Kamp-Lintfort Familie Bird lebt auf einem ehemaligen Rittergut in Hoerstgen

Kamp-Lintfort · Ein ehemaliger Rittersitz ist das Zuhause der Familie Bird: Haus Frohnenbruch. Das Gebäude mit seinen vier Türmen liegt umgeben von Wiesen und Feldern weit außerhalb von der Hoerstgener Dorfmitte. "Nachbarschaft hat hier eine andere Bedeutung als in der Stadt", betont Klaus Bird.

 Klaus und Bärbel Bird vor Haus Frohnenbruch. Der ehemalige Rittersitz wurde erstmals im Jahr 1304 urkundlich erwähnt.

Klaus und Bärbel Bird vor Haus Frohnenbruch. Der ehemalige Rittersitz wurde erstmals im Jahr 1304 urkundlich erwähnt.

Foto: Christoph Reichwein

Seit 1846 befindet sich die ehemalige Wasserburg an der Schlossallee im Besitz seiner Familie. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im Jahr 1304. Damals erhielt Johann von Stralen die Burg Vronenbroeck als Lehen. "Wir sind aber fest in der Gegenwart verwurzelt", sagt der Hausherr. Die Gegenwart von Klaus und Bärbel Bird ist der Hof Frohnenbruch, den sie in sechster Generation als Familienbetrieb führen, seit 2002 als Biolandhof. Der Hof umfasst weitläufige Acker-, Grünland-, und Wasserflächen sowie Wald. Die Birds halten 220 Limousin-Rinder, 1000 Legehennen in mobilen Ställen und 400 Hähnchen. "Wir sind hier aufgewachsen. Das Haus ist unser Alltag. Etwas Besonderes war das nur für die Kinder, die uns früher besucht haben", sagt Tochter Eva, die eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im Naturkostbereich absolviert hat und jetzt im Hofladen des elterlichen Biolandhofs arbeitet. "Hier ist eben alles weitläufiger und größer als bei anderen. Jeder Hausbesitzer weiß genau, wie viele Quadratmeter sein Haus hat - wir nicht", erklären Klaus Bird und seine Frau Bärbel, die ihr Zuhause sehr zu schätzen wissen. "So ein Ort ist Luxus, gleichzeitig aber auch Verpflichtung", sagen sie. Nicht nur die Bausubstanz des alten Rittersitzes ist denkmalgeschützt, das Gelände rundherum ist als Bodendenkmal eingetragen. "Man vermutet, dass im Bereich vom Hof bis zur Straße weitere Gebäude gestanden haben. Außerdem befinden sich im Boden Reste einer alten Wehrmauer", erläutert Bird. Für einen wirtschaftenden Betrieb kann der Denkmalschutz auch ein Hindernis sein. Und so steht Haus Frohnenbruch, das noch heute von drei Seiten mit Wasser umgeben ist, immer wieder in einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart. "Wir dürften zum Beispiel keine Photovoltaik-Anlagen anbringen - nicht mal auf der Südseite des Hauses."

Die Ursprungsburg steht nicht mehr. "Die ältesten Gebäude sind von 1622. Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte bautechnisch immer weiter entwickelt", so Bird. Damit die Bausubstanz der historischen Gebäude erhalten bleibt, hat der Hausherr vor allem eine Auge dafür, dass die Dächer in Ordnung sind.

Seitdem Frohnenbruch im Besitz der Familie Bird ist, wurde es stets landwirtschaftlich genutzt. "Es gab Generationen, die je nach wirtschaftlicher Situation mehr aufbauen konnten als andere", berichtet der Landwirt. Klaus und Bärbel Bird haben aufgebaut: Das Ehepaar stellte seinen Hof vor mehr als zehn Jahren auf auf ökologische Landwirtschaft und Tierhaltung nach Bioland-Richtlinien um. Die Birds besuchten Seminare, lernten andere Betriebe kennen und stellten fest, dass ihr Hof beste Voraussetzungen dafür bot, auf "Bio" umzustellen.

"Unsere Tiere standen schon immer auf Stroh, weil der Denkmalschutz keine Baumaßnahme erlaubte, die Rinder auf Betonspalten zu stellen." Die Futtergrundlage wurde im Eigenbetrieb sichergestellt, anonymes Futter gar nicht dazu gekauft. "Die Umstellung war eine interessante Herausforderung. Zwei Jahre lang muss man nach Bio-Richtlinien arbeiten, um als Biolandhof zertifiziert zu werden." Die Rinder werden artgerecht in einer Herde und im Freien gehalten. Im Winter geht es für die Tiere in den Außenklimastall. Seit 2009 ist der Biolandhof sogar offiziell als Demonstrationsbetrieb ausgewählt. Die Birds sind mit ihrem Biolandhof die Vorreiter in der Region. Sie zeigen ihren Besuchern vor historischer Kulisse, wie gut moderne Landtechnik und ökologischer Landbau zueinander passen. Ganz klar ist: "Man muss dahinter stehen und das Produkt mit gutem Gewissen rüberbringen. Dann honorieren es auch die Kunden."

Die Zukunft von Haus Frohnenbruch ist gesichert: Die siebte Generation steht mit Tochter Eva und und Sohn Paul schon in den Startlöchern. Paul macht gerade eine Ausbildung zum Landwirt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort