Kaarst Steinerne Glaubenszeugen am Wegesrand

Kaarst · Wegekreuze hatten in früheren Zeiten große Bedeutung. Text-Plaketten sollen das bald erläutern.

 Am Hagelkreuz starteten Bittprozessionen und es war Sammelstelle für Erntegaben. Josef Johnen möchte das auf der Plakette dargestellt wissen.

Am Hagelkreuz starteten Bittprozessionen und es war Sammelstelle für Erntegaben. Josef Johnen möchte das auf der Plakette dargestellt wissen.

Foto: ati

Sie sind steinerne Glaubenszeugen, an denen man oft achtlos vorbeifährt: die Wegekreuze in Kaarst. Dabei hatten sie in den vergangenen Jahrhunderten besondere Bedeutung. Dort brachten die Menschen ihre Sorgen um Gesundheit, Wetter und gute Ernte vor Gott. Damit das alles nicht in Vergessenheit gerät, sollen nun laut Beschluss des Kulturausschusses alle Wegekreuze - wie auch die übrigen Denkmäler - Plaketten mit einem kurzen historischen Abriss bekommen.

Mit den vorläufigen Texten ist der Seniorenbeiratsvorsitzende Josef Johnen aber noch nicht zufrieden: "Beim Hagelkreuz Ecke Büdericher/Halestraße fehlt der Hinweis auf den karitativen Charakter: Das Kreuz war Sammelstelle für die Erntegaben zugunsten der Armen und Notleidenden", erklärt er. Das Hagelkreuz sei ein einzigartiges Kulturdenkmal und bedeutend auch als Ausgangspunkt für die Bittprozessionen an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt um gutes Wetter und gute Ernte. Dieser Hinweis müsse unbedingt auf die Plakette, so Johnen. Das Hagelkreuz wird um 1200 erstmalig erwähnt. Das heutige Kreuz wurde 1853 von der Familie Josef Hannen gestiftet - die lateinische Inschrift zeugt davon. Der Name geht auf den "Hagelfreitag" zurück. Gemeint ist der Freitag nach Christi Himmelfahrt, wenn die Bauern am meisten um die Ernte bangten. Seit fünf Jahren wird die das Kreuz umgebene Grünanlage von Mitgliedern der Matthiasbruderschaft gepflegt - sie beginnt dort ihren alljährlichen Fußweg nach Trier.

Aber auch das Türkenkreuz an der Ecke Alte Heerstraße/Eichendorffstraße und das Girmeskreuz (Girmes-Kreuz-Straße/Rurstraße) waren Startpunkte für Bittprozessionen. "Das muss auf die Plaketten", betont Johnen. Vom Girmeskreuz ist nur wenig bekannt - es stammt aus dem 20. Jahrhundert, der Name leitet sich vom früheren Girmeshof ab. Die Bezeichnung Türkenkreuz geht auf die inzwischen ausgestorbene Familie Türken zurück, die ein kleines Anwesen im Broicherdorf besaß und das Kreuz betreute. Um 1780 stand dort das "Türken-Heiligenhaus". Das jetzige Kreuz wurde 1916 von Anton und Michael Küppers errichtet. Bewegend: Am 27. August 1782 wurde dort ein neugeborenes Mädchen abgelegt, das auf den Namen Anna-Maria Heiligenhaus getauft wurde. Für ein Mindestgebot von jährlich elf Reichstalern und sechs Schilling wurde es zur Erziehung und Pflege überlassen. An der Lauvenburg steht das Russenkreuz - auffällig sind die zwei waagerechten Balken nach Art griechisch-orthodoxer Kreuze. Im Freiheitskrieg 1813-1815 diente die Lauvenburg als Lazarett. Russische Soldaten errichteten das Kreuz für ihre verstorbenen Kameraden.

(NGZ)
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