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Kaarst Schüler fordern Jugendparlament

Kaarst · Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums haben im Stadtrat das Wort ergriffen und sich für die Einrichtung einer Interessensvertretung für Kaarster Jugendliche stark gemacht. Das Thema ist ein politischer Dauerbrenner.

 Jannis Wiertz (v.l.), Anna Kantert und Hanna Pfeiffer haben mindestens drei Sachen gemeinsam: Sie besuchen das Albert-Einstein-Gymnasium, sind nicht schüchtern und interessieren sich für Politik.

Jannis Wiertz (v.l.), Anna Kantert und Hanna Pfeiffer haben mindestens drei Sachen gemeinsam: Sie besuchen das Albert-Einstein-Gymnasium, sind nicht schüchtern und interessieren sich für Politik.

Foto: lber

Jannis Wiertz, Anna Kantert und Hanna Pfeiffer haben all ihren Mut zusammengenommen und den Mund aufgemacht. Im Stadtrat, vor Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus, vor Politikern, Zuschauen und Medienvertretern, haben die drei Siebtklässler vom Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) am vergangenen Donnerstag - mit Unterstützung von Lehrer Daniel Thieltges - mutig das Mikrofon ergriffen und für die Einrichtung eines Jugendparlaments in Kaarst Werbung gemacht. Ihre klare Botschaft: "Wir haben Interesse an Politik! Wir haben etwas zu sagen! Und deshalb wollen wir endlich mitreden!"

Ratsherr Josef Karis (FWG Kaarst) unterstützt diesen Vorstoß aus Überzeugung und mit Leidenschaft. "Ich bin als Kommunalpolitiker auf Einladung der Schule in die Klassen gegangen und habe mit den Schülern am AEG zwei Stunden lang intensiv über schwierige politische Themen wie die Flüchtlingskrise diskutiert", sagt er. "Mein Eindruck ist: Das sind nicht nur unsere zukünftigen Wähler, das sind auch Anwärter für den Stadtrat! Die Qualität ist da, die Ausrede vieler Kollegen, die Jugend interessiere sich nicht für Politik und das politische Ehrenamt lasse ich nicht gelten."

Fakt ist: Die Diskussion um Jugendpartizipation in Kaarst ist alles andere als neu. Im März hat die Politik zuletzt einen Vorstoß zur Beteiligung von Jugendlichen an kommunalen Entscheidungsprozessen gewagt. Bereits im vergangenen Jahr wurde im Schulausschuss einstimmig ein Rederecht für Schülersprecher beschlossen, im Frühjahr dann verabschiedete der Jugendhilfeausschuss einen von allen Fraktionen gemeinsam formulierten Auftrag an die Stadtverwaltung. Sie sollte Informationen zur praktizierten Kinder- und Jugendpartizipation in anderen Städten einholen und entsprechende Vertreter einladen, die über Jugendparlamente, Jugendforen, themen- und projektorientierte Jugendarbeit sowie sonstige Formen der Teilhabe vortragen können.

Die Einrichtung eines Jugendparlaments, also eines beratenden Organs ähnlich dem Seniorenbeirat, das für einen bestimmten Zeitraum gewählt wird und die Interessen der Jugendlichen in die Kommunalpolitik hineinträgt, das sich an jugendrelevanten Vorhaben der Stadt beteiligt, eigene Initiativen startet und Vorschläge an die politischen Gremien macht, steht seit sechs Jahren im Raum. Die Grünen hatten damals den Antrag im Jugendhilfeausschuss gestellt. Mittlerweile scheint die Politik desillusioniert. "Möglicherweise ist dies nicht das Richtige für Kaarst und ein offenes Forum vielleicht die bessere Idee", sagte Antje Grüneberg im März für die Grünen-Fraktion. Auch die CDU bezweifelte, ob für ein Jugendparlament in Kaarst das Personal zusammenzubekommen sei. Themenbezogene Jugendforen erachte man als die bessere Form, hieß es.

Diese hat es in der Vergangenheit bereits gegeben. Die Einrichtung einer Skateranlage und der Erhalt des Jugendzentrums "Die Insel" sind damals unter anderem Themen gewesen. "Die Jugendforen waren erfolgreich, die Vorbereitungen aber auch sehr zeitintensiv", sagte Stadtjugendpfleger Ralf Schilling im Ausschuss. Trotz gelungener Veranstaltungen sei die Resonanz am Jugendforum im Laufe der Zeit aber immer weiter zurückgegangen.

Josef Karis glaubt trotzdem fest an eine Chance für ein Kaarster Jugendparlament. "Allein am AEG gibt es rund 200 Schüler, die Interesse haben", schätzt er. "Und zur Not wird dann eben auch mal vor dem Ratssaal demonstriert."

(NGZ)
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