Kamp-Lintfort Barbarakirche wird eine Grabeskirche

Kamp-Lintfort · Seit Oktober wird das Gotteshaus an der Mittelstraße in Kamp-Lintfort zu einem Kolumbarium umgestaltet. Pastor Karl Josef Rieger geht davon aus, dass der Umbau zur Grabeskirche im Sommer abgeschlossen werden kann.

 Die Barbarakirche wirkt wie ein Schiff. Im Bereich der Gerüste entstehen die Urnenwände, die Platz für 576 Urnen bieten werden.

Die Barbarakirche wirkt wie ein Schiff. Im Bereich der Gerüste entstehen die Urnenwände, die Platz für 576 Urnen bieten werden.

Foto: Christoph Reichwein

Heinz Ermen hat eine besondere Beziehung zur Barbarakirche: Vor 42 Jahren hat er dort seine Ehefrau geheiratet. Eine ganz besondere Erinnerung. Und wenngleich er heute in Altfeld lebt, stand für den Kamp-Lintforter fest, dass er sich im Kolumbarium-Ausschuss der Kirchengemeinde St. Josef engagieren würde, um die Umgestaltung des Gotteshauses zur Grabeskirche zu begleiten. "Ich habe mich freiwillig gemeldet", betont Heinz Ermen. Im Oktober sind die Bauarbeiten in der Kirche gestartet. Die Planungen laufen in der Kirchengemeinde St.Josef aber seit Sommer 2011. "Wir mussten uns mit der Frage beschäftigen, was aus den Kirchen werden soll, die wir auf Dauer nicht mehr halten können", sagt Pastor Karl Josef Rieger. Zuerst war angedacht, in der Barbarakirche einen Abschiedsraum einzurichten. In Gesprächen mit einem Bestatter wurde die Idee geboren, das Gotteshaus zu einem Kolumbarium umzugestalten.

Die Begräbniskultur habe sich geändert: "Die Zahl der Feuerbestattungen ist auch in Kamp-Lintfort angestiegen", berichtet Pastoralreferent Christoph Kämmerling, während der Kirchenraum mit Baulärm erfüllt ist. Die Arbeiter errichten aktuell die Urnenwände, die Platz für 576 Urnen in Einzel- und Doppelkammern bieten werden. "Sie bringen Metallverstrebungen auf Betonsockeln an, in denen später die Urnen stehen werden", erläutert Rieger. Die Urnenwände werden mehr als fünf Meter hoch sein. Unter der Orgelempore entstehen zwei Räume, in denen sich die Hinterbliebenen von den Verstorbenen verabschieden können. Der Chorraum bleibt für Trauerfeiern erhalten. Es entsteht zudem ein Ewigkeitsraum. in dem die Asche nach Ablauf der Ruhezeit aufbewahrt wird.

Der von der Kirchengemeinde beauftragte Architekt ist Hannes Hermanns, der Erfahrung in der Umgestaltung von Kirchen habe. Die Kirchengemeinde investiert 700.000 Euro. Eine Grabstelle im Kolumbarium kostet 1800 Euro für 15 Jahre. Die äußere Gestalt des Gotteshauses bleibt unverändert. "Wir erhalten die Orgel und auch die schönen Fenster." Parallel zum Umbau der Barbarakirche erarbeitet die Kirchengemeinde ein Trauerkonzept. Auch die Friedhofsordnung wird überarbeitet. "Es geht uns um eine Trauerkultur, die die Menschen in der Gemeinde einbezieht", sagt Christoph Kämmerling. Trauerbegleitung, Trauerseminare und Ansprechpartner in Trauerfällen sind nur drei Stichworte. Dabei setzt die katholische Kirchengemeinde auch auf die Kooperation mit der evangelischen Kirche in Kamp-Lintfort sowie dem Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp. In der Barbarakirche sollen Christen aller Konfessionen aus Kamp-Lintfort nach ihrem Tod eine würdige Ruhestätte finden. Auch die Friedhofsordnungen des Kamper und Eyller Friedhofes werden so geändert, dass dort allen Christen eine Bestattung möglich ist. "Voraussetzung ist, dass sie Mitglied einer Kirche oder einer christlichen Gemeinschaft sind, die dem Arbeitskreis christlicher Kirchen angehören", erläutert Pastor Karl Josef Rieger.

Die Grabeskirche soll täglich für Besucher geöffnet sein. "Ich hoffe, dass wir ehrenamtliche Helfer finden, die uns darin unterstützen werden." Die Gemeindemitglieder verfolgen das Bauvorhaben aufmerksam. Es gibt sogar schon Reservierungen für Kammern.

(RP)
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