Kamp-Lintfort Bank-Azubi bewahrt 94-Jährige vor Enkeltrick

Kamp-Lintfort · Ein Azubi der Sparkasse hat eine 94-Jährige vor dem Enkeltrick bewahrt. Nun schildert er, wie er die Situation erkannte. Es ging um 30.000 Euro.

 In dieser Geschäftsstelle ereignete sich der Vorfall.

In dieser Geschäftsstelle ereignete sich der Vorfall.

Foto: Sparkasse DUISBURG

Gegen 14 Uhr betritt die 94-jährige Kamp-Lintforterin am Montag die Geschäftsstelle der Sparkasse Duisburg an der Kamperdickstraße in Kamp-Lintfort. Unsicher stellt sie sich in die Warteschlange vor einem Schalter, blickt immer wieder verlegen zu Boden. Als sie schließlich an der Reihe ist, bemerkt der 23-jährige Auszubildende, dessen Name auf Wunsch der Sparkasse nicht genannt werden soll, dass etwas nicht stimmt.

"Sie wollte gerne 30.000 Euro abheben. Doch ihr Auftreten und ihre Stimme wirkten verunsichert. Als ich dann genauer fragte, wofür sie das Geld denn benötige, geriet sie immer mehr ins Stocken. Da wurde ich stutzig", berichtet der Azubi aus Wachtendonk. Als der 23-Jährige dann abermals nachhakt, verhaspelt sich die Kundin immer mehr, verstrickt sich zunehmend in Widersprüche. "Es klang alles nicht schlüssig und sie wirkte nicht so, als ob sie wüsste, was sie gerade tut. Darauf hin habe ich die Situation einer erfahrenen Kollegin geschildert. Auch sie meinte, dass da etwas nicht stimmen könne."

Nach Rücksprache mit einem weiteren Kollegen habe man sich daher schließlich an Geschäftsstellenleiter Rainer Ulrich gewandt. Der habe nicht lange gezögert und die Polizei benachrichtigt. "Wir haben die Dame dann erst einmal in ein leeres Büro gesetzt und ihr einen Kaffee gegeben, damit sie sich wieder beruhigen konnte", erläutert Ulrich. Nach Eintreffen der Beamten habe sie ihre Zurückhaltung dann schnell verloren und bereitwillig erzählt, was ihr vorgefallen sei.

Es stellt sich heraus, dass die Kamp-Lintforterin beinahe dem "Enkeltrick" zum Opfer gefallen wäre. Nur das umsichtige Handeln des Azubis bewahrt sie schließlich vor dem Verlust ihres Geldes. "Wir bekommen in der Ausbildung ja vermittelt, worauf wir achten müssen. Und ich hatte von Beginn ein komisches Bauchgefühl", sagt der 23-jährige Wachtendonker.

Andreas Vanek, Pressesprecher der Sparkasse Duisburg, bezeichnet in diesem Zusammenhang die Inhalte des internen Unterrichts als wichtiges Kriterium: "Alle Mitarbeiter müssen sich in Sachen Betrugsprävention regelmäßig schulen lassen. Nur so kann man letztendlich auch ein Bauchgefühl dafür entwickeln, was richtig oder falsch ist. Denn ohne Sensibilisierung für das Thema würde man in so einer Situation vielleicht erst gar nicht stutzig werden." Darüber hinaus sei es für die Kunden ein enormer Vorteil, immer auch den direkten Kontakt zum Sparkassen-Mitarbeiter pflegen zu können. "Ich denke, diese Geschichte wäre erst gar nicht aufgefallen, wenn das alles digital abgelaufen wäre."

Die Kreispolizei Wesel berichtet, dass die meisten Fälle, in denen der "Enkeltrick" angewendet wird, bereits im Versuchsstadium steckenbleiben. "Die Sensibilität gerade bei den Jüngeren ist mittlerweile sehr hoch", sagt Polizeisprecherin Sabine Vetter. Doch hätten leider dennoch jährlich fünf bis sechs Betrüger mit dieser Masche Erfolg. "Da wird leider die Gutheit gerade älterer Menschen gnadenlos ausgenutzt."

(p-m)
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