Kamp-Lintfort 3D-Drucker bringt Lebensmittel in Form

Kamp-Lintfort · Das Fab Lab der Hochschule Rhein-Waal hat seine Ausstattung durch einen Lebensmittel-Drucker ergänzt. Das "Food Printing" ist eine neue Spielart des dreidimensionalen Drucks, der die industrielle Produktion nachhaltig verändert.

 Am Lebendmittel-Drucker: (von links) Dekan Andreas Schürholz, Martin Kreymann (ZDI), Vizepräsident Jens Gebauer, Präsidentin Heide Naderer und Michael Düchting (Stiftung Standort- und Zukunftssicherung).

Am Lebendmittel-Drucker: (von links) Dekan Andreas Schürholz, Martin Kreymann (ZDI), Vizepräsident Jens Gebauer, Präsidentin Heide Naderer und Michael Düchting (Stiftung Standort- und Zukunftssicherung).

Foto: KLaus Dieker

Die Maschine macht die tollsten Sachen. Gerade formt sie einen kleinen Donut aus Marzipan. Einige andere Anschauungsobjekte sind bereits fertig: essbare Schachfiguren zum Beispiel, oder auch die verkleinerte Nachbildung einer antiken Plastik, ebenfalls aus Marzipan. Sie wurden mithilfe der neuesten Anschaffung im Kamp-Lintforter Fab Lab der Hochschule Rhein-Waal hergestellt. Es handelt sich um einen besonderen 3D-Drucker, nämlich einen, der Dinge aus Lebensmitteln formen kann. Die Stiftung Standort- und Zukunftssicherung Kreis Wesel hat die Anschaffung finanziert.

Der 3D-Druck mit Lebensmitteln (der Fachmann spricht von Food Printing) ist recht neu. So ist das Gerät im Fab Lab - einer High-Tech-Werkstatt - auch erst das 20. Exemplar seiner Art, das von einem Hersteller aus den Niederlanden kommt. Ursprünglich wurde es für den Druck mit Ton entwickelt. "Die Frau des Entwicklers stellt damit Schmuck her", sagt Thomas Kropp, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fab Lab. Für den Druck sind aber auch Lebensmittel geeignet, wenn sie ähnlich pastös sind wie Ton. Nun erkunden die Fab-Lab-Mitarbeiter die Möglichkeiten des Food Printing. Mit Kartoffelbrei haben sie ebenso schon gearbeitet wie mit passiertem Fleisch. Die Herstellung von Croquetas, einer spanischen Spezialität mit Hähnchen und Gemüse, ging allerdings daneben. Man suche noch nach der richtigen Konsistenz der Zutaten.

Das Fab Lab verfügt bereits über einige 3D-Drucker. Alle formen sie aus einem Ausgangsmaterial (wie eben Lebensmittel-Paste, Kunststoff oder Keramik), das in einem Strahl aus einer Kartusche gedrückt wird, Schicht um Schicht Gegenstände. Deren Form wird vorher mithilfe einer Software am Computer entwickelt; der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. "Die 3D-Drucktechnik wird die industrielle Produktion revolutionieren", prophezeit Michael Düchting, Geschäftsführer der Stiftung Standort- und Zukunftssicherung. "Jeder kann seine Ideen auf kurzem Wege selbst realisieren." Lange Transportwege könnten entfallen.

Schon jetzt ist der 3D-Druck aus einigen Branchen nicht mehr wegzudenken. Unternehmen der Medizintechnik stellen damit Implantate und Prothesen her. Und die Flugzeugindustrie nutze den 3D-Druck, um Bauteile billiger, schneller und leichter zu produzieren, sagt Martin Kreymann, Projektleiter des Zentrums "Zukunft durch Innovation" (ZDI) an der Hochschule, zu dem das Fab Lab gehört. Auch die Lebensmittelindustrie habe den 3D-Druck schon entdeckt. So entwickle die Firma Katjes gerade einen Fruchtgummi-Drucker.

Mithilfe des Lebensmittel-Druckers könne man Ungewöhnliches und Witziges fabrizieren, wie "Äpfel" aus Bananen, sagt Kreymann. Aber auch ernsthafte Anwendungen seien denkbar: So könne passiertes Essen für Menschen, die nicht gut kauen können (zum Beispiel in Seniorenheimen) wieder in seine ursprüngliche Form gebracht werden, wobei es weich und gut kaubar bleibe.

Kamp-Lintforter Schülern will das Fab Lab demnächst bei einem Hamburger-Workshop die Möglichkeiten des Food Printing zeigen - dann sollen die Fleisch-Bratlinge aus dem Drucker kommen. Und mit Unterstützung der Gastronomen von Wellings Parkhotel wolle man gedruckte Dessert-Kreationen entwickeln, sagt Martin Kreymann. "Uns fehlt noch die Gourmet-Expertise." In London habe jüngst ein Restaurant eröffnet, das alle seine Speisen komplett druckt. Guten Appetit!

Unternehmen, die sich für den 3D-Druck interessieren, sollten sich an das Fab Lab wenden. E-Mail-Kontakt: karsten.nebe@hochschule-rhein-waal.de.

(RP)
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