auch auf unserer Straße." Die Nachbarn bereiten dann immer etwas vor: Würstchen, Glühwein oder Suppe. Und Karl-Heinz Schürmann setzt einen Schnaps auf, dieses Jahr mit roten Pfirsichen aus dem Garten einer weiteren Nachbarin. "Ich bin gespannt, wie der wird."

Auch zur Fußball-WM im vergangenen Jahr kam die ganze Nachbarschaft zusammen. Für Schneider und Schürmann ein arbeitsreicher Tag: Es wurde Pulled-Pork für alle gegrillt. "Dafür sind wir morgens um sechs Uhr aufgestanden. Den ganzen Tag über musste einer von uns Wache halten. Das war wie Angeln mit Fleisch." Wie groß die Nachbarschaftshilfe in seiner Straße ist, erfuhr René Schneider, als er vor einigen Jahren beim Förster elf Raummeter Brennholz bestellte - nicht ahnend, wie viel Holz das ist. Doch die Nachbarn wussten wieder Rat, der eine sorgte für den großen Anhänger, der andere für einen Trecker. Und als das schwere Gefährt im Schlamm steckenblieb, eilten weitere Nachbarn zur Hilfe.

Schürmann ließ sich auch nicht schrecken, als Schneider eines Tages im neongelben Sportanzug vor ihm stand und das Laufen für sich entdeckt hatte. "Ich musste was für mich tun", sagt der Politiker. Schürmann, der seit 30 Jahren Squash spielt, zog ebenfalls die Turnschuhe an und drehte fortan mit seinem Nachbarn Runden. Im September traten beide in Xanten zum Zehn-Kilometer-Lauf an - angefeuert von der restlichen Nachbarschaft. Das neue Ziel ist gesteckt: der Halbmarathon in Berlin.

(RP)
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