Kamp-Lintfort Bruderschaft gibt Geborgenheit

Kamp-Lintfort · Neue Serie: Wir stellen historische Bruderschaften in der Region vor. Heute: Die St. Bernhardus-Schützenbruderschaft Rossenray, der Ziel es ist, Menschen Geborgenheit zu geben. Morgen findet das Königsschießen statt.

Die St. Bernhardus-Schützenbruderschaft Rossenray zählt zu den ältesten historischen Bruderschaften in der Region. 1296 als "Gebetsbruderschaft" vom Prior des Zisterzienserklosters Kamp gegründet, wählten die Mitglieder spontan Bernhard von Clairvaux, einen der bedeutendsten Zisterziensermönche überhaupt, zu ihrem Schutzpatron. Und auch heute noch, 720 Jahre nach Gründung, gilt er als Vorbild allen, die sich dem Leitspruch: "Aus alter Wurzel - neue Kraft" verschrieben haben.

Unter dieser Maxime will der Verein den Bruderschaftsgeist und den sportlichen Wettstreit im Sinne der Vorfahren weiterführen. "Die Wurzel der Bruderschaft, Menschen Sicherheit und Geborgenheit zu geben, ist für uns Verpflichtung", sagt Adolf Dormann, Schießmeister, 1994 König, ein Jahr später zusammen mit seiner Frau Renate Bundeskönig der "Historischen Deutschen Bruderschaften" und darüber hinaus anerkannter und erfolgreicher Vogelbauer. Das Schützenwesen hat den 72-jährigen ehemaligen Bergwerksschlosser geprägt. Seit 1983 engagiert er sich mit seiner vierköpfigen Familie für die Belange des 160 Mitglieder zählenden Vereins und gilt längst als Urgestein.

Handgeschriebene Dokumente, einst in Tonflaschen der Brauerei Baaken sorgfältig aufbewahrt, erzählen die lange und bewegte Geschichte der Bruderschaft. Sie berichten von der ehemaligen Volksschule Rossenray, die 1830 als einklassige preußische Volksschule erbaut, dem Verein heute nach Renovierung und Neugestaltung und dem Bau des Schießstandes in voller Eigenleistung als Mittelpunkt und schönes Zuhause zur Verfügung steht. "Zahlreiche großzügige Spenden von Mitgliedern und Freunden ermöglichten den Kauf der abbruchreifen Ruine", so Dormann. "Unter den vielen Aktivitäten aber fällt dem Schießsport eine wichtige Aufgabe zu." In der Gemeinschaft zeige sich die Notwendigkeit von Fairness und Kameradschaft, und das harmonische Miteinander sei gepaart mit sozialer Verantwortung. "Auch das Brauchtumsschießen wird sehr gepflegt und gewinnt immer mehr Freunde - gerade bei der Jugend", so Dormann. Und er freut sich, dass Frauen-Power auch hier die Männer-Domäne abgelöst habe. "Viele Schützenschwestern wetteifern mit uns um den Erfolg."

"Das Schießen erfolgt unter strengsten Sicherheitsvorschriften", so der Schießmeister. Beim Königsschießen wird auf einen Holzvogel geschossen. Früher mit dem Luftgewehr, heute wie im Mittelalter mit der Armbrust. Der Vogel besteht aus fünf Teilen: Kopf, Schwanz, linker Flügel rechter Flügel und Rumpf. Diese durch Holzdübel verbundenen Teile müssen nacheinander abgeschossen werden. Erst wenn nur noch der Rumpf des Vogels auf der Stange ist, kann die Königswürde angetreten werden. Schützenkönig ist dann jener, der den letzten Holzspan von der Stange holt. Auf Dormanns Initiative kam zunächst eine Präzisionsmatch-Armbrust zum Einsatz, mittlerweile aber eine pneumatische. Mit Begeisterung testet der Vogelbauer die richtige Mischung der verschiedenen Hölzer, um eine gewisse Zähigkeit gegen die Pfeile zu erlangen. Und alle Jahre wieder bekommt der neue König einen geschnitzten Holzvogel als Erinnerung an seinen Königsschuss geschenkt. Als Muster für die kunstvoll gezimmerten Vögel wählte Dormann den Adler des ehemaligen 100-Mark-Scheines. Ein weiteres Privileg des neuen Königs ist eine eigene Königsplakette, die er zusammen mit dem Silber der zurückliegenden Jahrhunderte am Festtag tragen darf.

Das Königsschießen ist morgen, 14. August, ab 15 Uhr, Schützenhaus, Krummen Weg 1, Rossenray, das Schützenfest wird dann am Samstag, 27. August, im Josef-Jeurgens-Haus, Kamp-Lintfort, König straße, gefeiert.

(h-m)
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