Kaarst Neusser Tafel tischt seit gestern in Kaarst auf

Kaarst · Im Pfarrzentrum von St. Martinus verteilen ehrenamtliche Helfer jeden Donnerstag gegen einen geringen Beitrag Lebensmittel an Bedürftige.

Die Ersten stehen schon eine Stunde vor Beginn des Verkaufs vor der geschlossenen Tür. Im Pfarrzentrum von St. Martinus geht es derweil zu wie im Bienenstock: Die Falttür zwischen Küche und Flur ist weit geöffnet, so dass eine breite und tiefe Verkaufstheke entsteht. Fünf, sechs Helfer schleppen große Plastikkisten mit Lebensmitteln herbei, die aufgrund eines Schönheitsfehlers nicht mehr in den regulären Verkauf gelangen. Hier werden sie dankbare Abnehmer finden.

"Zwischen 30 und 35 Kunden hatten wir in den vergangenen Wochen an unserem Verkaufswagen auf dem Park-&-Ride-Platz am Kaarster See", berichtet Jihad Oueli, "aber ich habe heute sicher schon zehn Gesichter gesehen, die ich noch nicht kannte." Die Neusserin, die vor vier Jahren als ehrenamtliche Helferin zur Neusser Tafel stieß, hat dort inzwischen eine Festanstellung. Zusammen mit Ulrich Lange (72) bildet sie das "Donnerstags-Team" und freut sich, dass die Ausgabestelle nach dem provisorischen Start in Kaarst nun quasi ein festes Domizil hat. "Der Raum ist super", äußert sie sich begeistert, "zuerst hatten wir angedacht, den kleinen Saal nebenan zu nutzen. Aber das wäre mit Auf- und Abbau zu aufwändig gewesen."

Vor etwa vier Wochen habe der Kirchenvorstand der Martinus-Gemeinde entschieden, dem gemeinnützigen Verein einmal wöchentlich einen Raum zur Verfügung zu stellen - kostengünstig, "damit die Neusser Tafel über die Runden kommt", berichtet Kirchenvorstand Dieter Hergenröder. In dem Gremium sei man der Ansicht gewesen, dass die Aktivität gut in das kirchliche Umfeld passe. "Dafür sind wir auch bereit, einiges in Kauf zu nehmen", sagt Hergenröder mit Hinweis darauf, dass im Pfarrzentrum während der Ferien normalerweise kein Betrieb herrscht.

Stoßweise werden die wartenden Kunden eingelassen. "Heute ist es etwas hektisch, weil wir teilweise noch die Aufnahme machen müssen", entschuldigt Jihad Oueli. An einem Tischchen erfasst Lis Hannen die Menschen, die hier für zwei Euro ein Körbchen mit frischem Obst und Gemüse, Brot, Milchprodukten, Kuchen und Süßigkeiten erwerben wollen: Flüchtlinge ebenso wie Menschen, die schon lange in Kaarst zuhause sind. Für alle gilt, dass sie ihre Bedürftigkeit und die Anzahl der Familienmitglieder mit einer Bescheinigung nachweisen müssen. Mit dem Genehmigungsschein gehen sie weiter an die Theke. Dort reichen ihnen die ehrenamtlichen Helfer die gewünschten Nahrungsmittel - bis das Plastikbehältnis gut gefüllt ist. Und manchmal gibt es ein paar Blumen obendrauf. Die Verständigung erfolgt dabei oft mit Gesten.

"Heute haben wir fast doppelt so viel Ware wie sonst", sagt Jihad Oueli hocherfreut, denn es sind auch mehr Leute gekommen. "Wir sind nur für eine Teilversorgung da, nicht für den kompletten Einkauf", betont Oueli und weist auf Aushänge in Deutsch, Englisch, Arabisch und Farsi. Was nach 17 Uhr übrigbleibt, wandert anderntags in die Neusser Ausgabestelle. Denn in die Mülltonne soll möglichst wenig wandern.

(NGZ)
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