Kamp-Lintfort 14-Jähriger komponiert wie Bach

Kamp-Lintfort · Jan Christopher Heßling ist 14 Jahre alt und ein talentierter Gitarrenspieler. Seit zwei Jahren schreibt er seine eigenen Kompositionen. Drei seiner Werke wurden nun mit einem Preis ausgezeichnet.

 Jan Christopher Heßling ist ein Ausnahmetalent - das betont sein Lehrer Martin Begall immer wieder. Traum des 14-Jährigen ist es, einmal ein großes Konzert für Orgel und Orchester zu komponieren.

Jan Christopher Heßling ist ein Ausnahmetalent - das betont sein Lehrer Martin Begall immer wieder. Traum des 14-Jährigen ist es, einmal ein großes Konzert für Orgel und Orchester zu komponieren.

Foto: Klaus Dieker

Die Ideen passieren ihm. Jederzeit und überall. Jan Christopher Heßling sitzt in der Musikschule Kamp-Lintfort, er ist mitten im Gespräch, als er plötzlich innehält: "Gerade hatte ich wieder einen Einfall", sagt er. Für den Kamp-Lintforter Musikschulleiter, Martin Begall, ist das nichts Ungewöhnliches, er kennt die plötzlichen Eingebungen seines Schülers: "Deswegen liegen immer Stift und Papier in seiner Nähe, damit er seine Gedanken aufschreiben kann", erzählt er.

Jan Christopher Heßling ist ein Ausnahmetalent - das betont sein Lehrer immer wieder. Kürzlich hat der 14-Jährige für den Landeswettbewerb "Jugend komponiert 2017" drei selbst geschriebene Werke eingereicht und für jedes von ihnen einen Preis bekommen. Dabei hat der Jugendliche nie Kompositionsunterricht gehabt. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, es zu versuchen: Vor gut zwei Jahren hat Jan Christopher damit begonnen, im barocken Stil zu komponieren. Für sein "Präludium in F-Dur" bekam er den Förderpreis, seine "Fuge in b-Moll" erlangte den dritten Preis und mit seiner "Fuge in a-Moll" belegte der Kamp-Lintforter Schüler den zweiten Platz. Sie war es dann auch, die der 14-Jährige im Preisträgerkonzert in der Musikfabrik in Köln auf seiner Gitarre uraufgeführt hat. "Er ist ein Phänomen, es kommt nicht oft vor, dass jemand eine so umfangreiche Begabung hat", erzählt Begall. Denn Jan ist nicht nur ein Kompositions-Genie, sondern auch ein begnadeter Spieler. Schon mit elf Jahren hat er das bewiesen: Damals hat er sowohl im Regional- als auch im Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" in der Kategorie "Gitarre solo" die volle Punktzahl und damit auch jeweils den ersten Preis bekommen.

Begonnen hat die unglaubliche Musik-Karriere des 14-Jährigen auf einem Flohmarkt: Dort hatte es dem damals Sechsjährigen eine Gitarre besonders angetan. "Sie hat vier Euro gekostet und ich wollte sie gerne haben", erinnert er sich. "Ich war zuerst dagegen", fügt seine Mutter, Sabine Heßling, hinzu. "Ich sagte zu ihm, dann steht wieder etwas bei uns rum." Doch die Flohmarkt-Gitarre stand ganz und gar nicht bloß herum. Es verging kein Jahr, da bekam Jan Christopher Gitarrenunterricht.

Üben musste der 14-Jährige für seine Erfolge nie viel: "Sein Lerntempo ist erschreckend positiv", sagt Begall und lacht. "Eine seiner Begabung ist es, dass er schon beim Hören eine Vorstellung davon hat, wie ein Stück komponiert ist. Andere nehmen jahrelang Unterricht, lernen Regelwerke und feilen lange, bis ein Werk stimmig ist. Bei Jan klingt es auf Anhieb gut." Die Takte entstehen zuerst im Kopf des Jugendlichen, dann bringt er sie zu Papier. "In einer Stunde schaffe ich etwa eine Seite", sagt Jan Christopher und deutet mit seinen Händen die Höhe des Stapels an, den er bereits komponiert hat - all seine Stücke sind im barocken Stil gehalten. Denn jene Epoche begeistert den jungen Musiker am meisten. Da verwundert es kaum, dass er als Vorbilder Bach, Corelli und Vivaldi nennt.

"Jan wurde einmal von einem Professor gefragt, ob er schon vor 400 Jahren gelebt hat", erzählt seine Mutter und lacht. Neben der Musikschule in Kamp-Lintfort besucht der 14-Jährige alle zwei bis drei Wochen die Musikhochschule in Wuppertal und zeigt dort auch seine eigenen Kompositionen.

Ein Traum des 14-Jährigen ist es, einmal ein großes Konzert mit Orgel und Orchester zu komponieren. Wer den jungen Gitarristen und seine Kompositionen einmal live hören möchte, kann dies bei einem Kammerkonzert der Musikschule im Rokoko-Saal des Klosters Kamp am Freitag, 17. November, um 19 Uhr.

(ubg)
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