Kaarst Stadtplaner: City braucht neue Ideen

Kaarst · Jens Imorde, Geschäftsführer des "Netzwerks Innenstadt NRW", hat dem Planungsausschuss einen ersten Einblick verschafft, wie ein "Integriertes Handlungskonzept Stadtmitte" angepackt werden kann. Klar ist: Es gibt kein Patentrezept.

Warum soll jede Stadt das Rad neu erfinden, wenn es um die Attraktivität der Ortszentren geht? Ganz in diesem Sinne wurde das "Netzwerk Innenstadt NRW" gegründet. Dessen Geschäftsführer Jens Imorde verschaffte den Mitgliedern des Planungsausschusses jetzt einen ersten Einblick, wie ein "Integriertes Handlungskonzept Stadtmitte" angepackt werden kann. Imorde schaute aus dem Fenster auf das Maubiscenter und wusste wohl schlagartig, warum er nach Kaarst eingeladen worden war: "Man sieht, dass hier einiges in die Jahre gekommen ist." Dass es noch schlimmer geht, belegte er mit Fotos - von verlassenen Einkaufspassagen, gruseliger Architektur und einer Bank, die wahrlich nicht zum Hinsetzen einlädt. Imordes Vortrag war aufschlussreich. Er beinhaltete Kernsätze wie diese: "In 2-A-Lagen bröckelt es zuerst." Oder: "Wohnen ist extrem wichtig in der Innenstadt, ein Frequenzbringer."

Ein Integriertes Handlungskonzept definierte Imorde als "ein mehrjähriges Entwicklungskonzept für ein räumlich begrenztes, zusammenhängendes Quartier, befristet auf fünf bis sieben, in Ausnahmefällen auch schon mal auf acht Jahre." Zu den Zielen gehörten die Stärkung der Zukunftsfähigkeit, die aktive Gestaltung der Innenstadt, die eindeutige Positionierung im Standortwettbewerb sowie die Förderung der Eigenverantwortung der Akteure. Das Credo des Referenten: "Jede Innenstadt ist einzigartig. Sie braucht Individualität statt Konformität." Es gebe in der Praxis keine Patentrezepte, und man dürfe auch nicht zu viel erwarten: "Aus der Kaarster City wird man keine Düsseldorfer Kö machen können." Wichtig, sagt der Experte, sei es auch, Privatleute einzubinden, denn: "Innenstadtentwicklung ist weder eine allein öffentliche noch eine rein private Sache."

"Werden nur bauliche Maßnahmen gefördert?", wollte Ingo Kotzian (CDU) wissen. "Im Prinzip ja, denn es geht um den öffentlichen Raum", erklärte Imorde und fügte hinzu: "Gefördert werden auch Beteiligungsverfahren, außerdem kann eine Art Kümmerer für maximal vier Jahre gefördert werden." Seine Arbeit muss aber anschließend fortgesetzt werden.

"Gibt es Beispiele für umgesetzte Konzepte?", fragte Günter Kopp (FDP). Imorde verwies auf die Städte Billerbeck und Emsdetten. "Kaarst ist ja ein Flickenteppich, bestehend aus fünf Ortsteilen. Wie gehen wir mit dieser Situation um?", fragte Reimer Schubert (CDU). "Ein Integrationskonzept bedeutet nicht die Aufgabe der Identität der Ortsteile - und Sie müssen nicht in jedem Ortsteil mit derselben Intensität agieren wie in Kaarst", erklärte der Referent aus Münster, der den Ausschussmitgliedern einen Ratschlag gab: "Es wird extrem kompliziert, wenn Sie das Integrierte Handlungskonzept zum Wahlkampfthema machen." Alle Fraktionen sollten an einem Strang ziehen. Er riet davon ab, von einem externen Büro ein Leitbild erstellen zu lassen. Die Moderation solle extern vergeben werden.

Was die neue Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart kritisierte: Die Diskussion sei bislang "zu betonlastig" gewesen. Alle Akteure, die Interesse an einer Weiterentwicklung der Stadt hätten, müssten mitgenommen werden.

(NGZ)
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