Kamp-Lintfort Heimische Lyrik und ein Gläschen Wein

Kamp-Lintfort · Im Wein-Markt Wörpel in Kamp-Lintfort stellen Mitglieder des Lyrikerkreises ihre Werke vor. Bei einem Glas Wein hörten 80 Besucher Gedichte über Freundschaft, Liebe und Ereignisse aus der Stadt.

 Im Wein-Markt Wörpel sind die Zuhörer eng zusammengerückt, um die neusten Werke des Lyrikkreises zu hören.

Im Wein-Markt Wörpel sind die Zuhörer eng zusammengerückt, um die neusten Werke des Lyrikkreises zu hören.

Foto: Klaus Dieker

"Wein, Reim und mehr...". Seit nunmehr acht Jahren treffen sich alljährlich in der ersten Februarwoche die Freunde des gereimten Wortes im Kamp-Lintforter Wein-Markt Wörpel, um bei einem guten Rebensaft den Arbeiten des örtlichen Lyrikerkreises zu lauschen.

Am Freitag war es wieder soweit. Rund 80 Besucher saßen ab 19 Uhr dicht gedrängt auf mit bunten Kissen belegten Weinkisten und harrten der Reime, die da kommen sollten. Und die kamen zahlreich. Knapp zwei Stunden lang präsentierten die beiden Lyrikerkreis-Mitglieder Christine Utermöhlen und Herbert Häusler, sowie Horst Radtke, ein Gast aus Geldern, der vor kurzem mit einer kleinen gereimten Werbebroschüre bei den Kamp-Lintfortern für den Besuch ihrer Einzelhandelsgeschäfte geworben hatte, wechselweise ihre Arbeiten.

Dabei hatte jeder seine ganz eigenen Themen. So handelte eines von Christine Utermöhlens Gedichten zum Bespiel von Freundschaft, ein anderes von der Bereicherung beim Beschreiten neuer Lebenswege. Daneben ließ sie aber auch ihre beiden erfundenen Stadtstreicher "Kalle und Rolle" wieder munter über besondere städtische Ereignisse, wie zum Beispiel das im vergangenen Jahr heftig grassierende Laga-Fieber plaudern: "Bunte Stricklappen um Bäume wickeln und überall alte, bemalte Fahrräder abstellen. Dat is doch nich Laga. Dat is Gaga."

Der gebürtige Bayer Herbert Häusler widmete sich dagegen eher der zwischengeschlechtlichen Menschlichkeit. Seine unter den drei Oberbegriffen "mild", "scharf" und "extrascharf" vorgetragenen Gedichte befassten sich mit den etwas derberen Spielarten der Liebe und entlockten den Zuhörern immer wieder begeisterte Lacher.

Ganz anders, aber nicht weniger originell waren die Gedichte des Gelderner Gastes Horst Radke. Er hatte mit verschmitzter Respektlosigkeit die Arbeiten bekannter deutscher Dichter wie Goethe und Schiller in neue Verse gekleidet. So flehte in seiner Version von Schillers "Bürgschaft" Held Damon nicht darum, vor seiner Hinrichtung noch "die Schwester dem Gatten zu freien" sondern bat: "Schwanger ist mein Töchterlein, und wenn ich nicht vor Orte bin, dann schmeißt ihr Freund die Brocken hin." Und auch das Ende stimmte nicht ganz mit dem Original überein: "Ei der daus! Bei Schiller ging's doch anders aus." Zum Schluss gab es von den beiden Männern noch mal eine kurze dichterische Zugabe und von Christine Utermöhlen ein mit dem Kamp-Lintforter Stadtwappen bedrucktes Stück Zartbitterschokolade. "Eine Spende von Bürgermeister Dr. Landscheidt gegen den kleinen, bitteren Beigeschmack, weil die Ausrichtung der Landesgartenschau 2020 viel Geld kostet", erklärte sie dazu.

Der Lyrikerkreis Kamp-Lintfort sucht noch Mitstreiter. Interessenten können sich bei Helmut Wörpel in seinem Wein-Markt, Moerser Straße 152 oder telefonisch unter 02842 50651 melden.

(RP)
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