Kamp-Lintfort Ausnahmetalent (11) beeindruckt NRW

Kamp-Lintfort · Jan Christopher Heßling erreicht bei Jugend musiziert die höchste Punktzahl. Wir haben das Ausnahmetalent an der Gitarre von einem Ausnahmetalent am Klavier portraitieren lassen. Wenn zwei Genies aufeinandertreffen.

 Autor Jakob Sommer (r.) im Gespräch mit Jan Christopher Heßling - der eine ist ein Ausnahmetalent am Klavier, der andere an der Gitarre.

Autor Jakob Sommer (r.) im Gespräch mit Jan Christopher Heßling - der eine ist ein Ausnahmetalent am Klavier, der andere an der Gitarre.

Foto: Christoph Reichwein

Er scheint ganz in der Musik versunken zu sein, hält die Augen geschlossen, während seine Finger über die Gitarrensaiten tanzen. Gitarre zu spielen ist ihm lieber, als sich zu unterhalten. Der elfjährige Jan Christopher Heßling aus Kamp-Lintfort ist ein stiller, zurückhaltender Junge - dennoch hat er bereits Großes geleistet.

Begonnen hat seine Gitarrenliebe mit einer Spielgitarre vom Flohmarkt in Neukirchen-Vluyn. Damals hat ihn der Klang und die Spielweise dieses Instruments in den Bann gezogen, erinnert er sich. Weniger als ein Jahr später nahm er bereits wöchentlichen Gitarrenunterricht bei Babette Scholz.

Nun, ab 2013, lernt er bei Martin Begall. In der Zwischenzeit leistete Jan Christopher bereits Beachtliches: Im Rahmen des Wettbewerbs "Ich auf CD" gewann er eine Aufnahme. Dann folgte der internationale Gitarrenwettbewerb "Andres Segovia". Dort wurde er im Jahr 2014 Zehnter von 98 Teilnehmern.

Letztlich hat sein jüngster Erfolg am meisten zu seiner Bekanntheit beigetragen: Im diesjährigen Wettbewerb Jugend musiziert erreichte Jan Christopher in der Kategorie "Gitarre solo" sowohl auf Regional-, als auch auf Landesebene die Höchstpunktzahl, erstaunte die Jury vor all Dingen mit seiner musikalischen Reife. "Er spielt Stücke, die andere zum Abschluss spielen würden", sagt Martin Begall stolz. Mit Lampenfieber hat Jan Christopher nicht zu kämpfen, im Gegenteil: Das Phänomen bei ihm ist, dass er kaum Aufregung vor einem Auftritt verspürt.

Wer im so jungen Alter derartigen Erfolg aufweisen kann, hat in der Regel sehr viel geübt. Nicht so Jan Christopher. Sein tägliches Üben beschränkt sich auf eine halbe Stunde, die gesamte Vorbereitungszeit für Jugend musiziert errechnet sich auf ein halbes Jahr. Für sein Niveau - für einen professionellen Musiker - äußerst wenig.

"Das macht er durch sein Talent wett", sagt die Mutter von Jan Christopher. Wenn Jan Christopher vom Üben spricht, dann meint er ausschließlich das systematische Arbeiten, wie zum Beispiel Fehler zu finden im langsamen Tempo. Denn nach seiner angegebenen halben Stunde spielt Jan Christopher oft für sich selbst und probiert an neuen Stücken herum.

Auf die Frage, wer wohl sein Vorbild sei, antwortet Jan Christopher wie aus der Pistole geschossen: "Johann Sebastian Bach". Dieser ist auch sein Lieblingskomponist. Aus der Epoche Barock, zu der die Stücke Johann Sebastian Bachs gehören, spielt Jan Christopher am liebsten. Dagegen überzeugt ihn die Neue Musik eher weniger.

Jan Christopher, der zurzeit die sechste Klasse des Georg-Forster-Gymnasiums besucht, verbringt seine Zeit gern zu Hause und alleine. Neben seiner Liebe zum Gitarrenspiel gilt sein Interesse auch der Astronomie. Wurmlöcher und Zeitreisen faszinieren ihn besonders, erzählt er. Genauso intensiv beschäftigt er sich mit dem Programmieren von Robotern. Manchmal, gibt Jan Christopher zu, schaut er auch Fernsehen, am liebsten das britische Automagazin "Top Gear". Dies hat in ihm den Wunsch erweckt, einmal einen Pagani Zonder, einen italienischen Sportwagen, zu fahren.

Auf die Frage, welche Pläne er noch für seine Zukunft habe, antwortet er, er suche nach einem geeigneten Musikstück von Domenico Scarlatti, dessen Musik ihn begeistert, außerdem wolle er noch ein weiteres Mal bei Jugend musiziert teilnehmen.

Ob er eines Tages Musiker wird, weiß er noch nicht. Er könnte sich genauso gut vorstellen, sich beruflich mit Robotik zu beschäftigen oder Astronom zu werden.

Autor Jakob Sommer ist selbst ein Ausnahmetalent und studiert bereits Klavier und Komposition an der Musikhochschule Köln. Jakob Sommer ist 16 Jahre alt.

(RP)
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