Kaarst Oratorium mit Jazzsänger

Kaarst · Zwei Vorstellungen des Pop-Oratoriums zu Martin Luther mit 300 Sängern sind in Kaarst geplant.

 Kantor Wolfgang Weber (l.) und Sänger Paul Köninger proben seit einigen Wochen mit den Chören für die Aufführungen am Wochenende.

Kantor Wolfgang Weber (l.) und Sänger Paul Köninger proben seit einigen Wochen mit den Chören für die Aufführungen am Wochenende.

Foto: Lothar Berns

Die Blicke untereinander sprachen Bände: Was für eine Hammer-Stimme. Das mögen offenbar viele der etwa 250 Chorsänger gedacht haben, als sie zur Probe ins Gemeindehaus der St.-Aldegundis-Kirche in Büttgen kamen. Ergriffen, begeistert, aber auch nahezu andächtig lauschten die meisten, als sie erstmals Paul Köninger singen hörten. Der 20-jährige, der Jazzgesang in Köln studiert, singt den Luther im gleichnamigen Pop-Oratorium. Das ökumenische Chorprojekt, das die beiden Kantoren, Wolfgang Weber und Dieter Böttcher, organisiert haben, wird im Rahmen der Musikwochen in Kaarster Kirchen dreimal aufgeführt.

Es wird ein Mega-Event: Alle zwölf kirchlichen Chöre aus Kaarst - darunter drei Kinderchöre sowie ein Jugend-Chor -, elf Solisten, ein 20-köpfiges Orchester sowie eine Band werden in der St.-Martinus-Kirche das "Projekt der tausend Stimmen" aufführen. "Da wir nicht 300 Beteiligte in der Kirche unterbringen können, teilen wir die Chöre auf die Veranstaltungen auf", erklärt Böttcher. Einzig der Jugendchor CanDomino ist bei allen drei Veranstaltungen dabei.

Das "Pop-Oratorium Luther" wurde anlässlich des Reformationsjubiläums von Michael Kunze, erfolgreichster deutschsprachiger Bühnenautor, und Produzent Dieter Falk geschrieben. Seit der Uraufführung in Dortmund tourt das Projekt durch Deutschland und hat bereits mehrere Tausend Menschen begeistert. Das Finale findet Ende Oktober in Berlin statt und wird vom ZDF kurz darauf in voller Länge ausgestrahlt. Im Zentrum einer jeden Luther-Aufführung steht der Projektchor, der jeweils vor Ort gegründet wird. Über 25.000 Sänger haben sich bereits daran beteiligt.

Darüber hinaus ist es möglich, das Pop-Oratorium in Eigenregie aufzuführen. So wie in Kaarst. "Es ist das erste Mal, dass wir ein Event in dieser Größenordnung auf die Bühne bringen", erklärt Böttcher. Gemeinsam mit Weber plant er bereits seit Monaten das Projekt. Für die Hauptrolle des Luthers hatten sie ursprünglich ein Casting veranstalten wollen. "Doch dann bekamen wir von einer Professorin aus Köln den Tipp, dass wir uns den Paul mal anhören sollten", erinnert sich Weber.

Ihm und Böttcher erging es ähnlich wie den Chören bei der ersten Probe mit dem jungen Sänger. "Wir schauten uns nur kurz an und wussten, das ist er", so Weber. "Er" ist Paul Köninger, in Heidelberg geboren und in Braunschweig aufgewachsen, mit Musik groß geworden. "Mein Vater ist Musiker", sagt Köninger, der mit zehn Jahren Klavier lernte und kurz darauf bereits klassischen Gesangsunterricht bekam. In verschiedenen Bands macht er mit und ist musikalisch breit aufgestellt: "Jazz, Pop, Rock, Metal", zählt er auf. Nach dem Abitur habe er sich ein Jahr lang auf die Aufnahmeprüfung an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz vorbereitet. "Es hat auf Anhieb geklappt", erzählt Köninger strahlend. Denn es sei sehr schwer, überhaupt einen Platz zu bekommen.

Seit etwa einem Monat bereitet er sich auf den "Luther" vor. "Ich habe mir die DVD vom Oratorium gekauft und mich mit der Literatur rund um Luther auseinandergesetzt", sagt er.

Wie sehr seine Stimme für Gänsehaut-Feeling im Gemeindesaal sorgte, bekam er direkt zu spüren: Obwohl es nur eine Probe war, klatschten spontan alle Beteiligten nach dem ersten Lied. Köninger war begeistert: "Das macht aber Spaß."

(BroerB)
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