Kaarst Tennis-Zeitreise in die 1960er Jahre

Kaarst · Der Tennisclub Grün-Weiß Büttgen organisierte angesichts seines 50-jährigen Bestehens ein historisches Tennisturnier. Es führte die Teilnehmer zurück in die 1960er Jahre. Gespielt wurde ganz in Weiß - und stilecht mit Holzschlägern.

 Fürs Turnier wurden extra Holzschläger und weiße Tennisbälle besorgt.

Fürs Turnier wurden extra Holzschläger und weiße Tennisbälle besorgt.

Foto: Tinter Anja

"Ganz in Weiß", sang einst Roy Black. In diesem Schlager geht es zwar um eine Hochzeit, ganz in Weiß ging es früher aber auch auf den Tennisplätzen zu. Dieses Stück Nostalgie griff jetzt der Tennisclub Grün-Weiß Büttgen auf, der sein 50-jähriges Bestehen feiert. Das historische Tennisturnier gestern an der Driescher Straße versprühte den Charme der 1960er Jahre.

Normalerweise nimmt man im Alter zu. Bei Tennisvereinen ist oft das Gegenteil der Fall - so auch bei dem Büttger Traditionsverein: "Wir haben derzeit knapp 200 Mitglieder, zu besten Zeiten waren es rund 100 mehr", erklärte die Vorsitzende Ulrike Nagel. Sie trat dem Verein 1981 ein. "Ich musste damals noch zwei Bürgen haben, um Mitglied werden zu können." Tennis war ein elitärer Sport, der Schläger bekam nicht selten einen Dauerplatz auf der Hutablage, um zu demonstrieren, dass man sich diese Sportart leisten kann.

Die Zeiten haben sich längst gewandelt, heute suchen die meisten Vereine händeringend neue Mitglieder, verzichten auf Aufnahmegebühren und auf Bürgen sowieso. Aber gestern sollte die Noblesse von einst ein Turnier lang noch mal aufblitzen. Etwas enttäuschend: Am Turnier beteiligten sich nur zwölf Teilnehmer. Die geringe Zahl hatte auch damit zu tun, dass Achim Jakob als Leiter des Turniers streng auf stilechtes Outfit geachtet hatte. Lediglich modernes Schuhwerk war erlaubt. An Riemchensandalen, wie sie einst getragen wurden, war unmöglich ranzukommen. "Es war schon schwer genug, weiße Tennisbälle zu kriegen", sagte Ulrike Nagel. Im Internet sei man schließlich fündig geworden.

Besonders einfallsreich war Karl Mühlheim: Der 79-Jährige trug die schneeweiße Hose seiner Frau - sie sollte ihm Glück bringen. Im Doppel mit der 15-jährigen Carmen Walser war er unschlagbar. "Es waren alles Gewinner", erklärte Sportleiter Olaf Krätzer. Zu diesen Gewinnern gehörte auch die stellvertretende Bürgermeisterin Uschi Baum, selbstverständlich ebenfalls ganz in Weiß. "In Wimbledon ist Weiß immer noch Vorschrift", sagte Uschi Baum. Ob man jetzt in bunter Sportkleidung auftritt oder in weißer, dürfte kaum Auswirkungen auf das Spiel haben. Ganz anders sieht es beim Tennisschläger aus - gestern mussten sie unbedingt aus Holz sein. Das erforderte ein höheres Maß an Konzentration, denn ein Holzschläger verzeiht wesentlich weniger Fehler als ein modernes Exemplar aus High-Tech-Kunststoff. Jede beherzte Aktion auf dem Platz wurde von den Zuschauern deshalb mit besonders großem Applaus belohnt.

 Gespielt wurde in Weiß - so wie es lange Jahre Vorschrift in den Tennisclubs war. Nur modernes Schuhwerk war erlaubt.

Gespielt wurde in Weiß - so wie es lange Jahre Vorschrift in den Tennisclubs war. Nur modernes Schuhwerk war erlaubt.

Foto: Tinter Anja

Clubwirtin Szdenka Sharik hatte unter der Überschrift "Nostalgie" eine besondere Mission zu erfüllen: Sie "zauberte" ein Buffet, wie es vor 50 Jahren üblich war - mit "Russeneiern", Käse- und Mettigeln und Fleischsalaten. Wie ist der Verein im Jubiläumsjahr aufgestellt? "Die Fluktuation ist größer als früher", hat die Vorsitzende festgestellt. Mitgliederwerbung ist wichtiger als je zuvor. Ein Tipp für Jugendliche, die in den Ferien Zeit haben und spontan sind: Heute um 10 Uhr startet das Tennis-Feriencamp an der Driescher Straße, schräg gegenüber dem Hallenbad. Kurzentschlossene können vorbeikommen, es sind noch Plätze frei. Kostenpunkt: 125 Euro zuzüglich Essen.

(barni)
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