Kaarst Mit dem "Theaterbus" ins Konzert

Kaarst · Jedes Jahr legt die Stadt ein Abonnement für Kulturveranstaltungen in Nachbarstädten auf, das auch den Bustransfer enthält - für viele ein wichtiges Detail. Wie für die Frauen, die die "Sonntagskonzerte" gebucht haben.

Sonntagmorgen halb zehn in Büttgen am S-Bahnhof. Marina Klose, Sachbearbeiterin der Stadt Kaarst für den Bereich Kultur, wartet gemeinsam mit Marion Hüsges von der Firma Herlitschka auf die Teilnehmer der Konzertfahrt zur Tonhalle. Hüsges betreut die Fahrt mit dem sogenannten Theaterbus seit vier Jahren. "Die Gäste kenne ich fast alle, sie sind immer gut gelaunt", sagt sie. Kein Wunder, haben doch die 19 Abonnenten der "Sonntagskonzerte" ein schönes Schmankerl vor sich.

"Das Besondere dieses Angebots, das es seit Ende der siebziger Jahre gibt, ist die Kombination aus fünf Aufführungen an drei Orten - Tonhalle Düsseldorf, Theater Mönchengladbach und Philharmonie Essen - inklusive Bustranfer", erklärt Klose. Seit Februar organisiert die 33-Jährige das Ganze. "Zuvor habe ich in Wuppertal gearbeitet, aber das war mir zu weit", erzählt Klose. Der Bustransfer ist für die Frauen ein Hauptgrund, das Abo abzuschließen. An sechs verschiedenen Haltestellen in Kaarst können sie zusteigen. "Seit fünf Jahren bin ich dabei", erzählt Wilma Schmitz (79). "Das Angebot gefällt mir sehr gut und vor allem die Busfahrt ist perfekt, denn mit der S-Bahn würde das nicht so reibungslos klappen", ergänzt sie. Gertrud Faber (79) fügt hinzu, dass der einzige Wermutstropfen die jedes Mal wechselnden Plätze in der Tonhalle seien. Ute Prangenberg (72) hatte früher ein Konzertabonnement mit ihrem Mann und litt seit dessen Tod unter den einsamen Sonntagen. Das hat sich vor drei Jahren geändert. "Man lernt hier neue Leute kennen, kommt ins Gespräch, und der Sonntag ist ausgefüllt", erklärt sie. Das bestätigt die seit acht Jahren verwitwete Helga Kaiser (80). "Dieses Angebot der Stadt Kaarst für Senioren ist super! Überhaupt gibt es hier eine Infrastruktur wie in einer Großstadt, kulturell und sportlich fehlt es an nichts", findet sie. Der Meinung ist auch ihre Bekannte Sophia Schürgers (83), die durch sie auf das Abo aufmerksam wurde. "Egal wie lange der Ausflug dauert, man muss ja nichts zu Fuß machen. Und vor allem geht und kommt man im Hellen", sagt sie. Auch für Hildegard Braun (78) ist die Konzertfahrt eine gern wahrgenommene Sonntagsgestaltung. "Früher habe ich als Angestellte der Stadt die Busbegleitung gemacht, seit viereinhalb Jahren habe ich selbst ein Abo", sagt sie.

Etwas Wasser gießt Renate Lücken (75) in den Wein der Lobeshymnen: "Das Programm gefällt nicht immer, das ist klar bei fünf Veranstaltungen, die nicht alle das gleiche Niveau haben."

Kulturamtsleiter Dieter Güsgen macht heute selbst die Probe aufs Exempel und nimmt an der Fahrt teil, die grundsätzlich von einem Mitarbeiter der Stadt oder einem Ehrenamtler begleitet wird. Nachdem alle "Schäfchen" an Bord sind, erreicht der Bus um halb elf pünktlich den Veranstaltungsort. Zeit genug, um sich vor Beginn des Programms - die Düsseldorfer Symphoniker spielen Werke von Schumann und Brahms - bei einem Getränk zu erfrischen. Nach dem zweistündigen Musikgenuss zeugt das lebhafte Stimmengewirr im Bus von der allgemeinen Begeisterung.

(NGZ)
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