Ostern 2015 Grafschafter Gartenträume Grünes Paradies am Rande der Leucht

Moers · Mehr als 1000 Pflanzensorten wachsen im Bauerngarten am Adamshof. Ursula Adams kennt sie alle. Seit Ende der 80er Jahre hegt und pflegt sie die 1400 Quadratmeter große Anlage, die von zwei mächtigen Magnolien beherrscht wird.

 Ursula Adams in ihrem Bauerngarten. Im Vordergrund blühen die Osterglocken, im Hintergrund ist einer der Magnolienbäume zu sehen.

Ursula Adams in ihrem Bauerngarten. Im Vordergrund blühen die Osterglocken, im Hintergrund ist einer der Magnolienbäume zu sehen.

Foto: Christoph Reichwein

Der Garten liegt am Adamshof, am Rand der Leucht. Wiesen und Felder säumen die historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, Bäume wiegen sich im Wind. Wer an einem solchen Ort wohnt, so denkt man, entwickelt ganz von selbst den grünen Daumen. Ursula Adams, die hier mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist, hat ihn tatsächlich, allerdings hat sie sich ihr Pflanzen-Wissen in vielen Jahren erschlossen. "Der Garten ist mein großes Hobby", sagt die 59-Jährige. Im Frühling und Sommer ist sie fast jeden Tag draußen. Schon als Kind sei sie gerne im Garten gewesen, später habe sie das Interesse aber vorübergehend verloren. Ursula Adams studierte Landwirtschaft. Heute wohnt sie in Rheinberg und berät als Mitarbeiterin der Landwirtschaftskammer Milchviehhalter in den Kreisen Kleve und Wesel. Den elterlichen Hof betreibt ihr Bruder Klaus Adams mit seiner Familie, die einen Reitstall führen. Der 1400 Quadratmeter große Garten ist aber Ursula Adams' Reich.

"Es ist ein klassischer Bauerngarten, er gehört zum Hof", sagt sie, während sie durch das Eingangstor führt. Es lag früher genau gegenüber der Tür zum Wohngebäude, die später etwas versetzt wurde, weil's im Haus zu sehr zog. Der Garten ist viereckig und symmetrisch angelegt. Zwei mächtige Magnolienbäume rechts und links der Mittelachse betonten die Symmetrie. "Mein Urgroßvater hat sie 1911 gepflanzt." Die Knospen sind zum Bersten dick, einige schöne Tage noch, dann werden sie aufgehen. Wie herrlich die Bäume dann leuchten, zeigt ein Foto, das im Wohnhaus an der Wand hängt. In der Stube mit wunderbarer alter Stuckdecke ist noch eine Pflanze besonderer Art zu sehen: ein Stammbaum der Familie, der bis ins Jahr 1669 zurückreicht. Der Stammhof lag am Eyller Berg.

Freizeitgärtnerin wurde Ursula Adams Ende der 80-er Jahre. Ein Teil des Gartens sollte damals einer benachbarten Wiese zugeschlagen werden. "Ich fand das nicht gut, weil es die Symmetrie zerstört hätte." Sie setzte ihren Willen durch, unter der familiären Auflage, dass sie sich fortan um den Garten kümmert. Heute sei ihre 86-jährige Mutter froh, dass der Garten in seiner Form erhalten wurde. Einst diente der vordere Teil, rund um die Magnolien, als Ziergarten, in der hinteren Hälfte wuchs Gemüse. Noch immer sprießen dort Tomaten, Mangold, Paprika und Porree, aber nicht mehr in der Menge wie noch in den 1950-er Jahren, als viele Leute auf dem Hof gearbeitet hätten. "Soviel Gemüse verarbeitet man heute nicht mehr."

Schwindelig kann's einem werden, wenn Ursula Adams den Zeigefinger schwenkt und die Namen von Stauden, Blumen, Kräutern, Bäumen aus dem Ärmel schüttelt: Blauglöckchen, Duftveilchen, Traubenhyazinthen, Lakritztagetes, Winterling, Lerchensporn, Christrose, Felsenbirne, Frühlingsalpenveilchen, Narzissen . . . Mehr als 1000 Sorten gedeihen in dem grünen Paradies, das - je nachdem, was gerade blüht - bunt gesprenkelt ist. Bis vor kurzem bedeckte ein violetter Teppich aus Krokussen den Rasen hinterm Gartentor. Jetzt müsste der Rasen gemäht werden, aber da dabei auch die Krokusblätter abgeschnitten würden, muss dies warten. Über die Blätter zögen die Blumenzwiebeln Nährstoffe, so dass sie im nächsten Jahr erneut aufblühen können. Also wird erst gemäht, wenn die Krokusblätter gelb werden.

Solche Tipps gibt Ursula Adams gerne an Besucher weiter. Regelmäßig macht sie mit bei der "Offenen Gartenpforte", bei der Privatleute ihre Gärten für Gäste öffnen. Auch sie selbst schaut gerne bei anderen über den Zaun und lässt sich inspirieren. Organisierte Gartenreisen führten sie nach England. In Holland sah sie einst, wie schön sich eine Kletterrose bis in die Krone eines Baums rankte. In ähnlicher Eintracht wachsen nun eine Kletterrose und eine Blutpflaume in ihrem Garten. 1988 hat Ursula Adams einen kleinen Teich angelegt. Goldrotfedern und Stichlinge ziehen darin ihre Bahnen. Mit etwas Glück entdeckt man die Kulleraugen von Kröten, die reglos zwischen den Pflanzen im Wasser schweben. "Wir haben einmal 34 Kröten gezählt."

Die Veränderungen in ihren Garten dokumentiert Ursula Adams gerne auf Fotos, aus denen sie auch Grußkarten anfertigt. "Es ist schön, den Wechsel der Jahreszeiten zu beobachten." Die Arbeit an der frischen Luft sei mitunter anstrengend, aber auch entspannend. Wird es für sie zu hart, wie unlängst, als eine Säulenkirsche gefällt werden musste, hilft die Familie. Im Sommer aber, da setzt Ursula Adams auch gerne mit ihren Lieben zum Kaffeetrinken ins Gartenhaus, oder lässt es sich auf einem Liegstuhl inmitten der Pflanzen gutgehen. "Einfach nur genießen", heißt es dann für sie. "Und neue Ideen sammeln."

(RP)
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