Kamp-Lintfort "Der Ruf der Schulen darf nicht leiden"

Kamp-Lintfort · Kamp-Lintforts Schulpolitiker forderten gestern Aufklärung über den Vorfall an der Realschule. Der Leiter soll zwei Schüler der Europaschule des Diebstahls verdächtigt und aufgefordert haben, sich auszuziehen.

 In dieser Turnhalle soll der Schulleiter die beiden Jungen genötigt haben, sich auszuziehen.

In dieser Turnhalle soll der Schulleiter die beiden Jungen genötigt haben, sich auszuziehen.

Foto: Christoph Reichwein

Der Vorfall soll sich im Februar auf dem Sportfest der Realschule ereignet haben. Gestern verbreitete sich die die Nachricht in den sozialen Medien in Windeseile. Nach Recherchen des WDR soll der Leiter der Realschule an der Sudermannstraße zwei 13-jährige Jungen, die die benachbarte Europaschule besuchen und sich in der Turnhalle der Realschule aufhielten, des Diebstahls verdächtigt und aufgefordert haben, sich auszuziehen. Schuldezernent Christoph Müllmann hatte am Montag davon erfahren und bislang nicht die Gelegenheit, mit dem Leiter der Realschule zu sprechen. "Es handelt sich um eine innere Schulangelegenheit, für die die Bezirksregierung als Schulaufsicht zuständig ist. Ich habe nur über Dritte gehört, was vorgefallen sein soll. Der Schulleiter soll sich aber formell entschuldigt haben", betonte er auf RP-Anfrage. "Es ist ein falsch gelaufener Einzelfall, der nicht dazu führen darf, dass der Ruf der beteiligten Schulen leidet."

Auch die Schulpolitiker in Kamp-Lintfort wurden überrascht und erfuhren erstmals gestern Nachmittag von dem Vorfall an der Realschule.

CDU-Fraktionschef Simon Lisken sagte spontan: "Das ist ein starkes Stück, fast nicht zu glauben." Er forderte, dass der Fall in alle Richtungen lückenlos aufgeklärt werden müsse. Auch Norbert Thiele (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Kamp-Lintforter Stadtrat, hielt es für wichtig, dass der Sachverhalt geklärt werde, betonte aber: "Die Stadt ist als Schulträger dienstrechtlich aber nicht zuständig." Der SPD-Politiker konnte es sich gestern auf Nachfrage vorstellen, dass das Ereignis möglicherweise im nicht-öffentlichen Teil im nächsten Schulausschuss thematisiert werden könnte. In den sozialen Medien wurde das Thema gestern kontrovers diskutiert. Viele Facebook-User fanden es beispielsweise nicht vorstellbar, dass so etwas an einer Schule passieren könne. Andere sorgten sich, dass den Kindern in der Schule ein Spießrutenlauf bevorstehe. Die Realschule läuft ebenso wie die noch bestehende Hauptschule aus. Im Falle der Realschule wird es im Jahr 2017 sein. Sie befindet sich im selben Gebäude wie die als Europaschule zertifizierte Sekundarschule, die 2012 als neue weiterführende Schulform in Kamp-Lintfort an den Start ging.

Die Realschule an der Sudermannstraße unterrichtet aktuell noch Schüler in den beiden Jahrgängen 9 und 10 und wird kommissarisch geleitet. Der Leiter soll erst seit Februar an der Realschule sein und eine weitere weiterführende Schule ebenfalls kommissarisch leiten. Nach WDR-Recherchen soll er den betroffenen Schülern und ihren Eltern einen Brief geschrieben haben. Barbara Mennekes, Leiterin der Europaschule, bestätigte, dass sich der Fall so an der Realschule ereignet habe. "In der Turnhalle fand im Februar ein Sportfest der Realschule statt, und die Jungen hielten sich dort auf", sagt die Rektorin. Der Leiter der Realschule habe aber seinen Fehler eingestanden und sich entschuldigt.

Der Klassenlehrer der beiden 13-jährigen Europaschüler habe noch am selben Tag das Gespräch mit den Jungen und deren Eltern gesucht, um mit ihnen über das Erlebte zu sprechen. "Wir distanzieren uns von dem Vorfall. Das geht gar nicht. Wir versuchen, unsere Kinder immer zu schützen", erklärte Mennekes, die die Europaschule seit ihrer Gründung vor vier Jahren leitet.

(RP)
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