Kaarst Prominenz hinterlässt Spuren aus Tinte

Kaarst · Ein Jahr nach seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt wurde Joachim Gauck Bundespräsident. Ein Blick in ein Zeitdokument.

Kaarst: Prominenz hinterlässt Spuren aus Tinte
Foto: Michael Reuter

Wirklich golden ist keines von ihnen: Braun, grün und rot sind die Einbände der schweren Folianten, die im Kaarster Stadtarchiv aufbewahrt werden. Der aktuelle Band, in den sich die Ehrengäste der Stadt eintragen, präsentiert sich im Blau des modernen Stadt-Logos - "Corporate Design" nennen die Werbefachleute das einheitliche Erscheinungsbild eines Unternehmens oder einer Organisation. Politiker und Sportler, ausländische Delegationen, Kirchenmänner und Kulturschaffende haben in diesen Bänden seit Mitte der 1960er Jahre Grüße und gute Wünsche für die Stadt und ihre Bürger hinterlassen, mal recht persönliche Zeilen formuliert, mal nur unterzeichnet. Mancher noch, bevor er das wurde, was er heute ist. So kehrte etwa Heiner Koch, einst Kaplan an St. Martinus, 2015 als Erzbischof von Berlin nach Kaarst zurück. Ein interessantes Lesebuch der Zeitgeschichte.

Der bislang letzte Eintrag stammt von Heiner Geißler: "Kaarst ist eine sehr interessante Stadt", äußert sich der CDU-Politiker und ehemalige Bundesgesundheitsminister unter dem Datum 5. April 2016. Geißler würdigt das Katharina-von-Bora-Haus und die romanische Martinuskirche, um elegant auf sein Buch über den Reformator Martin Luther überzuleiten. "Nach seinem Eintrag ins Goldene Buch saß er noch mit der Bürgermeisterin auf der Erzählbank im Rathaus", berichtet Sigrid Hecker. Die Stadtsprecherin bereitet seit Jahren liebevoll die Einträge mit Foto der jeweiligen Persönlichkeit sowie Angaben zu Funktion und Anlass des Besuchs vor. "Die meisten Prominenten sind locker und oft sehr interessante Menschen", sagt Hecker, die für die Unterschrift schwarze Stifte bereitlegt. "Mancher zückt aber auch den eigenen Füller."

Immer wieder sind Namen bekannter Sportgrößen zu lesen: Fußballer Berti Vogts nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1974, die Radrennfahrer Udo Hempel und Günter Schumacher, die bei den Olympischen Spielen 1972 erfolgreich waren, in jüngerer Zeit Florian Kehrmann, 2005 Kapitän der Handball-Nationalmannschaft, oder Speedskating-Weltmeisterin Silke Röhr.

Politiker finden sich naturgemäß einige unter den bekannten Namen im Goldenen Buch der Stadt, darunter allein drei ehemalige "Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR": zuletzt noch im Mai dieses Jahres Marianne Birthler sowie - binnen weniger Tage im Mai 2011 - ihre Vorgänger Roland Jahn und Joachim Gauck, der ein Jahr später Bundespräsident wurde. Geißlers Nachfolger im Amt als Bundesgesundheitsminister, Hermann Gröhe, gehört ebenfalls zur langen Reihe prominenter Persönlichkeiten, die ihre Signatur hinterlassen haben. Immerhin stammt der Christdemokrat und Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem benachbarten Neuss. Gewohnt gut gelaunt war Norbert Blüm, der 2011 sein Autogramm mit fröhlichen Zeichnungen verzierte. "Er ist durch seine lustige Art gut in Erinnerung geblieben", sagt Hecker.

(NGZ)
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