Kamp-Lintfort Bischof entweiht heute Barbarakirche

Kamp-Lintfort · Die Profanierungsfeier beginnt um 16 Uhr. Aus der Kamp-Lintforter Kirche wird ein Kolumbarium. Pfarrer Karl Josef Rieger: "Den Luxus so vieler Kirchen kann sich unsere Gemeinde mit ihren bescheidenen Finanzmitteln nicht leisten."

 Bischof Wilfried Theising wird die St. Barbara-Kirche heute um 16 Uhr entweihen. Anschließend ist die ganze Gemeinde zur Begegnung in und um die Kirche eingeladen.

Bischof Wilfried Theising wird die St. Barbara-Kirche heute um 16 Uhr entweihen. Anschließend ist die ganze Gemeinde zur Begegnung in und um die Kirche eingeladen.

Foto: Klaus Dieker

Ein denkwürdiger Tag für St. Barbara: Noch einmal wird das katholische Gotteshaus in der Geisbruchsiedlung die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, noch einmal bis auf den letzten Platz besetzt sein. Denn heute wird hier ab 16 Uhr die letzte Messe gelesen. Das Gotteshaus wird profaniert, also entweiht. Es wird Grabeskirche. Weihbischof Wilfried Theising wird die Feier zelebrieren. Das Ewige Licht wird gelöscht, die Hostien dem Tabernakel entnommen und zur Kirche St. Josef gebracht.

Der Kirchenvorstand traf diese Entscheidung im Sommer 2012 einstimmig. Für die Kirchengemeinde und alle Beteiligten eine gute, eine sinnvolle Alternative: "Denn unter diesen Umständen bleibt das Gebäude als sakrales Bauwerk erhalten - und bleibt weiterhin im Besitz der Pfarrgemeinde", so Pfarrer Rieger damals nach der Entscheidung.

Vor wenigen Jahren noch erinnerte St. Barbara mit einem Festprogramm an seine Konsekration vor einem halben Jahrhundert - im Mai 1961. Auf einer ehemaligen grünen Wiese errichtet, wurde das "lichtdurchflutete Haus aus lebendigen Steinen" für viele Menschen in den langen Jahren zur Heimat, sie fanden hier Geborgenheit, davon ist Franz-Peter Mölders, Mitglied des Kirchenvorstandes, überzeugt. "Und jetzt haben wir für unsere Toten ein neues Zuhause gefunden, mit denen wir im Glauben verbunden bleiben", so Pfarrer Rieger. Unter diesem Aspekt sei auch ein Kolumbarium ein Haus des Lebens. Und der festliche Charakter des Hauses, der geschützte Raum, die Seelsorge vor Ort verfehle zudem nicht ihre Wirkung.

Für Mölders ist es gerade auch die Erhabenheit des Kirchenraumes, die den Trauernden in ihrem Schmerz Trost spendet. Mit der Umgestaltung wurde der in Kleve beheimatete Architekt Hannes Hermanns beauftragt. Zusammen mit der Gemeinde hat er die Pläne für den Umbau ausgearbeitet.

Danach sollen die Urnenfelder im Hauptkirchenschiff ihren Platz finden. Im Chorraum wird nach den vorliegenden Plänen ein Feierraum für Trauernde und für Gottesdienste entstehen, in denen bis zu 75 Personen Platz finden. Unter der Orgelbühne sind zwei Räume zum Abschiednehmen vorgesehen, die auch außerhalb der Öffnungszeiten des Kolumbariums für die Angehörigen zugänglich sein werden. Als Materialien für die Maßnahme schlägt der Architekt Naturstein, Holz und Stahl vor. Die Finanzierung ist gesichert. Der Umbau wurde mit 700 000 Euro veranschlagt. Danach soll eine Grabstelle für 15 Jahre 3000 Euro kosten - auch die Möglichkeit einer Verlängerung wird angeboten.

Auch die Marienkirche in der Altsiedlung musste schließen. Sie wurde im Oktober 2012 entweiht - und wurde Kindertagesstätte. Zu den Kirchenschließungen gab es in der Klosterstadt, ein Gemeinwesen mit 40 000 Einwohnern, davon 14 500 Katholiken, keine Alternative. "Das Gesicht der Kirche hat sich verändert", gibt auch Pfarrer Karl Josef Rieger zu bedenken. "Den Luxus so vieler Kirchen kann sich unsere Gemeinde mit ihren bescheidenen Finanzmitteln nicht leisten."

Die Stadt verfügte bis 2009 über sechs katholische Gotteshäuser. St. Paulus wurde 2009 abgerissen. Auch die Bistumsleitung in Münster hatte bereits vor der endgültigen Entscheidung die Situation offen gelegt und in einem Statement betont: "Das ist eine klare Überversorgung."

Weihbischof Wilfried Theising wird die Kirche heute, 16 Uhr, in einem Gottesdienst profanieren. Anschließend ist die ganze Gemeinde zur Begegnung in und um die Kirche eingeladen.

(h-m)
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