Kamp-Lintfort Bischof liest letzte Messe in St. Barbara

Kamp-Lintfort · Die katholische Kirche in Lintfort wird profaniert. Das Gotteshaus wird ein Kolumbarium - eine Grabeskirche. Für St. Barbara wird es ein großer, ein bedeutender Tag. Das katholische Gotteshaus im Geisbruch wird profaniert (entweiht).

Das sakrale Gebäude wird Kolumbarium - Grabeskirche. Im Sommer 2012 traf der Kirchenvorstand einstimmig den Beschluss. Für die katholische Kirchengemeinde und für alle Beteiligten eine gute, eine sinnvolle Alternative. "Denn unter diesem Aspekt bleibt das Gebäude als sakrales Bauwerk erhalten - und bleibt zudem weiterhin im Besitz der Pfarrgemeinde", erklärte Pfarrer Karl Josef Rieger nach der Entscheidung. Und für Mölders hat eine Kirche für einen Ort überdies eine hohe symbolische Bedeutung.

Mit der Umgestaltung wurde der in Kleve beheimatete Architekt Hannes Hermanns beauftragt. Zusammen mit der Gemeinde hat er die Pläne für den Umbau ausgearbeitet. Äußerlich bleibt das Gebäude in seiner heutigen Form erhalten. Für die Innengestaltung sind drei Bereiche geplant: Dort, wo heute die Bänke stehen, sollen in schräger Anordnung sechs Ebenen entstehen, in denen bis zu sieben Etagen die Urnenplätze installiert werden. In den nächsten 15 Jahren werden rund 900 bis 1000 Urnen dort einen Platz finden. Im Chorraum der Grabeskirche wird nach den vorliegenden Plänen ein Feierraum für Trauernde und für Gottesdienste entstehen, in denen bis zu 75 Personen Platz finden. Unter der Orgelbühne im Eingangsbereich sind zwei Räume zum Abschied nehmen vorgesehen, die auch außerhalb der Öffnungszeiten des Kolumbariums für die Angehörigen zugänglich sein werden.

Als Materialien für die Maßnahme schlägt der Architekt Naturstein, Holz und Stahl vor. Die Finanzierung ist gesichert. Der Umbau wurde mit 700 000 Euro veranschlagt. Danach soll eine Grabstelle für 15 Jahre 3000 Euro kosten - auch die Möglichkeit einer Verlängerung wird angeboten. Noch Ende 2011 wurde mit einer großen Feier an die Konsekration des Gotteshauses vor einem halben Jahrhundert erinnert - die Geisbruch-Gemeinde blickte auf 50 Jahre aktiver Arbeit zurück. "Und jetzt haben wir hier für unsere Toten ein neues Zuhause gefunden, mit denen wir im Glauben verbunden bleiben", sagt Pfarrer Rieger. Unter diesem Gesichtspunkt sei auch ein Kolumbarium ein Haus des Lebens. Auch die Marienkirche in der Altsiedlung musste schließen. Sie war im Oktober 2012 entweiht worden - und wurde Kindertagesstätte. Ebenfalls ein viel versprechendes Projekt, das einhellige Zustimmung erfährt. "Denn desgleichen wird unter dieser Perspektive", erklärte Rieger, "aus der Marienkirche, auch wenn sie als liturgischer Ort aufgegeben wurde, ein Haus Gottes für Kinder und Familien." Zu den Kirchenschließungen gab es in der Klosterstadt - ein Gemeinwesen mit rund 40 000 Einwohnern, davon 14 500 Katholiken - keine Alternative, wollte sie als Kirche weiter existieren. "Das Gesicht der Kirche hat sich verändert", gibt auch Pfarrer Karl Josef Rieger zu bedenken.

"Den Luxus so vieler Kirchen kann sich unsere Gemeinde mit ihren bescheidenen Finanzmitteln nicht leisten." Die Stadt verfügte bis 2009 über sechs katholische Gotteshäuser. St. Paulus wurde 2009 abgerissen. Die Bistumsleitung in Münster hatte bereits vor der endgültige Entscheidung die Situation offen gelegt und betonte in einem Statement: "Das ist eine klare Überversorgung."

(h-m)
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