Kaarst Wie aus Pommern Vertriebene wurden

Kaarst · Die Ausstellung "Vertrieben und vergessen?" ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte.

Flüchtlinge sind derzeit das dominierende Thema. Sie kommen vor allem aus Syrien. Am Samstag wurde in der Rathausgalerie eine Ausstellung eröffnet, bei der es ebenfalls um Flüchtlinge, um Heimatvertriebene geht: Sie heißt "Vertrieben und vergessen? Pommern in der deutschen und europäischen Geschichte". Es ist eine durchaus kritische Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte.

Dr. Ortwin Leitzke aus Büttgen hat mit der Ausstellung eine Idee von Inge Trapp aufgegriffen. Leitzke ist Stellvertretender Sprecher der Delegiertenversammlung der Pommern in Nordrhein-Westfalen. In seiner Einführungsrede mahnte er: "Die Russen und Polen verschleppten viele Männer und Frauen, plünderten und vergewaltigten." Er schilderte, wie er und seine Familie auf Viehwaggons verfrachtet wurden. Durch ihre Tüchtigkeit und ihren Fleiß hätten die Vertriebenen im Westen viel geleistet und "die Kultur der rein katholischen Dörfer durch ein evangelisches Element bereichert".

In der Ausstellung mit ihren Schautafeln und Texten wird die deutsche Schuld zwar nicht geleugnet, es wird aber auch auf Fehlverhalten von polnischer Seite hingewiesen. "Das fremde Element wird sich umsehen müssen, ob es nicht woanders besser aufgehoben ist", sagte der polnische Volksbildungsminister Stanislaw Grabski im Oktober 1919. Die Polen hebelten Verträge aus, die zum Schutz der Minderheiten beschlossen worden waren. Bürgermeister Franz-Josef Moormann dürfte viele Ausstellungsbesucher überrascht haben mit dem Bekenntnis, seine Eltern stammten aus Pommern, genauer gesagt aus Behle. Er fühle sich als Kaarster. Zur Ausstellung gibt es folgende Vorträge: Am 6. Oktober geht es um 17 Uhr um die Geschichte Schlesiens und um 17.45 Uhr um die Geschichte Ostpreußens. Einen Tag später werden um 17 Uhr "Pommersche Persönlichkeiten" vorgestellt und um 17.45 Uhr geht es unter anderem um Christianisierung, Besiedlung und Kriege in Pommern. Die Ausstellung geht noch bis zum 7. Oktober.

(NGZ)
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