Kaarst Lebensretter für seltene Blutgruppen

Kaarst · Gustav Walchert spendete Blut, damit eine Dreijährige in wenigen Tagen operiert werden kann.

 Holger Lange war der erste Spender, der sich auf eine der bereitgestellten Liegen niederließ, um zur Ader gelassen zu werden.

Holger Lange war der erste Spender, der sich auf eine der bereitgestellten Liegen niederließ, um zur Ader gelassen zu werden.

Foto: L. Berns

Bei mehr als 30 Grad im Schatten Blut spenden? Holger Lange war der Erste, der den Ärmel im Vorster Pfarrzentrum hochkrempelte. Für den 37-Jährigen eine Selbstverständlichkeit: "Ich habe früher Rettungsdienst gemacht und weiß, wie dringend Blutspenden gebraucht werden." Insgesamt kamen 41 - sonst sind es ein paar mehr.

Das Team vom DRK-Blutspendedienst in Breitscheid unter Leitung von Axel Schwedler hatte alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen, als die Tür für die Blutspender geöffnet wurde. Laura Pfeiffer übernahm die Anmeldung, scannte die Ausweise der potenziellen Spender ein, druckte Formulare aus. Dann hieß es zunächst Schlange stehen für den guten Zweck. "Wir haben viele ,Wiederholungstäter'", sagte Axel Schwedler. Elke Pilz gehört dazu, sie spendete zum 50. Mal Blut.

Gustav Wachert war dreimal vom Blutspendedienst angerufen worden. Man hatte an ihn appelliert, unbedingt den nächsten Termin in der näheren Umgebung wahrzunehmen: "Man sagte mir, dass ein dreijähriges Mädchen am 24. Juli operiert werden soll und dass das Kind meine äußerst seltene Blutgruppe hat", erzählte der 73-jährige Osterather. Für ihn war es Ehrensache, nach Vorst zu fahren und seinen Beitrag zu leisten, dass die Kleine wieder gesund wird. Welche Krankheit sie hat, wurde dem Spender nicht mitgeteilt. Vor einiger Zeit wäre Gustav Wachert als Spender gar nicht in Frage gekommen: Das Höchstalter lag lange Zeit bei 68 Jahren, wurde inzwischen aber aufgehoben. Josef-Bernhard Schmitt aus Neuss war mit Ehefrau Brigitte zur Blutspende gekommen - und zeigte sich enttäuscht: Dr. Helmut Roscheck hatte ihn als Spender abgelehnt, weil sein Blutdruck zu hoch war. Aus der 127. Blutabnahme sollte also nichts werden. Dafür ließ sich Ehefrau Brigitte 500 Milliliter Blut abzapfen. Überhaupt war die "Frauenquote" überraschend hoch.

Die hochbeinigen Liegen im Pfarrzentrum verströmten das Flair einer Kurklinik. Ein kleiner Piekser ins Ohrläppchen, und schon konnten anhand des Bluttropfens Blutfarbstoff und Körpertemperatur ermittelt werden. Waren die Werte nicht auffällig, stand der Blutabnahme nichts mehr im Wege. Spender können aber immer noch den "vertraulichen Selbstausschluss" erklären, indem sie statt der grünen eine rote Plakette auf das Spenderformular kleben. Warum unterzieht man sich der Mühe, Blut zu spenden in dem Wissen, dass es nicht verwendet werden kann? "Eine gelegentliche Blutabnahme tut dem Körper gut", erklärte Dr. Roscheck. Neben einem kleinen Buffet gab's zur Belohnung für alle Spender Schokolade und ein Kartenspiel, verbunden mit der Hoffnung, dass sie wiederkommen - damit Kranke oder Unfallopfer gute Karten haben.

(barni)
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