Kamp-Lintfort Eine musikalische Zeitreise mit Cello und Hammerklavier

Kamp-Lintfort · In die Zeit Ludwig van Beethovens werden die Besucher beim Kammerkonzert am Mittwoch und Donnerstag im Kloster Kamp versetzt.

 Alexander Hülshoff, Leiter der Kamper Konzertreihe, spielt mit der Kölner Pianistin Sheila Arnold.

Alexander Hülshoff, Leiter der Kamper Konzertreihe, spielt mit der Kölner Pianistin Sheila Arnold.

Foto: Klaus Dieker

Für die spannende musikalische Zeitreise räumte der Grotrian-Steinweg-Flügel im Rokokosaal seinen Platz für das Hammerklavier der Kölner Pianistin Sheila Arnold. Ihr Duopartner Alexander Hülshoff, Künstlerischer Leiter der Konzertreihe, spielte einen französischen Bogen aus dem Jahr 1800 und hatte sein exquisites Cello, das einst in Besitz des Cellovirtuosen und Komponisten David Popper war, mit Darmsaiten von 1820 bespannt.

Zwei "nackte Katzendarmsaiten" und zwei mit Stahl umsponnene Darmsaiten sollten dem Publikum im ausverkauften Saal ein authentisches Hörgefühl vermitteln. Auf dem Programm standen Beethoven-Sonaten aus unterschiedlichen Schaffensperioden des Titanen sowie seine beliebten Variationen über "Bei Männern, welche Liebe fühlen" aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte".

Obwohl Alexander Hülshoff Beethovens Duowerke seit Jahren immer wieder spielt und auch auf CD aufgenommen hat, war dieses Konzert eine "komplette Neuheit" für ihn. Ein solches Hammerklavier-Projekt, erzählte er in der Einführung, habe ihn schon lange interessiert, bis er jetzt in Sheila Arnold die ideale Partnerin dafür gefunden habe. Die in Indien geborene Künstlerin, die seit 2006 als Professorin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln unterrichtet, gehört zu der neuen Generation von Pianisten, die sich gleichermaßen auf dem modernen Konzertflügel wie auf dem Fortepiano zu Hause fühlen.

Die Werkauswahl des Duos erwies sich als eine überaus glückliche: musikalisch wie satztechnisch grandiose Werke und glanzvolle Schätze für beide Interpreten, die in harmonischem Miteinander mitreißend agierten. Mal spielten beide "auf Augenhöhe", mal schwebte die Cellostimme traumverloren über der sanften Klavierbegleitung. Vor allem im Andante der C-Dur-Sonate op. 102 schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Klassisch heiter muteten dagegen die Variationen über die Zauberflöten-Arie, eine Verbeugung vor dem Genie Mozarts, die effektvoll die Sonatentrias ergänzte. Etwa alle fünf Jahre, so Hülshoff, gab es zu Beethovens Zeit eine Weiterentwicklung im Klavierbau. Warum das ein Segen war, wurde den Konzertbesuchern an diesem Abend klar, denn unter der feucht-warmen Witterung hatten auch die Instrumente zu leiden. Immer wieder musste das Cello nachgestimmt werden, und das Hammerklavier brauchte nach der ersten Konzerthälfte eine intensive Nachregulierung, die Zeit für angeregte Gespräche bescherte.

"Ein tolles Hörerlebnis", darin waren sich alle einig. "Jetzt kann man sich richtig vorstellen, wie das damals geklungen hat." Nur der Handy-Signalton, der zwischendurch unverkennbar den Eingang einer Nachricht verkündete, ist dem Konzertpublikum im 18. Jahrhundert erspart geblieben. "Das war bestimmt Beethoven", unkte ein Zuhörer amüsiert. "Der wollte kundtun, dass ihm das Konzert auch so gut gefallen hat."

(prs)
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