Kaarst Oper "Freischütz" als Straßenmusik

Kaarst · Im Maubiszentrum erlebten mehrere hundert Zuhörer eine gekürzte Fassung unter freiem Himmel.

Sie hatten sich Klappstühle und Picknickdecken, gekühlte Getränke und Snacks mitgebracht oder ließen sich an den Tischen der benachbarten Gastronomie nieder: Mehrere hundert Zuschauer lauschten am Donnerstagabend knapp anderthalb Stunden einer Light-Fassung von Carl Maria von Webers Erfolgsoper "Der Freischütz". "200 Stühle haben wir rund um den Maubisbrunnen aufgestellt", berichtet Kulturbereichsleiter Dieter Güsgen, der nach eigener Schätzung in dem offenen Hof etwa 600 Musikliebhaber begrüßte. Und die Kaarster Sopranistin Desirée Brodka willkommen hieß, für die der Auftritt ein Heimspiel war.

"Sie hat die ,Oper to go' oder auch ,Oper im Taschenbuchformat' im vergangenen Jahr erstmals nach Nordrhein-Westfalen und damit auch nach Kaarst gebracht", erklärte Güsgen und stellte kurz das Projekt der Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation vor, das Erich Fischer 1995 gegründet hat. "Die Zauberflöte" hatte 2015 annähernd 1000 Menschen in den Kaarster Stadtpark gelockt. Der Wechsel in die Ortsmitte war nötig geworden, weil der Stifter zur Auflage macht, dass die Musiker nicht auf technische Unterstützung zurückgreifen. "Und das ist auf einem umbauten Platz eher möglich als im Grünen", erläuterte Güsgen.

Den vier Sängern, mit der die bearbeitete Fassung auskommt, gelang es auch, sich stimmlich durchzusetzen. Schwieriger wurde es, wenn das Streichquartett piano spielte - zumal Flieger im Landeanflug auf den Düsseldorfer Airport die Akustik alle paar Minuten deutlich beeinträchtigen.

Charmant hatte Desirée Brodka zu Beginn der Aufführung die Entscheidung für die Weber-Oper erläutert: "Ich dachte: Kaarst hat sein Schützenfest - die mögen den ,Freischütz'." Als kleine Reminiszenz an den Spielort trugen die beiden Sänger Schützenröcke und -hüte.

Vor dunkler Tannenkulisse wurde auf der kleinen Bühne die Geschichte um Jäger Max und seine Agathe erzählt, die nur heiraten dürfen, wenn der Bräutigam seine Treffsicherheit unter Beweis stellt. Da erklangen bekannte Melodien wie das Lied der Brautjungfern "Wir winden Dir den Jungfernkranz" oder die Tenor-Arie "Durch die Wälder, durch die Auen", während im Hintergrund Passanten Einkäufe nach Hause trugen, ein Glas klirrend zerschellte oder die nächste Flasche Bier mit einem vernehmlichen "Plöpp" geöffnet wurde. Gänsehaut-Atmosphäre kam gar auf, als die Bühnen-Uhr unheilvoll zwölf schlug. Für Dieter Güsgen jedenfalls steht schon jetzt fest: 2017 wird es wieder eine "Oper to go" in Kaarst geben.

Nächster Termin , Sonntag, 21. August, 12 Uhr auf dem Freithof in Neuss, bei schlechtem Wetter im Zeughaus, Markt 42-44

(susa)
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