Kaarst Realschule Halestraße muss Hauptschulabschluss anbieten

Kaarst · Die Schulleitung beklagt, dass sie bei den Lehrkräften ohnehin nur knappe Ressourcen hat.

 Schulleiter Jürgen Bosse (l.) und sein Stellvertreter Torsten Sotowic sorgen sich um die zusätzlichen Pflichten an der Realschule Halestraße.

Schulleiter Jürgen Bosse (l.) und sein Stellvertreter Torsten Sotowic sorgen sich um die zusätzlichen Pflichten an der Realschule Halestraße.

Foto: ati

Für die Realschule Halestraße kommt es knüppeldick: Zum einen muss sie sich gegen das vermeintlich attraktivere Image der Gesamtschule wehren und hart um die erforderlichen Anmeldungen von mindestens 52 Schülern in Klasse 5 kämpfen. Zum anderen unterrichtet sie zunehmend mehr Flüchtlingskinder in sogenannten Seiteneinsteigerklassen. Und jetzt wird sie ab dem Schuljahr 2016/17 wohl auch noch Hauptschulabschlüsse anbieten müssen.

Ein politischer Entschluss, der zu einem denkbar "schlechten Zeitpunkt" komme, so Schulleiter Jürgen Bosse. Denn im November präsentieren sich die weiterführenden Schulen traditionell mit Elterninfoabenden und offenen Türen. Da werde es noch schwieriger, Eltern vom guten Ruf der Realschule zu überzeugen.

Doch von eben diesem guten Ruf der Realschule sind Bosse und sein Stellvertreter Torsten Sotowic sowie das gesamte Team von 34 Lehrkräften überzeugt und wollen für das Ansehen ihrer Schule kämpfen.

Noch im letzten Sommer habe die Realschule elf Schüler "abschulen" müssen, weil diese die erforderlichen Leistungen nicht erbracht hatten. "Oftmals haben sie unter Überforderung gelitten und ihre Misserfolge durch besonderes Cool-Sein kompensiert", sagt Bosse.

Soll heißen: Die Kinder waren nicht nur schlecht in der Schule, sondern fielen zudem als Störenfriede auf. Sie sind dann nach Korschenbroich, Büttgen oder Neuss gegangen. Da es aber kaum noch Hauptschulen gibt, die neue Eingangsklassen bilden, soll die Realschule künftig auch Hauptschulabschlüsse anbieten.

Bosse ist nicht begeistert von dieser neuen Entwicklung. "Denn de facto werden wir dadurch zur Sekundarschule." Die Situation ist vertrackt: "Die Sekundarschule hat deutlich bessere Ressourcen als die Realschule. Da wir aber Realschule bleiben - und daran soll sich nach Angaben aus Düsseldorf auch garantiert nichts ändern - profitieren wir nicht einmal von mehr Unterstützung", so Bosse. "Nach wie vor haben wir als Realschule die schlechteste Lehrer-Schüler-Relation", sagt er. "Zum Nulltarif müssen wir das jetzt schultern."

Deshalb ist ihm und seinem Stellvertreter wichtig: "Wir bleiben Realschule und werden keine Hauptschule. Denn wir sind nicht verpflichtet, andere Hauptschüler aufzunehmen. Wir werden nur in der sechsten Klasse keinen Schüler mehr abgeben."

Vieles sei derzeit noch unklar, denn die Ausführungsbestimmungen der Ausbildungs- und Prüfungsordnung sind vom Ministerium noch nicht benannt. So machen sich Bosse und Sotowic Gedanken um folgende Fragen: Wie werden im nächsten Schuljahr die Hauptschüler inklusiv in der Realschulklasse unterrichtet? Wie können mündliche Beiträge nach Haupt- und Realschüler unterschiedlich gewichtet und dies gleichzeitig schulfriedlich umgesetzt werden? Wie kann eine Überforderung der einen Schüler und gleichzeitig eine Unterforderung der anderen vermieden werden? Zweifellos werde es zu Mehrarbeit im Kollegium kommen, sagt Bosse. Aber die Schulleitung zeigt sich zuversichtlich: "Wir nehmen diese Aufgabe an und werden das Beste daraus machen."

(NGZ)
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