Kaarst Palmen legt Posten im Seniorenbeirat nieder

Kaarst · Aus "Frust" tritt der 63-Jährige nach kaum sechs Monaten zurück. Als Grund gibt er den Führungsstil des Vorsitzenden Josef Johnen an.

 Hatte nicht das Gefühl, seine Ideen mit dem Seniorenbeirat umsetzen zu können: Herbert Palmen hat das Gremium nach einem halben Jahr verlassen.

Hatte nicht das Gefühl, seine Ideen mit dem Seniorenbeirat umsetzen zu können: Herbert Palmen hat das Gremium nach einem halben Jahr verlassen.

Foto: Woi

Eins betont er vorweg: "Das ist eine ganz persönliche Entscheidung", sagt Herbert Palmen mit Nachdruck. "Es tut mir sehr leid um die anderen Mitglieder im Seniorenbeirat und die Wähler, die ich damit möglicherweise enttäuscht habe." Der 63-Jährige findet das Gremium, das bei den Kommunalwahlen im vergangenen Herbst erstmals in Kaarst gewählt wurde, wichtig, daran lässt er keinen Zweifel. Dennoch hat er seinen Rücktritt bei Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus eingereicht. Als Hauptgrund nennt er den Führungsstil des Beirats-Vorsitzenden Josef Johnen. "Im Seniorenbeirat sind alle Mitglieder gleichberechtigt. Zwar wird aus den Reihen ein Vorsitzender gewählt, aber es muss gewährleistet sein, dass gemeinschaftlich über Projekte entschieden wird", führt Palmen aus. Von der Freiwilligen Feuerwehr in Kaarst, deren Chef er mehr als 20 Jahre war, sei er einen kooperativen Führungsstil gewohnt. "Im Seniorenbeirat aber wurden eigenmächtige Schritte unternommen", kritisiert Palmen.

"Über den richtigen Führungsstil kann man unterschiedlicher Meinung sein", antwortet Josef Johnen, mit diesem Vorwurf konfrontiert. "Ich bedauere den Schritt von Herbert Palmen", versichert er, wenn er ihn auch nicht nachvollziehen könne. Und: "Wer Dinge einfordert, muss auch bereit sein, diese in gleicher Art zu leisten", gibt Johnen zurück. Einige der neun Mitglieder verfügten über keine Erfahrung in der Kommunalpolitik, "das politische Prozedere ist für sie neu" - da gebe es dann Meinungsverschiedenheiten aufgrund des unterschiedlichen Kenntnisstandes.

Palmen wiederum hat das Gefühl, ausgebremst worden zu sein: "Ich hatte so viele Ideen, die ich einbringen wollte, habe ein Brainstorming angeregt, vorgeschlagen, die Kompetenzen, die auf jeden Fall vorhanden sind, einmal aufzulisten", berichtet der Ruheständler, "aber sechs Monate lang haben wir uns fast nur mit Regularien beschäftigt." Das lässt Josef Johnen nicht gelten: "Das ist eine sehr einseitige Sichtweise", findet er. "Gerade bin ich dabei, einen Halbjahresbericht zusammenzutragen. Der umfasst immerhin drei Seiten", sagt er, nennt exemplarisch die gutbesuchte Präventionsveranstaltung mit der Polizei zum Thema "Trickbetrug", ein gutes Echo bei den Sprechstunden verschiedener Beiratsmitglieder, erfolgreiche Vermittlung ambulanter Dienste und sonstiger Hilfen für ältere Menschen.

Mit Bedauern hat auch die Stadt Kaarst den Rücktritt von Herbert Palmen akzeptiert. Für ihn wird voraussichtlich Heinrich Leßmann nachrücken. "Ich habe Herrn Palmen für seine Bereitschaft, sich zur Wahl zu stellen und mitzuarbeiten, gedankt", berichtet Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus. Ihr ist wichtig, dass der Seniorenbeirat funktionsfähig ist und die Arbeit weitergeht. "Es warten vielfältige Aufgaben auf den Beirat", sagt sie. Denen will sich Josef Johnen zusammen mit den anderen Mitgliedern widmen. "Ich bin sicher, dass wir noch einiges bewirken und ein interessantes Jahr vor uns haben", sagt er. Herbert Palmen will sich anderweitig in der Seniorenarbeit engagieren. "Ich habe viele andere Aufgaben, die mir Spaß machen."

(NGZ)
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