Kaarst Neue Erdgasleitung führt durch Kaarst

Kaarst · Thyssengas und Open Grid Europe bauen für 600 Millionen Euro eine neue Pipeline. Sie verläuft über 17,5 Kilometer durch den Rhein-Kreis.

 Vom belgischen Eynatten bis nach St.Hubert führt die Gasleitung "Zeelink 1" (rote Linie). Sie tangiert den Rhein-Kreis in drei Kommunen.

Vom belgischen Eynatten bis nach St.Hubert führt die Gasleitung "Zeelink 1" (rote Linie). Sie tangiert den Rhein-Kreis in drei Kommunen.

Foto: Netzentwicklungsplan

Die Firmen "Open Grid Europe" und "Thyssengas" planen eine neue, 105 Kilometer lange Erdgasleitung "Zeelink 1". Sie führt von St. Hubert (bei Krefeld) bis zum belgischen Eynatten (bei Aachen) und tangiert über eine Distanz von 17,5 Kilometer Kaarst, Korschenbroich und Jüchen. Der Bau ist das größte Einzelprojekt im "Nationalen Netzentwicklungsplan Gas 2014". "Wir werden insgesamt 600 Millionen Euro investieren. Bisher gingen wir von 550 Millionen Euro aus, doch wir mussten Preissteigerungen berücksichtigen", so Helmut Roloff, Sprecher von "Open Grid Europe".

Warum eine neue Leitung gebaut wird: Energiearmes Erdgas (L-Gas, Low-Caloric-Gas), das sechs Millionen deutsche Haushalte nutzen, wird bis 2030 kaum noch gefördert. Stattdessen wird H-Gas (High-Caloric-Gas) geliefert. Doch passende Leitungen fehlen. "Zeelink" schließt diese Lücke. Der Name verweist auf die Verbindung zwischen dem deutschen Gasnetz mit dem belgischen Netz und dem Flüssig-Erdgas-Terminal in Zeebrügge. Die Leitung enthält zwei, insgesamt 215 Kilometer lange Abschnitte: "Zeelink 1" führt von Aachen zum Niederrhein. Von dort verläuft "Zeelink 2" bis ins Münsterland (Legden bei Ahaus).

Das Projekt befindet sich nach Auskunft des Initiators in einer derart frühen Phase, dass nur ein Korridor für die Trasse existiert. Beim Rhein-Kreis Neuss ist das Vorhaben, so dessen Sprecher Reinhold Jung, seit April bekannt. "Wir befinden uns in einem Anfangsstadium, in dem wir das Projekt nicht bewerten wollen", so Jung.

Im Kaarster Rathaus ist das Thema angekommen; Bürgermeister Franz Josef Moormann verweist auf ein Info-Schreiben des Investors. "Allerdings haben wir noch keine Informationen, wo Kaarst betroffen sein wird." Nach dem bisherigen groben Trassenverlauf, der im "Nationalen Entwicklungsplan Gas" verzeichnet ist, geht Moormann vom Kaarster Westen aus. "Ich habe meine Mitarbeiter im technischen Bereich beauftragt, das Thema zu prüfen", so der Verwaltungs-Chef. Die Stadt Karst wird - wie alle betroffenen Kommunen - bei der Trägerbeteiligungen gehört.

Im Jüchener Rathaus stellten sich Mitarbeiter von "Open Grid Europe GmbH" bereits vor. "Wir kennen noch keinen konkreten Verlauf", erklärt Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens. Aller Voraussicht nach werde das westliche Gemeindegebiet mit Hochneukirch, Otzenrath/Spenrath und das nordwestliche mit Kamphausen, Waat und Wey berührt sein. Für ihn ist ein "ausreichender Abstand zwischen der Gas-Pipeline und der Wohnbebauung ausschlaggebend". Für Korschenbroichs Bürgermeister Heinz Josef Dick klingt das Vorhaben plausibel; er begrüßt es "zur Sticherstellung der Gasversorgung in Europa". Von Jüchen aus verläuft die geplante Trasse über 15 Kilometer nach Glehn, entlang der Landesstraße 32 weiter nach Kaarst. Eine Verdichtungsstation aus den 70er Jahren - im Feld an der Ortsgrenze zu Glehn - soll laut Roloff genutzt werden.

In dieser Woche hat das Antragsverfahren (Scoping) begonnen - ein Teil des Planungs- und Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung. "Wir legen die Inhalte für die Untersuchung fest und prüfen, wo Widerstände sind", so Roloff. Dazu werden Mitarbeiter etwa Flora und Fauna kartieren. Zudem sind Umweltverträglichkeitsprüfungen für die Trassen-Varianten geplant.

(NGZ)
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